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21.04.2016 14:00

Wissenschaftler der Uni Bremen: „Abschmelzen der Gletscher ist schon festgeschrieben“

Eberhard Scholz Pressestelle
Universität Bremen

    Das Abschmelzen der Gletscher in vielen Gebirgen der Welt ist bereits programmiert und nicht mehr zu stoppen. Das ist das erschütternde Ergebnis einer Langzeit-Untersuchung von Wissenschaftlern der Universitäten Bremen und Innsbruck. Ben Marzeion, Professor für Klimageographie am Institut für Geographie der Universität Bremen, leitet die Arbeit der Forschergruppe. Er hat die Kernaussagen heute auf einer Pressekonferenz in Wien öffentlich gemacht.

    Die Pressekonferenz ist Programmpunkt der jährlichen Versammlung der European Geosciences Union mit regelmäßig mehr als 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

    Eindrücklichstes Zeichen globaler Erwärmung

    Schmelzende Gletscher sind eines der eindrücklichsten Zeichen der globalen Erwärmung. Sie führen den Menschen die Größe der Veränderungen im Weltklima vor Augen. Neben dem Abschmelzen der Eisschilde in Grönland und der Antarktis sowie der Ausdehnung des Meerwassers durch die Erwärmung sind schmelzende Gletscher die Hauptursache des Anstiegs des Meeresspiegels.

    Aber obwohl der Rückzug der Gletscher in vielen Gebirgen der Welt das Landschaftsbild bereits deutlich verändert hat, ist die dahinterliegende Veränderung noch größer, denn Gletscher reagieren auf Klimaänderungen zeitverzögert: Wie bei einem Eisblock, den man aus dem Gefrierschrank holt, hat sich die Umgebung der Gletscher erwärmt und das Eis schmilzt. Je größer der Eisblock ist, umso länger dauert es, bis er geschmolzen ist – und Gletscher sind natürlich besonders große Eisblöcke. Bis sie sich an eine wärmere Temperatur angepasst haben, indem sie sich in höhere Lagen zurückziehen, können viele Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte vergehen. Große Teile des Eises, das wir heute im Gebirge bestaunen können, sind keine lebendigen Gletscher mehr, sondern warten lediglich darauf zu schmelzen. Das Abschmelzen der Gletscher in den nächsten Jahrzehnten ist daher nur bedingt eine Folge der kommenden Erwärmung – stattdessen spielt die Erwärmung der vergangenen Jahrzehnte eine ausschlaggebende Rolle.

    Marzeion: „60 Prozent der Gletscher verschwinden“

    „Weil die Gletscher zeitverzögert reagieren, hat unser heutiges Verhalten, und das heißt vor allem die Menge des Kohlendioxids, das wir ausstoßen, nur noch einen begrenzten Einfluss auf die Gletscher“, erklärt Professor Ben Marzeion. „Selbst wenn die Klimaerwärmung heute stoppen würde – was eine physikalische Unmöglichkeit ist – würde langfristig trotzdem etwa ein Drittel des Gletschereises weltweit schmelzen.“

    Bei der Gletscherschmelze wirken auch die ambitionierten Ziele des im Dezember in Paris verabschiedeten Klimaabkommens ernüchternd. Dort wurde beschlossen, die Erwärmung der Welt auf unter 2 Grad zu begrenzen. Dies würde bedeuten, dass in den kommenden Jahrhunderten etwa 60 Prozent der Gletscher der Welt verschwinden werden. Sogar bei dem viel schwieriger zu erreichenden Ziel einer Erwärmung von nur 1,5 Grad würden etwa 50 Prozent der Gletscher schmelzen.

    „Die Gletscher retten zu können, ist in vielen Gebirgen eine Illusion“, sagt Marzeion. „Wir werden uns an die Folgen der Gletscherschmelze anpassen müssen. Das betrifft die Küstenregionen der Welt, aber auch die Bevölkerung im Hochgebirge, der dann im Sommer eine Wasserquelle weniger zur Verfügung steht.“

    Weitere Informationen:

    Universität Bremen
    Fachbereich Sozialwissenschaften
    Institut für Geographie
    Ben Marzeion
    Professor für Klimageographie
    Tel.: 0421 218 67170
    E-Mail: ben.marzeion@uni-bremen.de
    www.marzeion.info


    Bilder

    Feldarbeiten auf dem Gletscher Artesonraju in der Cordillera Blanca, Ancash, Peru.
    Feldarbeiten auf dem Gletscher Artesonraju in der Cordillera Blanca, Ancash, Peru.
    Quelle: "Foto: Ben Marzeion / Uni Bremen"

    Der stark vergletscherte Berg Piramide, 5885 m, Ancash, Peru.
    Der stark vergletscherte Berg Piramide, 5885 m, Ancash, Peru.
    Quelle: "Foto: Ben Marzeion / Uni Bremen"


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Feldarbeiten auf dem Gletscher Artesonraju in der Cordillera Blanca, Ancash, Peru.


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    Der stark vergletscherte Berg Piramide, 5885 m, Ancash, Peru.


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