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13.06.2003 16:09

EU-Konvent ist zu kurz gesprungen

Julia Schormann Pressestelle
Bertelsmann Stiftung

    Bertelsmann Stiftung sieht Handlungsfähigkeit und Transparenz für Europa nicht gestärkt

    Gütersloh/Brüssel, 13. Juni 2003. "Der EU-Konvent ist mit dem nun vorgelegten Ergebnis zu kurz gesprungen", so die Einschätzung von Prof. Werner Weidenfeld, Präsidiumsmitglied der Bertelsmann Stiftung. "Das große Ziel der Stärkung von Transparenz und Handlungsfähigkeit wird nicht erfüllt." Die Defizite des heute vorgelegten Verfassungsentwurfes konzentrieren sich nach Auffassung der Europa-Experten der Stiftung auf zwei Bereiche: Eine diffuse Organisation bei der Arbeit des Ministerrates und ein Mangel an Effizienz und Legitimität.

    Die nun festgelegten Regelungen für die Organisation des Ministerrates stünden im Wider­spruch zum Grundsatz der demokratischen Gewaltenteilung. So weiche die Endfassung des Verfassungsentwurfes von dem ursprünglichen Vorschlag des Präsidiums ab, einen eigen­ständigen Gesetzgebungsrat als eine Art Staatenkammer auf europäischer Ebene einzurichten. Statt dessen solle der Rat "Allgemeine Angelegenheiten und Gesetzgebung" weiterhin zugleich exekutive und legislative Funktionen wahrnehmen - wenn auch in wechselnder Zu­sammensetzung. Ein solches Verfahren sei in höchstem Maße intransparent und ineffektiv, kommentieren die Europa-Experten der Bertelsmann Stiftung.

    Der Mangel an Effizienz und Legitimität werde sowohl bei den institutionellen Reformen als auch bei den Verfahrensreformen deutlich. So bestehe die Gefahr einer Machtverschiebung in der künftigen EU-Spitze zugunsten des gewählten Präsidenten des Europäischen Rates. Hauptgrund dafür sei, dass der Kommissionspräsident durch das vorgesehene Wahlverfahren demokratisch weiterhin schwach legitimiert bleibe. Das nun vorgeschlagenen Verfahren sehe vor, dass der Kandidat durch den Europäischen Rat benannt und anschließend durch das Eu­ropäische Parlament lediglich abgenickt werde. Vielmehr müsse das Verfahren vom Kopf auf die Füße gestellt werden, indem der Kommissionspräsident vom Europäischen Parlament gewählt und anschließend durch die Staats- und Regierungschefs im Europäischen Rat bestätigt werde. Diese fehlende Balance bei der Umgestaltung des Institutionengefüges setze sich bei der nach wie vor unscharfen Rollendefinition für die Ämter des Präsidenten des Europäi­schen Rates und des EU-Außenministers fort.

    Ein großes Defizit ist nach Ansicht der Bertelsmann Stiftung die nun immer noch im Ver­tragsentwurf enthaltene Einstimmigkeit für den Bereich der Außen- und Sicherheitspolitik. Hier fordern die Europa-Experten nachdrücklich den Übergang zu qualifizierten oder zumin­dest superqualifizierten Mehrheiten. "Das Menetekel der Uneinigkeit während des Irak-Kon­flikts", diagnostiziert Prof. Weidenfeld, "schwebte bis zum Schluss über den Konventsbera­tungen. Um künftig international geschlossen und wirksam auftreten zu können, muss das große Europa dieses Trauma überwinden." Nachdem der Konvent jedoch beschlossen habe, über die Frage der Abstimmungsregeln erst nach dem Gipfel von Thessaloniki zu entschei­den, bestünde gerade hier aber noch die Möglichkeit zu Korrekturen.

    Die Bertelsmann Stiftung begleitet im Rahmen des Projektes "Sytemwandel in Europa" gemeinsam mit dem Centrum für angewandte Politikforschung (CAP) die Arbeit des EU-Verfassungskonvents durch kritische Analysen und strategische Reformvorschläge. Die Anregungen werden dabei den Mitgliedern des Konvents in einem eigens entwickelten Medium - dem "Konvent-Spotlight" - regelmäßig zur Verfügung gestellt. Alle bisherigen Ausgaben zum Download unter: www.eu-reform.de.

    Rückfragen an: Thomas Fischer, Projektmanager, Bertelsmann Stiftung,
    Telefon: 00 49 / (0) 52 41 / 81-81 265

    Annette Heuser, Leiterin des Brüssel-Büros, Bertelsmann Stiftung,
    Telefon: 00 32 / 2 / 280 2830


    Weitere Informationen:

    http://www.eu-reform.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Politik, Recht
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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