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17.06.2003 13:52

Kunst- und Kulturgeschichte wird interaktiv

Bernad Lukacin Pressestelle
Zentrum für Graphische Datenverarbeitung e.V. (ZGDV)

    Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien bieten ein enormes pädagogisches Potenzial, das in Form multimedialer Anwendungen in vielen Bereichen der Wissensvermittlung bereits genutzt wird. Während immer mehr Schulen und Ausbildungsstätten ihre Methoden zur Wissensvermittlung durch mediengestützte Interaktion und Interaktivität erweitern und verbessern, werden im Bereich kultureller Bildung vorrangig noch traditionelle Methoden der Wissensvermittlung und -präsentation genutzt. So sind z.B. die Besucher von Museen meist auf Erläuterungen im Rahmen einer Führung, Hinweisschilder oder zusätzliche Literatur angewiesen, wenn sie Näheres über ein Ausstellungsstück erfahren möchten. Nur selten ist eine aktive Auseinandersetzung mit dem Gegenstand oder eine Hintergrundrecherche vor Ort möglich.
    Zwar wird der oft einzigartigen Bedeutung vieler Ausstellungen Rechung getragen, allerdings bleibt damit auch vielen Menschen eine lebendige Erfahrung von Kunst und Kultur vorenthalten.
    Hier knüpft das Forschungsprojekt "artnouveau" an: Es hat sich zum Ziel gesetzt, das Bewusstsein für den Einsatz moderner Technologien in den Bereichen Kunst und Kultur zu fördern und den Interessierten den Zugang zur eigenen Kulturgeschichte zu erleichtern. "Wir arbeiten dazu an innovativen Konzepten für einen sinnvollen Einsatz neuer Technologien im Kunst- und Kulturbereich. Die Hemmschwelle für ihre Benutzung soll reduziert und die Vorteile den Verantwortlichen verdeutlicht werden", erklärt Projektkoordinator Michael Schnaider vom Zentrum für Graphische Datenverarbeitung e. V. (ZGDV) in Darmstadt.
    Der Museumsbesucher soll zukünftig intuitiv in einen Erlebnisdialog mit den Ausstellungsstücken treten können, beispielsweise per Fingerzeig die Geschichte der Azteken abrufen. Durch solche Intelligenten Umgebungen (Ambient Intelligence) wird eine neue Qualität in der Vermittlung von Kunst- und Kulturgeschichte ermöglicht.

    Auch die Präsentationsmöglichkeiten erweitern sich: "Virtuelle Realitäten ermöglichen die Darstellung komplexer, dreidimensionaler Welten, in die der Betrachter förmlich eintauchen kann", ergänzt Schnaider. Besonders intensiv ist der Eindruck des Eintauchens (Immersion) in das Geschehen, wenn der Dialog mit einem Interaktionspartner ermöglicht wird. Dies gilt auch dann, wenn dieser nicht aus Fleisch und Blut ist: Etwa begleiten detailgetreu und menschenähnlich (anthropomorph) gestaltete virtuelle Charaktere den Besucher durch die Ausstellung und kommunizieren mit ihm per Sprache, Mimik oder Gestik. Durch exakte Bewegungssimulation in Echtzeit zeigen diese virtuellen Begleiter ein glaubwürdiges Reaktionsverhalten und können zukünftig sinnvoll auf Situation und Thematik reagieren, individuelle Sprach- und Verhaltensmerkmale ihres Gegenübers spontan erkennen und sich sensibel auf dessen Wünsche oder Kenntnisstand einstellen. Somit nimmt der Betrachter das jeweilige Ausstellungsstück in einem aktiven Bezug wahr und kann den Sachverhalt als lebendige Erinnerung rekonstruieren.
    Um den Wissens- und Technologietransfer zwischen den unterschiedlichen Bereichen zu etablieren, bauten die "artnouveau"-Initiatoren ein interdisziplinäres Netzwerk auf. In diesem Forum sind bisher mehrere international renommierte Einrichtungen aus Forschung, Technologie, Universitäten sowie Kunst und Kultur eingebunden. Dazu gehören neben dem Konsortialleiter Zentrum für Graphische Datenverarbeitung (ZGDV) in Darmstadt weitere Mitglieder des INI-GraphicsNet, etwa das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD, das Centro da Computaç"o Gráfica in Portugal sowie das Institut VICOMTech in Spanien. Auch das Museo San Telmo und die Universidad de Deusto in Spanien, das Alberto Sampaio Museum und die Universidad de Minho in Portugal sowie die Foundation of Hellenic World in Griechenland sind beteiligt. Darüber hinaus besteht eine Kooperation mit dem ebenfalls durch die EU geförderten Netzwerk E-Culture.Net, durch das ein reger fachlicher Meinungsaustausch stattfindet.
    Nachdem sich die Beteiligten bereits mehrfach auf nationaler und europäischer Ebene getroffen haben, fand im Mai 2003 unter Leitung des Museo San Telmo in San Sebastian ein erster internationaler Workshop statt. Die Ergebnisse des Expertenaustauschs sollen schließlich in Vorschläge für gemeinsame europäische Richtlinien zur Nutzung innovativer Technologien in der Bildungs- und Kulturlandschaft Europas münden.
    Erste konkrete Ergebnisse des Projektes "artnouveau" sind bereits in gemeinsame Forschungsanträge eingeflossen. Im Rahmen des 6. europäischen IST-Rahmenprogramms tragen diese zur Verbreiterung der technologischen Basis für Anwendungen in Kunst und Kultur bei.
    Die Synergien aus der Verbindung von Technologie, Wissenschaft und Kunst hatte vor rund 500 Jahren bereits das Universalgenie Leonardo da Vinci erkannt: Für den Künstler und Wissenschaftler bildete die Vielfalt der unterschiedlichen Erkenntnisse einen wesentlichen Impuls für sein kreatives Schaffen. "artnouveau" greift auf diese Erkenntnis zurück und will den Gegensatz zwischen Technik und Kunst zu überbrücken. Mit dieser "Wiedervereinigung" bereitet das Projekt den Weg für modernes,lebendiges Lernen im Bereich kultureller Bildung.

    Ansprechpartner:
    Zentrum für Graphische Datenverarbeitung (ZGDV)
    Fraunhoferstrasse 5
    64283 Darmstadt
    Dr. Michael Schnaider
    +49 (0) 6151/155-677
    michael.schnaider@zgdv.de

    Kurzprofil INI-GraphicsNet:
    Das internationale Netzwerk der Graphischen Datenverarbeitung (INI-GraphicsNet) besteht aus dem Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD, dem Zentrum für Graphische Datenverarbeitung (ZGDV) e.V., beide in Darmstadt und Rostock, und dem Fachgebiet Graphisch-Interaktive Systeme (GRIS) der Technischen Universität Darmstadt. Weitere Institutionen des Netzwerkes sind das Fraunhofer-Anwendungszentrum für Computergraphik in Chemie und Pharmazie (AGC) in Frankfurt, das Fraunhofer Center for Research in Computer Graphics (CRCG) in Providence, Rhode Island (USA), das Centre for Advanced Media Technology (CAMTech) in Singapur, das Centro de Computaç"o Gráfica (CCG) in Guimar"es (Portugal), das Centre for Visual Interaction and Communication Technologies (VICOMTech) in San Sebastian (Spanien), das Institute for New Media Technology (NEMETech) in Seoul (Süd-Korea) und das Center for Advanced Computer Graphics Technologies (GRAPHITech) in Trento (Italien).
    Innerhalb des Netzverbundes sind an den neun Standorten über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie rund 560 wissenschaftliche Hilfskräfte beschäftigt. Bei einem Haushalt von über 41 Millionen Euro bildet das INI-GraphicsNet weltweit den größten Forschungsverbund auf dem Gebiet der Graphischen Datenverarbeitung.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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