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17.09.1998 00:00

6. Weltkongreß für Psychiatrische Genetik

Dorothea Carr Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Die seit 1989 in Großbritannien und den USA durchgeführten Kongresse für Psychiatrische Genetik bringen Psychiater, Humangenetiker und Biometrische Genetiker zusammen. In Bonn wird mit 450 Teilnehmern, überwiegend aus dem Ausland, gerechnet. Zum erstenmal werden auch mindestens 25 Teilnehmer aus den ost- und südosteuropäischen Ländern erwartet. Träger der Kongreß-Serie ist die International Society of Psychiatric Genetics (ISPG). Gegenwärtiger Präsident der Gesellschaft ist Prof. Peter McGuffin, Cardiff/UK. Seit 1997 finden die Kongresse jährlich statt, da der bisherige zweijährige Turnus der Entwicklung in der Analyse genetisch komplexer Krankheiten nicht mehr gerecht wird.

    Tagungsort: Hörsäle der Institute für Anatomie, Physik, Geographie,Posterausstellung im Poppelsdorfer Schloß und neben dem Physikalischen Hörsaal.

    Kongresspräsident: Prof. Dr. med. Peter Propping Direktor des Instituts für Humangenetik, Universität Bonn

    Pressekonferenz:
    Dienstag, 6. Oktober 1998 um 11.30 h
    Ort: Geographisches Institut, Meckenheimer Allee 166, Bonn- Poppelsdorf, Raum: "Roter Salon"
    An der Pressekonferenz nehmen teil:
    Tagungspräsident Prof. Dr. Peter Propping, Universität Bonn
    Prof. Dr. Peter McGuffin, Präsident der International Society of Psychiatric Genetics, Cardiff/UK
    Prof. Dr. Wolfgang Maier, Universität Bonn
    Prof. Dr. Benno Müller-Hill, Universität zu Köln

    Psychiatrische Krankheiten sind in der Bevölkerung häufig. Etwa 1% der Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an einer Schizophrenie oder an einer manisch-depressiven Krankheit. Mindestens 7% leiden an einer Depression, 5% der Männer an Alkoholismus, und bis zum 80. Lebensjahr sind 3-5% der Menschen von der Alzheimerschen Krankheit betroffen. An der Entstehung aller dieser beispielhaft genannten Krankheiten sind genetische Faktoren beteiligt, wenn auch im einzelnen bisher nur ansatzweise verstanden. Man bezeichnet heute die Merkmale und Krankheiten als "genetisch komplex", die mit einer gewissen Familiarität auftreten, sich aber nicht mit einem einfachen Erbgang nach Mendel erklären lassen.

    Genetische Methoden haben eine immer größere Bedeutung für die Ursachenforschung von Krankheiten. Bisher lagen die größten Erfolge der Humangenetik bei den monogenen Merkmalen und Krankheiten. Durch die rasante Entwicklung der molekularen Humangenetik, insbesondere das Humangenomprojekt, und die Weiterentwicklung biometrisch-genetischer Methoden ist jetzt auch die Analyse genetisch komplexer Krankheiten in den Bereich des Möglichen gerückt. Dies gilt insbesondere für psychiatrische Krankheiten, für deren Ursachenaufklärung kein anderer Ansatz eine derartige Erklärungskraft haben dürfte wie der genetische. Ein Ursachenverständnis ist entscheidende Voraussetzung für die Entwicklung neuer Therapieverfahren
    sowie rationaler Präventionsstrategien. Daher hat die genetische Forschung bei psychiatrischen Krankheiten eine überragende Bedeutung.

    Seit 1997 finden die Kongresse nicht mehr im zweijährigen Rhythmus, sondern jährlich statt, da ein zweijähriger Turnus der Entwicklung in der Analyse genetisch komplexer Krankheiten nicht mehr gerecht wird.
    Auf Grund der Erfahrungen bei den früheren Kongressen und den bisherigen Anmeldungen rechnen wir mit 450 Teilnehmern, ganz überwiegend Ausländern. Im Unterschied zu den bisherigen Kongressen erwarten wir mindestens 25 Teilnehmer aus den ost- und südosteuropäischen Ländern. Das Programm ist von einem internationalen Programm-Komitee zusammengestellt worden.

    Programm. Das Programm besteht aus 4 Plenarsitzungen mit 12 Vorträgen eingeladener Sprecher sowie parallelen Sitzungen und 3 Postersitzungen mit 250 Postern. Dazu kommen interaktive Chromosomen-Workshops, bei denen unter Koordination eines vorinformierten Vorsitzenden chromosomale Kopplungsbefunde bei psychiatrischen Krankheiten zusammengetragen werden. Auf der letzten Sitzung am 10. Oktober, die eine Plenarsitzung ist, werden die Berichte der
    Vorsitzenden referiert.

    Plenarsitzungen. Die Sprecher der Plenarsitzungen sind prominente Wissenschaftler, die über zentrale Themen oder Nachbargebiete der Psychiatrischen Genetik referieren. Genetische Forschung in der Psychiatrie ist naturgemäß mit Wertfragen verbunden. Diesem Aspekt soll daher mit Blick auf die Geschichte besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Am Freitag, dem 9. Oktober wird eine Plenarsitzung über
    "Past and Future of Psychiatric Genetics" stattfinden. In den Vorträgen geht es vorrangig um die Sterilisation und Tötung Geisteskranker (sog. Euthanasie) in Nazi-Deutschland, aber auch um die Zukunft der Genetik in der Psychiatrie. Ergänzend wird am Ende des Kongresses ein Ausflug nach Hadamar angeboten. Im dortigen Psychiatrischen Krankenhaus - ab 1939 eine der Tötungsanstalten für Geisteskranke - sind über 10.000 Menschen aus ganz Deutschland getötet worden.

    Vortragssitzungen. Die Vorträge wurden aus den eingesandten Anmeldungen ausgewählt und thematisch gegliedert. Es gibt z. B. Sitzungen über systematische Kopplungsuntersuchungen (sog. Genom-scans) bei Schizophrenie und manisch-depressiver Krankheit, über Strategien zur Analyse genetisch komplexer Krankheiten, über die Untersuchung sog. Kandidaten-Gene, über kinderpsychiatrische Krankheiten, Alkoholismus sowie Tiermodelle.

    Zu erwartendes Fazit. Die Analyse genetisch komplexer Krankheiten ist außerordentlich kompliziert. Sie erfordert das Zusammenwirken von Genetikern, Psychiatern und genetischen Biometrikern. Es müssen große und gut charakteriesierte Patientenkollektive zusammengestellt werden. DNA aus Blutproben dieser Patienten werden dann aufwendig molekulargenetisch untersucht. Eine besondere Bedeutung kommt der biometrischen Analyse zu. Der ganze Prozeß muß in Form eines ständigen Dialogs zwischen den beteiligten Gebieten ablaufen. Auf Grund der Größe des Problems sind rasche wissenschaftliche Durchbrüche nicht zu erwarten. Vielmehr kann der Fortschritt nur in kleinen Schritten vor sich gehen.

    Aus der Literatur der letzten Jahre sind eine ganze Reihe genetischer Befunde bei psychiatrischen Krankheiten bekannt. Hier sind in erster Linie die sog. Kopplungsuntersuchungen zu nennen. Da ein Kopplungsbefund bei einer genetisch komplexen Krankheiten aus prinzipiellen Gründen nur begrenzt
    aussagekräftig sein kann, sind Replikationsstudien von entscheidender Bedeutung. Der 6th World Congress on Psychiatric Genetics dient dem Informationsaustausch, der kritischen Diskussion und der Anbahnung wissenschaftlicher Kooperationen.

    Das Programm ist abrufbar unter der Internet-Adresse:
    http://members.aol.com/sixthwoco/namenl1.htm


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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