BfG und BAW starten ethohydraulische Versuche
Die großen Flüsse in Deutschland sollen wieder durchgängig werden, insbesondere für Fische. Ein Schritt dorthin sind Fischaufstiegsanlagen an Querbauwerken wie Wehren und Staustufen. Wie jedoch muss eine solche Anlage konstruiert sein, damit Fische den Einstieg in diese Fischtreppe finden und passieren können? In ethohydraulischen Versuchen werden nun die Bedürfnisse von Fischen erforscht, um diese später beim Bau der Fischaufstiegsanlagen zu berücksichtigen.
Das Verhalten von Fischen in unterschiedlichen Strömungsmustern zu verstehen, ist das Ziel der Untersuchungen in einer neuen Versuchsanlage an der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) in Karlsruhe. Fischexperten der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) setzten Anfang April die ersten Fische in die Versuchsrinne, um das Aufstiegsverhalten zu beobachten. Vorher hatten die Ingenieure der BAW in der Versuchsrinne vergleichbare Bedingungen wie in einer realen Fischaufstiegsanlage geschaffen. Die gemeinsame Analyse dieser sogenannten ethohydraulischen Versuche durch die Experten der BfG und BAW bildet einen wesentlichen Baustein für die Bemessung von Fischaufstiegsanlagen.
Durchwanderbare Flüsse sind eine wesentliche Voraussetzung für intakte Fischpopulationen und damit für den guten Zustand der Fließgewässer. Diese langfristig in einen guten ökologischen Zustand zu bringen, ist das Ziel der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Ein wesentlicher Schritt hierzu ist der Bau von Fischaufstiegsanlagen an den Stauanlagen der Flüsse, die den Fischen Wanderungen zu ihren Laich-, Aufzucht- und Nahrungsgebieten ermöglichen.
Derzeit plant die zuständige Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) an über 40 Stauanlagen neue Fischaufstiegsanlagen. Diese Planungen stellen Ingenieure und Biologen häufig vor große Herausforderungen, denn den Einstieg in eine Fischaufstiegsanlage zu finden, ist für Fische oft schwierig. Zum einen ist die Einstiegsöffnung der Fischaufstiegsanlage im Vergleich zur Breite der gesamten Stauanlage sehr klein, insbesondere an den großen Flüssen. Zum anderen erzeugen Turbinen in den Wasserkraftanlagen oder der Überfall an großen Wehren starke Turbulenzen, die Fische irritieren können.
Dazu erläutert der Leiter der Projektgruppe Ökologische Durchgängigkeit im Referat Tierökologie, Dr. Matthias Scholten: „Damit Fische den Einstieg einer Fischaufstiegsanlage finden können, ist nach derzeitigem Kenntnisstand die Ausbildung einer Leitströmung entscheidend. Diese muss sich von der turbulenten Strömung im Unterwasser einer Stauanlage absetzen und den Fischen den Weg zum Einstieg weisen.“ Insbesondere an den großen Flüssen reicht hierfür der Durchfluss in der Fischaufstiegsanlage nicht immer aus. In Folge dessen kann es erforderlich werden, kurz oberhalb des Einstiegs zusätzliches Wasser in die Fischaufstiegsanlage hinzuzugeben. Doch wieviel Wasser braucht man, um für Fische eindeutige hydraulische Signale zur Auffindbarkeit zu senden? Wie kann das Wasser in eine Fischaufstiegsanlage zugegeben werden, ohne die Passierbarkeit für Fische zu verschlechtern?
Hier setzen nun die gemeinsamen Versuche der Fischexperten der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) und der Experten für Hydraulik der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) an: Denn nur im Labor können Fische in ihrem Verhalten im Zusammenhang mit den erzeugten Strömungen beobachtet werden.
Weitere fachliche Informationen: Dr. Matthias Scholten, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Referat Tierökologie, Fon: 0261/1306 5937, Mail: scholten@bafg.de
Pressekontakt: Dr. Sebastian Kofalk, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Am Mainzer Tor 1, 56068 Koblenz, Fon: 0261/1306 5330, Mail: Kofalk@bafg.de
BfG-Mitarbeiter erfassen das Fischverhalten an der Versuchsanlage
Foto: BAW
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
Bauwesen / Architektur, Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsprojekte, Kooperationen
Deutsch
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