idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
17.06.2003 11:41

Wir leben, wie wir laufen: Psychologen erforschen Gehgeschwindigkeiten in 20 deutschen Städten

Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
Technische Universität Chemnitz

    Wir leben, wie wir laufen
    Psychologen erforschen Gehgeschwindigkeiten in 20 deutschen Städten

    Es gibt Menschen, die hetzen täglich von Termin zu Termin. Andere haben Depressionen und schleppen sich förmlich durchs Leben. Und dann gibt es beispielsweise Menschen, die haben gute Laune und gehen im Sturmschritt durch die Welt. Alle gemeinsam bestimmen sie das Lebenstempo der Stadt, in der sie leben. Eine der bisher aufwändigsten Studien zur Untersuchung der Gehgeschwindigkeit in deutschen Städten zeigt, dass es beim Lebenstempo regionale Unterschiede gibt. Forscher der Professur Wirtschafts-, Organisations- und Sozialpsychologie der TU Chemnitz beobachteten etwa 6.000 Passanten in zwanzig Städten der Bundesrepublik. Wichtige Erkenntnisse lassen sich bereits jetzt zusammenfassen: "In Hannover und Dresden ist die Gehgeschwindigkeit am höchsten - hier finden wir die deutschen Schnellgeher. Etwas gemütlicher geht es in Trier und Saarbrücken zu", berichtet Dr. Olaf Morgenroth, der die Studie leitet. Das Resümee der im April des vergangenen Jahres begonnenen Studie: Auch wenn die Unterschiede nicht dramatisch ausfallen, so sind sie doch nicht zufällig. So stellten die Chemnitzer Psychologen fest, dass von Norden nach Süden die Gehgeschwindigkeit tendenziell abnimmt. Zwischen den neuen und den alten Bundesländern gab es keinen bedeutsamen Unterschied. In größeren Städten gehen die Menschen tendenziell schneller als in kleineren Städten. Ferner konnte allgemein festgestellt werden, dass Frauen etwas langsamer als Männer gehen und ältere Menschen deutlich langsamer als jüngere Menschen gehen.

    Die Chemnitzer Forscher haben noch weitere Ergebnisse gewonnen, indem ein Teil der Passanten anhand eines Fragebogens interviewt wurde. Dazu Dr. Morgenroth: "Wie schnell wir gehen, ist nicht nur eine Frage der persönlichen Fitness oder des Alters. Wer depressiv gestimmt ist oder der Zukunft wenig Bedeutung beimisst, geht langsamer. Wer stets zu den Besten gehören will und sein persönliches Glück für das wichtigste hält, geht schneller." Das treffe auch auf besonders unter Zeitdruck stehende und damit herzinfarktgefährdete Menschen zu. Die Geschwindigkeit des Gehens ist nicht nur eine physikalische Größe, sie hängt zu einem gewissen Teil auch mit subjektiven Stimmungen, sowie mit der Bevorzugung bestimmter Werte und Einstellungen zum Leben zusammen. "Man könnte auch sagen das Gehen spiegelt das allgemeine Lebenstempo wieder, in dem ein Mensch lebt und in dem er kulturell verankert ist", erklärt der Leiter der Studie.

    Schwierig zu beantworten ist die Frage, ob ein hohes oder doch eher ein niedriges Lebenstempo besser wäre. "Einerseits konnten wir feststellen, dass in Städten mit höherem Lebenstempo altersbereinigt mehr Menschen an Herzgefäßerkrankungen sterben, andererseits scheint dort aber die Lebenszufriedenheit etwas höher zu sein", berichtet Dr. Morgenroth.

    Die Chemnitzer Studie bestätigt damit Untersuchungen des Verhaltensforschers Klaus Atzwanger der Universität Wien und des amerikanischen Psychologen Robert Levine von der California State University, die in der Vergangenheit ähnliche Studien durchführten.

    Die mittlere Gehgeschwindigkeit in den 20 untersuchten deutschen Städten beträgt

    1,49 m/s: Dresden, Hannover
    1,48 m/s: Stuttgart
    1,47 m/s: Jena, Göttingen, Oldenburg, München, Hamburg
    1,46 m/s: Freiburg, Leipzig
    1,45 m/s: Bremen
    1,44 m/s: Chemnitz, Osnabrück, Augsburg
    1,43 m/s: Halle
    1,42 m/s: Frankfurt, Karlsruhe, Passau
    1,39 m/s: Saarbrücken
    1,38 m/s: Trier

    Weitere Informationen zu den lokalen Besonderheiten der Gehgeschwindigkeit in diesen deutschen Städten erteilt Dr. Olaf Morgenroth, Telefon (03 71) 5 31 - 63 12, E-Mail olaf.morgenroth@phil.tu-chemnitz.de .


    Bilder

    Das Gehen spiegelt das allgemeine Lebenstempo einer Stadt wieder. Foto: Mario Steinebach
    Das Gehen spiegelt das allgemeine Lebenstempo einer Stadt wieder. Foto: Mario Steinebach

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medizin, Psychologie, Verkehr / Transport
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Das Gehen spiegelt das allgemeine Lebenstempo einer Stadt wieder. Foto: Mario Steinebach


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).