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30.05.2016 11:57

DFG-Forschergruppe zum Thema „Organisierte Kreativität“ nimmt Arbeit auf

Jan Zwilling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS)

    Wirtschaftswissenschaftler von der Freien Universität Berlin koordinieren ab Sommer 2016 eine DFG-Forschergruppe, die Frage auf den Grund gehen soll, inwieweit kreative Prozesse in der Kunst und der Wissenschaft organisiert werden können. Die Gruppe mit dem Titel „Organisierte Kreativität - Praktiken zur Induzierung von und zum Umgang mit Unsicherheit” vereint Forscher von Universitäten in Berlin, Hamburg, Duisburg-Essen, Frankfurt (Oder), Innsbruck und Linz – auch der IRS-Wissenschaftler Prof. Dr. Oliver Ibert ist beteiligt.

    Es ist kaum übertrieben zu behaupten, dass heutzutage ein „kreativer Imperativ“ herrscht. Nicht nur Individuen und Unternehmen, sondern auch ganze Städte, Regionen oder Nationen sollen kreativ sein. Während kurz nach der Jahrtausendwende vor allem die Kultur- und Kreativwirtschaft als Wachstumsmotor für rohstoffarme Industrienationen propagiert wurde, geht es heute um Kreativität auf allen Ebenen und in allen Lebenslagen; gleichsam als Antwort auf eine zunehmend komplexe, unsichere Welt. Vom Bild des kreativen Genies als Ausnahmeerscheinung muss man sich dabei verabschieden. Gleichzeitig ist unser derzeitiges Wissen über das Entstehen von Kreativität noch stark in der individual- und gruppenpsychologischen Forschung verankert. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert nun eine interdisziplinäre Forschergruppe, die sich zum Ziel gesetzt hat, eine „Theorie der organisierten Kreativität“ zu entwickeln, mit knapp € 2 Mio. Als Sprecher der Forschergruppe fungiert Prof. Dr. Jörg Sydow (FU Berlin).

    Der gemeinsame Rahmen der Forschergruppe, an der Management- und Organisationswissenschaftler, Soziologen und Wirtschaftsgeographen beteiligt sind, wird durch eine geteilte theoretische Perspektive zusammengehalten sowie durch ein über alle Teilprojekte hinweg eng abgestimmtes empirisches Arbeitsprogramm. Theoretisch fokussieren die Projekte insbesondere auf die Frage, inwieweit die zwangsläufig mit kreativen Prozessen einhergehende Unsicherheit absichtsvoll gestaltet und gesteuert werden kann. Dabei muss u.a. geklärt werden, ob – und in welchen Phasen – mehr oder weniger Unsicherheit Kreativität befördert. Dieser gemeinsame Fokus auf Unsicherheit ergibt sich aus der organisationstheoretischen Fundierung der beteiligten Forscherinnen und Forscher. Das Gestalten von Unsicherheit wird als ein wesentlicher Grund dafür gesehen, warum organisiert wird und zum Beispiel Organisationen und interorganisationale Netzwerke überhaupt existieren. Zugleich stellt das bewusste Gestalten von Unsicherheit, also das Tolerieren oder sogar gezielte Fördern von Unsicherheit einen wesentlichen aber noch wenig verstandenen Mechanismus dar, wie Kreativitätsprozesse überhaupt für bewusstes Organisieren zugänglich gemacht werden können. Empirisch untersuchen alle Teilprojekte Kreativprozesse in der Musik- und der Pharmaindustrie in verschiedenen Regionen in Deutschland mit einem vergleichenden Ansatz.

    Die Teilprojekte der Forschergruppe werden von interdisziplinären Teams geleitet. Das Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) trägt in der Person von Prof. Dr. Oliver Ibert – Leiter der Forschungsabteilung „Dynamiken von Wirtschaftsräumen“ und Professor für Wirtschaftsgeographie an der FU Berlin – Expertise in der Erforschung der räumlichen Bedingungen von Kreativität zur Forschergruppe bei. In der Vorbereitung der Forschergruppe organisierte Ibert im Mai 2015 die internationale Konferenz „Creativity in Arts and Sciences: Collective processes from a spatial perspective“. In der ersten Förderphase wird Ibert in Kooperation mit Prof. Dr. Gregory Jackson (FU Berlin, Management) das Teilprojekt „Governance of Creativity: Distributing Uncertainty in Collaboration Practices” leiten. Darin werden zwei Doktoranden (davon einer am IRS) über einen Zeitraum von drei Jahren kreative Zusammenarbeit in der Musikproduktion und der pharmazeutischen Wirkstoffentwicklung untersuchen. „Es wird spannend sein zu sehen, wie die beteiligten Organisationen die Balance zwischen Ungewissheit und Sicherheit in Kreativprozessen koordinieren“, so Ibert. „Ungewissheit bedeutet Freiraum, Überraschung und Spontanität; aber dies kann immer auf Kosten der Vorhersehbarkeit der Ergebnisse geplanter Prozesse gehen und den gemeinsamen Rahmen der Zusammenarbeit sprengen.“ In einer zweiten, sich im Erfolgsfall anschließenden 3-jährigen Förderphase sind zwei weitere Projekte mit IRS-Beteiligung zur Vertiefung der Thematik geplant.

    Kontakt im Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS)

    Prof. Dr. Oliver Ibert
    Leiter der Forschungsabteilung „Dynamiken von Wirtschaftsräumen“
    Tel: 03362/793-150
    Mail: oliver.ibert@leibniz-irs.de


    Bilder

    Kreativität ist zentral bei einer Vielzahl auch sehr verschiedener ökonomischer Prozesse. Die DFG-Forschergruppe untersucht die Bedingungen für Kreativität in den Domänen Kunst und Wissenschaft.
    Kreativität ist zentral bei einer Vielzahl auch sehr verschiedener ökonomischer Prozesse. Die DFG-Fo ...
    Vladimir Hodac/shutterstock.com, re: Matej Kastelic/Shutterstock.com
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Kreativität ist zentral bei einer Vielzahl auch sehr verschiedener ökonomischer Prozesse. Die DFG-Forschergruppe untersucht die Bedingungen für Kreativität in den Domänen Kunst und Wissenschaft.


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