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03.05.2016 07:40

Was ist Inklusion? Tagung an der Hochschule Düsseldorf

Simone Fischer Informations- und Pressestelle
Hochschule Düsseldorf

    Über 450 Teilnehmende aus Wissenschaft, Praxis und Politik diskutierten auf der diesjährigen zweitägigen Tagung der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) in 40 Panels die Perspektiven der Sozialen Arbeit auf Inklusion. 230 Vortragende präsentierten dabei ihre Positionen in Form von Workshops, Vorträgen und Posterpräsentationen. Die bislang größte Tagung der DGSA fand am neuen Campus der Hochschule Düsseldorf statt, am Fachbereich der Sozial- und Kulturwissenschaften.

    Die politische Dimension der Inklusion von heute

    Christina Kampmann, Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes
    Nordrhein-Westfalen, und Burkhard Hintzsche, Sozialdezernat und Stadtdirektor der Landeshauptstadt Düsseldorf stellten die politische Dimension der Inklusion in ihren Grußworten in den Vordergrund. Beide unterstrichen die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit von Disziplin und Profession der Sozialen Arbeit mit der Politik, um den Normen und ökonomischen Werten, die zu verletzbaren Positionierungen führen, etwas entgegensetzen zu können. Integration – und zwar ihr dichter Begriff, der eine gemeinsame Erfahrungsgeschichte unter zufällig herrschenden Werten bedeutet – ist laut Micha Brumlik, em. Professor an der Goethe Universität Frankfurt a.M., das, was die Gesellschaft zusammenhält. Michaela Köttig, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit und Professorin an der Frankfurt University of Applied Sciences, diskutierte das Problem der Anerkennung unterschiedlicher Erfahrungen unter Berücksichtigung der Historizität der Differenzlinien. Diese politische Dimension der Inklusion setzte sich in den Panelvorträgen fort. Kerstin Oldemeier aus dem Deutschen Jugendinstitut präsentierte am Beispiel der bislang größten deutschen Studie über Coming-out von Jugendlichen, wie es möglich ist, eine quantitative Fragebogenerhebung inklusiv zu gestalten, nämlich indem andere Optionen als nur die Zweigeschlechtlichkeit weiblich/männlich berücksichtigt werden, Optionen, die die Befragten selbst definieren können. Yvette Völschow, Silke Brigitta Gahleitner, Katharina Gerlich und Mascha Körner stellten ihre multidisziplinär und institutionsübergreifend angelegte Studie über Opfer von Menschenhandel zum Zwecke sexueller Ausbeutung vor und diskutierten kritisch die Beratungsangebote und Begleitungsangebote mit dem Ziel der Teilhabe. Dies sind nur zwei Beispiele aus den 40 Panels.

    Die diesjährigen Highlights

    Zu den diesjährigen Highlights der Tagung zählt der Film über das 25 jährige Bestehen der
    DGSA, der in Kürze auch auf YouTube zugänglich sein wird. Darüber hinaus wurde ein neuer Vorstand gewählt. Prof. Dr. Sabine Stövesand (HAW Hamburg) und Prof. Dr. Gudrun Ehlert (Hochschule Mittweida) wurden aus dem Vorstand verabschiedet. Die neuen Vorsitzenden sind Prof. Dr. Michaela Köttig (Frankfurt University of Applied Sciences) und Prof. Dr. Barbara Thiessen (Hochschule Landshut). Der Vorstand gewann neue Beisitzerinnen in Prof. Dr. Sonja Kubisch (TH Köln) und Prof. Dr. Claudia Steckelberg (Hochschule Neubrandenburg).

    Eine selbstkritische Perspektive der Sozialen Arbeit auf Inklusion

    „Wie inklusiv hätten Sie’s gerne?“ lautet die Frage der Abschlussveranstaltung. Was braucht die Soziale Arbeit, um sich weiterhin für gleichberechtigte Teilhabe und soziale Gerechtigkeit in dieser Gesellschaft einzusetzen. Für María do Mar Castro Varela, Professorin an der Alice Salomon Hochschule Berlin tragen die selbstkritischen Instrumente zur Weiterentwicklung der Disziplin und der Profession der Sozialen Arbeit und zur Transformation der Gesellschaft bei. Soziale Arbeit, fährt sie in Anlehnung an Michel Foucault fort, brauche theoretische Strategien um zu erforschen, ab wann für wen etwas wodurch zum Problem geworden ist.
    Dem schließt sich auch Ruth Enggruber an, Professorin an der Hochschule Düsseldorf, indem sie fragt, inwiefern Soziale Arbeit mit der Inklusion Etikettierungen und Stigmatisierungen unterstützt und selbst Ausgrenzungen produziert.
    Clemens Dannenbeck, Professor an der Hochschule Landshut, betont, dass Inklusion eher ein Prozess und kein Zustand ist. Die damit verbundenen gesellschaftlichen Aufgaben sind nie abschließbar und erfordern die Solidarität der Beteiligten. Christine Lüders, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, bestätigt die wichtige Rolle kritischer Wissenschaft und Forschung in diesem Feld und fordert Institutionen und Bürger_innen auf, ihre Einflussfelder zur Förderung von Teilhabe und Gerechtigkeit zu erkennen und aktiv zu gestalten.
    Was braucht die Soziale Arbeit bei diesem Prozess? Vielleicht kann diese Frage mit den Worten von Ruth Enggruber beantwortet werden, die sich wünscht, dass die Studierenden der Sozialen Arbeit so ausgebildet werden, dass sie ihre kritischen Perspektiven auch im Kontext restriktiver Institutionen beibehalten.


    Weitere Informationen:

    http://www.dgsa.de
    http://www.hs-duesseldorf.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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