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17.06.2003 12:08

Ästhetische Gesichtsoperationen: Mehr Qualität durch Fortbildung und Leitlinien

Dipl. Biol. Barbara Ritzert Pressearbeit
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Mehr Qualität in der ästhetischen Gesichtschirurgie durch Fortbildung und Leitlinien zum Nutzen der Patientinnen und Patienten - das ist ein wichtiges Ziel der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Darum gehört ein umfangreiches Fortbildungsangebot für ästhetische Eingriffe im Gesicht - von der Faltenunterspritzung bis zum Facelift - sowie die Diskussion von Leitlinien zum Programm des 53. Kongresses der Fachgesellschaft. Die Tagung, zu der rund 500 Fachärzte erwartet werden, findet vom 18. bis 21. Juni in Krefeld statt.

    Wie viele Frauen und Männer sich hierzulande pro Jahr aus rein ästhetischen Gründen einer Gesichtsoperation unterziehen, weiß niemand genau. Sicher ist nur: In einer Zeit, in der Falten, krumme Nasen und Hängebacken als Karrierebremsen gelten, nutzen nicht nur Models und Promis das wachsende Arsenal der Schönheitsmedizin. Eine steigende Zahl von Menschen - vom Bankangestellten bis zur Managerin - lassen sich Stirn und schlaffe Wangen liften, dünne Oberlippen oder Mimikfalten aufpolstern, hängende Lider korrigieren oder gar das ganze Gesicht "straffen". Experten schätzen, dass die Zahl der Eingriffe zwischen 300000 und 500000 liegen dürfte - genaue Statistiken gibt es nicht. Ein wesentlicher Grund: In Deutschland darf jeder Arzt Schönheitsoperationen vornehmen, selbst wenn er dafür keine Ausbildung hat. Darum weiß niemand, wie häufig solche Eingriffe in den verschiedensten Kliniken und Praxen tatsächlich stattfinden. Denn kein Standesrecht hindert einen Mediziner daran, sich mit Titel-Lyrik - etwa "Kosmetische Operationen" oder "Schönheitschirurg" - zu schmücken und so Sachkunde vorzutäuschen, die in Wirklichkeit oft gar nicht vorhanden ist. Hinzu kommt der wachsende Markt der Faltenunterspritzung: Hier greifen auch Kosmetikerinnen und Heilpraktiker zur Spritze, mit der sich nicht nur die tiefe Mimikfalte, sondern auch der Umsatz aufpolstern lässt.

    Das Gesicht ist die persönlichste "Visitenkarte". "Wir brauchen dringend qualitätssichernde Maßnahmen in der ästhetischen Gesichtsschirurgie, eine bessere Ausbildung sowie Leitlinien", fordert Professor Heinz Gerhard Bull, Präsident des 53. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, der in diesem Jahr ganz im Zeichen der Ästhetik steht. Denn das Gesicht ist die persönlichste "Visitenkarte" des Menschen. "Seine individuelle Ausdruckskraft und Mimik entstehen durch das Zusammenspiel komplexer anatomischer Strukturen. Schon kleinste Änderungen können darum Aussehen und Ausdruck beeinflussen", betont Bull. Darum kann es fatale Folgen haben, wenn unerfahrene Ärzte in dieser sensiblen Region zum Skalpell greifen: Maskenhafte Gesichter, Norm-Nasen, hässliche Narben, schmerzhafte Nervenverletzungen, entzündete Implantate.

    "Wir brauchen eine umfassende Fachausbildung für ästhetische Eingriffe, die sich an die Ausbildung zum Facharzt anschließt", fordert Bull. Vor allen Dingen müssen die jeweiligen Fachgebietsgrenzen eingehalten werden. Denn kein Arzt kann in allen Körperregionen gleich kompetent operieren. Um das Gesicht zu operieren, braucht der Arzt nicht nur eine entsprechende technische Ausstattung, sondern vor allem eine fundierte Spezialausbildung. Die komplizierte Anatomie des Gesichtes, Mimik, Atmung, Kau-, Sprach- und Schluckfunktionen, müssen bei ästhetischen Operationen berücksichtigt werden.

    Ästhetische Eingriffe müssen trainiert werden. Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen können seit einiger Zeit durch eine zweijährige Weiterbildung die Zusatzbezeichnung "plastische Operationen" erwerben. Diese Facharzt- und Zusatzausbildung ist Voraussetzung für eine sachgerechte ästhetische Gesichtschirurgie. Doch auch diese muss danach noch - quasi als dritte Ausbildungsstufe - gelernt und trainiert werden. Darum bietet der 53. Kongress nicht nur wissenschaftliche Vorträge sondern auch ein umfangreiches Fortbildungsprogramm. Die MKG-Chirurgen trainieren Facelifts in der Anatomie der Universität Düsseldorf und können verschiedene Methoden der Faltenkorrektur lernen.

    Leitlinien geben Sicherheit. Darüber hinaus werden Experten Leitlinien vorstellen und mit ihren Kollegen diskutieren, etwa zur Faltenunterspritzung. In diesen Leitlinien raten die Spezialisten beispielsweise von der Injektion von Substanzen ab, die der Körper nicht abbauen kann. Solche nicht-resorbierbaren Füllmaterialien können selbst nach Jahren noch schmerzhafte Entzündungen verursachen. Müssen sie dann entfernt werden, ist dies oft nur durch eine aufwendige Operation möglich, die Narben hinterlässt.

    Darum empfehlen die Spezialisten, dass nur resorbierbare Materialien eingesetzt werden sollten. Dazu gehören körpereigene ("autologe") Materialien, etwa Eigenfett und "heterologe" Materialien, beispielsweise tierisches Kollagen. Auch Hyaluronsäure und Milchsäureprodukte kommen in Frage. "Allerdings muss bei heterologen Materialien ein Allergietest dem Eingriff voraus gehen", erklärt Dr. Christoph Lenzen von der Klinik für MKG-Chirurgie/Plastische Operationen am St.Josefshospital Krefeld.

    Rückfragen an:
    Prof. Dr. Dr. Heinz-Gerhard Bull
    Präsident des 53. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
    Chefarzt der Klinik für MKG-Chirurgie/Plastische Operationen, St.Josefshospital Krefeld
    Kurfürstenstr. 69 * 44829 Krefeld/ Uerdingen
    Tel.: 02151 - 452 312 * Fax.: 02151 - 452 366 * E-mail: bull.dress@t-online.de

    Pressestelle: Barbara Ritzert, ProScientia GmbH, Andechser Weg 17, 82343 Pöcking, Tel.: 08157-9397-0, Fax: 08157-9397-97, E-mail: Ritzert@proscientia.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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