Kritische Worte bei der Jahrestagung der Pathologen
"Bei von Hagens geht es vorrangig um Sensation" -
Auch heftig beworbene, neue Massentests haben nur Nachteile
Bamberg/Berlin, den 13. Juni 2003 -
"Es ist unübersehbar, dass es bei den Veranstaltungen des durch seine Ausstellung 'Körperwelten' bekannt gewordenen Dr. Gunther von Hagens vorrangig um Sensation und kaum um Information geht", erklärte der Pressereferent der Deutschen Gesellschaft für Pathologie (DGP), Prof. Manfred Stolte (Bayreuth), anlässlich der 87. DGP-Jahrestagung in Bamberg vom 11.-14.6.03. Es bestehe die Gefahr, dass Obduktionen als wichtiges Instrument der ärztlichen Qualitätssicherung, Ausbildung und Krankheitserforschung in der Öffentlichkeit diskreditiert werde. Die Deutsche Gesellschaft für Pathologie lehnt daher öffentliche Obduktionen entschieden ab. Hier werde die Würde des verstorbenen Menschen nicht gewahrt.
Pathologen werden als "Lotsen der Therapie" bezeichnet. Nur ein geringerer Teil ihrer Arbeit widmen sie den Obduktionen, und zwar dann, wenn es der Entdeckung von neuen und der Aufklärung von Ursachen bekannter Krankheiten dient. Hauptsächlich befassen sich Pathologen mit dem Dienst am lebenden Patienten. Dazu gehören unter anderem Krebsvorsorge-Untersuchungen und die Untersuchung von Präparaten während Operationen. Die in Krimis fälschlicherweise als "Pathologen" bezeichneten Aufklärer von Verbrechen hingegen sind in Wirklichkeit Gerichtsmediziner, die sehr viel mehr Obduktionen zur Klärung von Todesursachen vornehmen müssen.
Hauptthemen des diesjährigen Pathologen-Kongresses sind unter anderem Krankheiten der Speiseröhre und des Magen-Darm-Traktes, darunter vor allem Krebserkrankungen. Das Leitthema lautet: "Aufbruch in die Genompathologie"; hier werde deutlich werden, dass die Pathologie auch in einer völlig neuen Ära der Medizin eine Leitfunktion haben wird, indem sie die rasanten Fortschritte der Gentechnik für neue ärztliche Konzepte nutzt, sagte der DGP-Vorsitzende Prof. Harald Stein (Berlin). Der Festvortrag in Bamberg befasste sich mit dem Gründer der Pathologen-Gesellschaft, dem berühmten Arzt Rudolf Virchow unter dessen Motto: "Die Politik ist weiter nichts als Medicin im Grossen".
Die DGP hält ihre Jahrestagungen traditionell gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Zytologie (Fachleute für Zelldiagnostik) ab. Der Vorstand der Zytologen-Gesellschaft kritisierte in Bamberg die Kommerzialisierung bestimmter Tests. Die Untersuchung auf Papilloma-Viren (HPV-Test) zum Beispiel als "Screening", also als bevölkerungsweite Verdachtsuntersuchung, die derzeit von Herstellern heftig beworben wird, sei kaum aussagefähig, dafür aber sehr teuer. Zudem würde ein solches Screening viele Frauen unnötig in Ängste stürzen, obwohl sie in Wirklichkeit nicht krank sind. Es gebe überhaupt keinen Grund, die bewährten gynäkologischen Krebsvorsorge-Untersuchungen (Abstriche) zu ersetzen.
Ansprechpartner:
Prof. Dr.med. Manfred Stolte
Universität Bayreuth, Institut für Pathologie
Preuschwitzer Straße 101, 95445 Bayreuth
Tel.: 0921/400-5602, Fax: -5609
E-Mail: Pathologie.Klinikum-Bayreuth@t-online.de
www.dgp.pathologie.med.uni-erlangen.de/Jahrestagung_Bamberg_2003/Jahrestagung%202003.html
www.mwm-vermittlung.de/aktuelles.html
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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