23. nicht öffentliches Berliner Colloquium zur Zeitgeschichte am 20. und 21. Mai 2016
Die öffentliche und wissenschaftliche Diskussion über das heutige Russland ist noch immer von einer starken Konzentration auf das politische System und dessen Eliten geprägt. Daneben dominieren zwei weitere Tendenzen: Es kommen Konzepte zur Anwendung, die zur Erklärung des Stalinismus entwickelt wurden, und Russlands angebliche exotische Einzigartigkeit wird immer wieder betont und mit selektiven internationalen Vergleichen belegt.
Das Ziel des von Dr. Mischa Gabowitsch konzipierten Berliner Colloquiums (Societal Transformation in Russia Since 1980) ist es, neue Zugänge zum Verständnis der Transformation der russischen Gesellschaft während der letzten Jahrzehnte zu entwickeln. Der Zeithistoriker und Soziologe möchte mit etwa 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Bereichen der Soziologie und Geschichtswissenschaft, aber auch der Geographie und Anthropologie über neue Ansätze diskutieren, die über politikzentrierte Perspektiven hinausweisen. Gabowitsch plädiert für einen Dialog zwischen Wissenschaftlern, die sich vor allem mit der letzten Dekade der Sowjetunion befassen, und solchen, die zum heutigen Russland forschen.
Gabowitsch betont, dass die russische Gesellschaft bis heute kaum je als eigenständiger Gegenstand von Untersuchungen auftritt, sondern nur im Hinblick auf die Wechselwirkung mit dem Staat betrachtet wird. Zur Diskussion wird stehen, wann eine solche Reduzierung der Gesellschaft auf politische Dimensionen an ihre Grenzen stößt. Und andersherum: Kann die russische Politik aus Besonderheiten der Gesellschaftsstruktur heraus erklärt werden?
Gemeinsam wollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer neue analytische Konzepte ausprobieren, die das überkommene, normativ überfrachtete Vokabular von "Homo sovieticus", "Postsozialismus", "Apathie" oder "Atomisierung", "Modernisierung" und "Traditionalismus" ersetzen könnten. Als Stichdatum dient dabei das Jahr 1980 – das Jahr, in dem der Ölboom der 1970er Jahre endete und in dem erstmals in großem Stil Soldaten aus Russland nach Afghanistan entsendet wurden. 1980 begann eine fast ununterbrochene Serie militärischer Einsätze, die bis heute weitreichende Auswirkungen auf die russische Gesellschaft hat.
Die Berliner Colloquien zur Zeitgeschichte sind ein Projekt des Hamburger Instituts für Sozialforschung in Kooperation mit dem Einstein Forum, Potsdam. Die Colloquien finden vier Mal im Jahr in Berlin statt und werden von Dr. Bettina Greiner koordiniert.
Sollten Sie Rückfragen haben oder ein Gespräch mit dem wissenschaftlichen Organisator Dr. Mischa Gabowitsch (Einstein Forum, Potsdam) oder mit der Koordinatorin Dr. Bettina Greiner (Hamburger Institut für Sozialforschung) führen wollen, wenden Sie sich gern an:
Hamburger Institut für Sozialforschung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Regine Klose-Wolf
Mittelweg 36
20148 Hamburg
Tel. 040 – 41 40 97 12
presse@his-online.de
http://www.berlinercolloquien.de/ zur Website der Berliner Colloquien zur Zeitgeschichte
Logo des Einstein Forums, Potsdam
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik
überregional
Kooperationen, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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