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27.04.2016 11:58

Mindestlohn in Gartenbau und Landwirtschaft: Der Selektionsdruck nimmt zu

Dr. Michael Welling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

    Die Einführung des Mindestlohns hat in den landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Betrieben Deutschlands 2015 zu deutlichen Lohnerhöhungen geführt, stellt die Betriebe aber auch vor neue große Herausforderungen. Dies zeigt eine Studie des Thünen-Instituts auf der Grundlage einer bundesweiten Befragung in Betrieben.

    Probleme sahen die befragten Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter neben der Lohnhöhe vor allem in den gestiegenen Anforderungen an die Bürokratie. Hier geht es vor allem um den hohen Verwaltungsaufwand für Arbeitszeitaufzeichnungen, aber auch um zu unflexible Ausnahmeregelungen des Arbeitszeitgesetzes bei drohenden Ernteverlusten. Mit der gesetzlich festgeschriebenen Begrenzung der Wochenarbeitszeit auf 48 Stunden sind viele Saisonarbeitskräfte unzufrieden, da sie während des kurzen Aufenthaltes in Deutschland möglichst viel verdienen möchten. Auch bei der Umsetzung von Leistungslohnsystemen und einer von den Mitarbeitern als gerecht empfundenen Lohndifferenzierung sahen die Befragten Schwierigkeiten.

    „Als Anpassung an den Mindestlohn stellen die Betriebe höhere Anforderungen an die Arbeitsleistung der Arbeitskräfte. Das wird den Umgang mit weniger leistungsfähigen Personen verändern“, berichtet die Autorin der Studie, Dr. Hildegard Garming vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft. Zum Anderen wird noch mehr als bisher in Mechanisierung investiert werden, um langfristig die Beschäftigung von Fremd- und Saisonarbeitskräften zu reduzieren. Verschiedene Betriebe planen auch, Flächen mit arbeitsintensiven Kulturen zu verringern. Das Sortenspektrum wird künftig stärker auf möglichst geringen Arbeitsaufwand bei Pflege und Ernte ausgerichtet werden.

    Die Löhne werden im Zeitraum bis 2018 stufenweise auf mindestens 9,10 €/Stunde ansteigen. In der Erzeugung von Obst und Gemüse führt dies in vielen Fällen zu einem deutlichen Anstieg der Produktionskosten. So ergaben Modellrechnungen anhand typischer Betriebe, dass gegenüber 2014 die Produktionskosten von Äpfeln um etwa 7 %, von Spargel um 12 % und von Erdbeeren um 16 % steigen werden. Inwieweit dies auf die Verbraucher überwälzt werden kann oder zu mehr Importen führt, bleibt abzuwarten.

    Die Studie, die im April an Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt übergeben wurde, ist inzwischen als Thünen Working Paper 53 veröffentlicht und kann auf der Webseite des Thünen-Instituts heruntergeladen werden (http://www.thuenen.de).

    Kontakt:
    Dr. Hildegard Garming
    Thünen-Institut für Betriebswirtschaft, Braunschweig
    Tel.: 0531 596-5113
    Mail: hildegard.garming@thuenen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.thuenen.de/media/publikationen/thuenen-workingpaper/ThuenenWorkingPap... - Thünen Working Paper 53


    Bilder

    Beschäftigte bei der Kontrolle von Salatpflanzen
    Beschäftigte bei der Kontrolle von Salatpflanzen
    Quelle: (© Kathrin Strohm/Thünen-Institut)

    Thünen-Präsident Prof. Folkhard Isermeyer (l.) und Dr. Hildegard Garming, Mitarbeiterin am Thünen-Institut, bei der Übergabe des Berichts an Bundesminister Schmidt (r.)
    Thünen-Präsident Prof. Folkhard Isermeyer (l.) und Dr. Hildegard Garming, Mitarbeiterin am Thünen-In ...
    Quelle: (© BMEL)


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Politik, Tier / Land / Forst, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Beschäftigte bei der Kontrolle von Salatpflanzen


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    Thünen-Präsident Prof. Folkhard Isermeyer (l.) und Dr. Hildegard Garming, Mitarbeiterin am Thünen-Institut, bei der Übergabe des Berichts an Bundesminister Schmidt (r.)


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