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18.06.2003 14:23

MHH: Nebenschilddrüsen erstmals minimal invasiv operiert

Dr. Arnd Schweitzer Stabsstelle Kommunikation
Medizinische Hochschule Hannover

    Chirurgen setzen neues Verfahren ein - Stimmbandnerv lässt sich besser schonen

    Die Schilddrüse und die Nebenschilddrüsen noch schonender zu operieren - das ist das Ziel eines neuen videoassistierten, minimal invasiven Verfahrens, das am 22. Mai 2003 erstmals in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) eingesetzt wurde. Ein Team um Professor Dr. Georg F. W. Scheumann und Privatdozent Dr. Hueseyin Bektas aus der Abteilung Viszeral- und Transplantationschirurgie (Direktor: Professor Dr. Jürgen Klempnauer) nahm die Operation erfolgreich vor. Der Patientin geht es gut. Aufgrund des notwendigen Fachwissens können bislang nur sehr wenige Kliniken in Deutschland dieses Verfahren einsetzen. "Zurzeit können in der MHH nur einzelne Patienten mit dem videoassistierten minimal invasiven Verfahren versorgt werden", sagt Professor Scheumann.

    Wie funktioniert das Verfahren?
    Die Chirurgen setzen in der Kehlgrube einen ein Zentimeter langen horizontalen Schnitt. Dann führen sie eine starre, fünf Millimeter dünne Optik ein, die eine Kamera enthält. Spezialhaken halten das kleine Operationsfeld offen, kleine Instrumente helfen den Chirurgen, auf winziger Fläche zu agieren. Durch die Optik erscheint das Bild mehr als 10-fach vergrößert auf dem Monitor - das hilft den Ärzten, besonders schonend zu operieren. "Empfindliche Strukturen wie den Stimmbandnerven können wir damit noch besser sehen und schonen", sagt Dr. Bektas. Zurzeit ist noch eine Vollnarkose notwendig. In Zukunft ist jedoch geplant, lediglich eine örtliche Narkose nur am Hals einzusetzen.

    Für welche Erkrankungen ist die Methode geeignet?
    In erster Linie bei Krankheiten der Nebenschilddrüsen. Diese linsengroßen Organe sitzen in unmittelbarer Nachbarschaft zur Schilddrüse und produzieren einen bestimmten Botenstoff, das Parathormon. Es reguliert den Kalzium- und Phosphathaushalt im Körper. Kommt es beim so genannten Hyperparathyreoidismus zu einer krankhaften Überproduktion, werden viele andere Organe geschädigt: Es lagert sich dort Kalk ab, Nierensteine, Magen- und Zwölffingerdarm-Geschwüre entstehen. Gefürchtet ist das hyperkalzämische Koma, an dem die Patienten sterben können. Mediziner unterscheiden eine primäre und eine sekundäre Form der Krankheit. Der primäre Hyperparathyreoidismus ist relativ selten mit 42 Neuerkrankungen pro 100.000 Menschen (in der Stadt Hannover wären das rechnerisch 210 Neuerkrankungen pro Jahr). Die sekundäre Form tritt als Folge von anderen Krankheiten auf, unter anderem bei einer längerfristigen Dialyse. In all diesen Fällen hilft nur das chirurgische Entfernen.

    Zukünftig könnte sich die Methode auch für die Operation einzelner Schilddrüsenknoten eignen, deren Durchmesser kleiner als drei Zentimeter ist.

    Wann eignet sich das Verfahren nicht?
    Hat bereits eine Schilddrüsen-Operation stattgefunden, lässt sich das neue Verfahren nicht anwenden, ebenso bei allen bösartigen Erkrankungen der Schilddrüse. Auch Knoten mit einem Durchmesser größer als drei Zentimeter können mit dem minimal invasiven Verfahren nicht entfernt werden.

    Was sind die Vorteile der Methode?
    Für viele Patienten bedeutet eine Operation an Nebenschilddrüsen oder Schilddrüse bisher, dass sie mit einer mehrere Zentimeter langen Narbe leben müssen. Durch den kleinen Schnitt beim videoassistierten Verfahren ist das kosmetische Ergebnis deutlich besser - die Narbe also kaum sichtbar und damit auch kein Stigma mehr. Gleichzeitig können die Ärzte dank der optischen Vergrößerung auf dem Monitor im Operationsfeld noch deutlicher alle Details erkennen - besser als mit einer Lupenbrille beim bislang üblichen offenen Eingriff. Die typischen Vorteile eines minimal invasiven Eingriffs - wenig belastend, schnellere Heilung - scheinen auch für das neue Verfahren zu gelten. Kombiniert mit einer örtlichen Narkose am Hals ist der Eingriff später wahrscheinlich ambulant möglich.

    Weitere Informationen geben gern Professor Dr. Georg F. W. Scheumann und Privatdozent Dr. Hueseyin Bektas, Telefon: (0511) 532-2032, E-Mail: Scheumann.Georg@mh-hannover.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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