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03.05.2016 11:29

Den Menschenrechten eine Heimat geben

Detlef Bremkens Dez. 3 KIT Kommunikation, Innovation, Transfer
Hochschule Bochum

    2. Tag der Vielfalt an der Hochschule Bochum stieß auf großes Interesse

    Von Rüdiger Kurtz
    "Ich habe jetzt einen Eindruck davon, wie sich ältere oder behinderte Menschen fühlen", berichtete Luisa Würdisch erschöpft, nachdem sie – künstlich behindert und auf einen Rollator gestützt - einen Parcour durch die Hochschule Bochum bewältigt hatte. Am Stand der Unfallkasse NRW war die Wirtschaftsstudentin zuvor durch eine Spezialbrille sowie das Anlegen von Gelenkmanschetten, zusätzlichen Gewichten und einer Halskrause innerhalb weniger Minuten um Jahrzehnte gealtert. "Wir möchten, dass junge und gesunde Menschen im wahrsten Sinne des Wortes 'erleben' können, wie sich der Alltag mit grauem Star und eingeschränkter Beweglichkeit anfühlt", so Dr. Achim Deiwick von der Unfallkasse NRW.
    Zahlreiche Institutionen und Organisationen, die im Bereich Behinderung und Inklusion tätig sind, nutzten den Tag der Vielfalt am 28. April um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Da neben den Studierenden und Mitarbeitern auch zahlreiche Gäste erschienen, die nicht unmittelbar zur Hochschule gehörten, waren alle Stände den ganzen Tag über gut besucht. Entsprechend zufrieden zeigten sich die Organisatoren. "Es haben deutlich mehr Menschen unser Angebot wahrgenommen als noch beim ersten Tag der Vielfalt vor zwei Jahren", freute sich Benjamin Thomas vom Inklusionsteam der Hochschule Bochum.
    Höhepunkt des Tages war die Podiumsdiskussion zum Thema "Auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft – 10 Jahre UN Behindertenrechtskonvention – Quo vadis NRW?". Hier wurde deutlich, dass man sich in NRW intensiv mit der Umsetzung der Konvention auseinandersetzt, unter anderem im Aktionsplan "nrw.inklusiv" der Landesregierung. Alle im Landtag vertretenen Parteien hatten ihr Fachpersonal zur Diskussionsrunde unter der Leitung von Wirtschaftsdekan Prof. Dr. Dieter Rüth, der auch Senatsbeauftragter der Hochschule Bochum für Behinderte und chronisch Kranke ist, abgestellt. Lediglich Ursula Doppmeier, behindertenpolitische Sprecherin der CDU, musste kurzfristig krankheitsbedingt absagen.
    Nach der Begrüßung durch Vizepräsidentin Prof. Dr. Andrea Mohnert und einem beeindruckendem Film über die zentralen Werte des Leitbildes der Hochschule Bochum, die in Gebärdensprache vorgestellt wurden, begann eine lebhafte Diskussion über die Umsetzung der UN Behindertenrechtskonvention. "In Nordrhein-Westfalen ist die Konvention ein Taktgeber um vorhandene gesetzliche Strukturen zu verändern", sagte Josef Neumann, behindertenpolitischer Sprecher der SPD Landtagsfraktion: "So müssen etwa die Universitäten die Lehrerausbildung ändern, damit die Förderung von Menschen mit Behinderung in den Schulen besser wird." Oliver Wegner kritisierte die angesprochene Neufassung des Lehrerausbildungsgesetzes als zu wenig konkret. "Es gibt zu viele Kann-Bestimmungen, nur wenige Soll- und keinerlei Muss-Bestimmungen", so der sozialpolitische Sprecher der Piraten-Fraktion: "Hier wurde die Chance auf eine wirkliche Veränderung vertan".
    Kontrovers geführt wurde auch die Diskussion um die "richtige" Schulform für Kinder mit Behinderung. Gemäß der UN-Behindertenrechtskonvention haben die Eltern eines behinderten Kindes ein Recht auf die freie Wahl der Schulform. Schulische Inklusion oder gezielte Förderung an einer Sonderschule? Manuela Grochowiak-Schmieding von Bündnis 90 / Die Grünen sprach sich gegen "Schutzräume" aus und forderte für alle Kinder das "Recht auf ein breites Bildungsangebot, das in einer Regelschule eher gegeben ist als auf einer Förderschule." Elisabeth Veldhues, widersprach: "Der beste Förderort kann genauso gut eine Förderschule wie eine Regelschule sein", so die Beauftrage der Landesregierung für die Belange der Menschen mit Behinderung: "Eltern und Kinder müssen gut beraten werden, welche individuellen Möglichkeiten sich bieten und sollten dann gemeinsam entscheiden."
    Im weiteren Verlauf der Podiumsdiskussion, die für die zahlreich erschienenen Gehörlosen von zwei Gebärdensprachendolmetscherinnen simultan übersetzt wurde, wurden weitere Themen wie Gewalt gegen Menschen mit Behinderung oder die Finanzierung von Inklusionsangeboten an Hochschulen ausführlich besprochen. Alle Teilnehmer bedankten sich am Ende bei dem äußerst engagierten Team der Inklusionspartner um Detlef Bieber und Professor Dieter Rüth für die hervorragende Organisation der Veranstaltung. "Bei ihnen wird das Thema Inklusion tatsächlich gelebt", lobte stellvertretend Josef Neumann von der SPD: "Die Menschenrechte haben an der Hochschule Bochum eine Heimat."


    Weitere Informationen:

    http://www.hochschule-bochum.de/studieren-mit-behinderung/tag-der-vielfalt.html - Das Programm des 2. Tages der Vielfalt am 28. April 2016


    Bilder

    Politisch stark besetzt war die Podiumsdiskussion am Nachmittag. Gebärdendolmetscherinnen sorgten dafür, dass auch die zahlreichen Gehörlosen im Publikum die Diskussion verfolgen konnten.
    Politisch stark besetzt war die Podiumsdiskussion am Nachmittag. Gebärdendolmetscherinnen sorgten da ...

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    Wie eine Zeitreise in die eigene Zukunft war der Parcour der Unfallkasse NRW. Er machte deutlich, wie sich ältere und behinderte Menschen fühlen.
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    Fotos: Rüdiger Kurtz/Hochschule Bochum
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, jedermann
    fachunabhängig
    regional
    Organisatorisches, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Politisch stark besetzt war die Podiumsdiskussion am Nachmittag. Gebärdendolmetscherinnen sorgten dafür, dass auch die zahlreichen Gehörlosen im Publikum die Diskussion verfolgen konnten.


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