Interdisziplinäre Tagung "300 Jahre St. Petersburg" vom 20.-21. Juni an der Universität Jena
Jena (17.06.03) Ein neues Russland, weltoffen, rational, europäisch - das war der Traum Zar Peters des Großen (1672-1725). Als Vorbild für sein rückständiges Reich ließ er mitten im unwirtlichen Newa-Delta eine neue Hauptstadt aus dem sumpfigen Boden stampfen - hier wollte er seinen Traum Wirklichkeit werden sehen: St. Petersburg. In diesen Wochen feiert die einstige Zarenresidenz mit dem deutschen Namen den 300. Jahrestag ihrer Gründung. Das Jubiläum ist Anlass für eine interdisziplinäre Tagung vom 20.-21. Juni an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Ihr Thema: St. Petersburg und seine Rolle als Russlands Tor zum Westen - gestern, heute und morgen.
"In der Geschichte Russlands steht St. Petersburg für die Hinwendung zu Europa. Moskau dagegen ist das Symbol für den Rückzug auf sich selbst", erläutert Prof. Dr. Helmut Hubel. Der Politologe von der Friedrich-Schiller-Universität hat die Tagung initiiert. "Was St. Petersburg beziehungsweise Leningrad außerdem für das russische Selbstverständnis bedeutet, machen allein schon zwei Ereignisse des 20. Jahrhunderts klar: die Oktoberrevolution von 1917 und der erfolgreiche Widerstand gegen die deutsche Belagerung 1941-44, die unter der Bevölkerung der Stadt zwischen 600.000 und 1 Million Todesopfer gefordert hat", so der Jenaer Lehrstuhlinhaber für Außenpolitik und Internationale Beziehungen weiter.
Im Westen wiederum seien es die Werke von Künstlern aus St. Petersburg gewesen, die das Bild von Russland und seiner Kultur entscheidend mitgeprägt hätten, sagt Hubel und nennt als Beispiele die Romane Dostojewskis und die Musik Schostakowitschs. "Zur historischen und kulturellen Bedeutung der Stadt kommt noch ihr Potenzial als Handels-Drehscheibe im Zeichen der Globalisierung. Das Phänomen St. Petersburg lässt sich also am besten über einen interdisziplinären Zugang erschließen", ist Hubel überzeugt.
Die von der Kölner Otto Wolff-Stiftung geförderte Tagung haben der Politikwissenschaftler und seine Jenaer Kollegen Prof. Dr. Joachim von Puttkamer (Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte) sowie Prof. Dr. Ulrich Steltner (Lehrstuhl für Slawische Literaturwissenschaft) gemeinsam vorbereitet. Auf dem Programm stehen u. a. Vorträge über die Rolle St. Petersburgs für die Reformprojekte im heutigen Russland, über die einstigen europäischen Eliten der Stadt und über die Belagerung Leningrads durch Hitlers Wehrmacht. Das 'dämonische' Petersburg der Literatur wird ebenso zur Sprache kommen wie die aktuellen Perspektiven der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen diskutiert werden - letztere in einem Roundtable-Gespräch von Vertretern der deutschen Wirtschaft mit dem Leiter des Handels- und Wirtschaftsbüros an der Russischen Botschaft in Berlin, Wladimir P. Matwejew (20. Juni, 16.15 Uhr).
Einen musikalischen Höhepunkt wird der Auftritt des russischen Pianisten Iwan Sokolow am Donnerstag (20. Juni) um 19 Uhr in der Universitäts-Aula (Fürstengraben 1) bilden. Der in Köln und Moskau lebende Musiker wird Werke von St. Petersburger und Leningrader Komponisten spielen und erläutern - darunter die "Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgski (Unkostenbeitrag: 3 Euro).
Zu allen Veranstaltungen der Tagung ist die Öffentlichkeit herzlich eingeladen. Veranstaltungsort für die Vorträge und das Roundtable-Gespräch ist der Senatssaal im Uni-Hauptgebäude (Fürstengraben 1), für das Klavierkonzert die Aula.
Kontakt:
Prof. Dr. Helmut Hubel
Institut für Politikwissenschaft der Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945410
Fax: 03641 / 945412
E-Mail: helmut.hubel@uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater, Politik, Recht, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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