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02.06.2016 10:12

Infektiologen fordern: Häufiger auf HIV und Hepatitis testen

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Würzburg – Rund 400 000 Menschen in Deutschland tragen das Hepatitis C-Virus in sich – viele davon als sogenannte Alt-Infektion, die schon vor Jahren erworben und noch nicht diagnostiziert wurde. Ebenso leben hierzulande geschätzte 13 000 Menschen mit einer unentdeckten HIV-Infektion. Beide Erkrankungen machen sich oft erst viele Jahre nach der Infektion bemerkbar, können unbehandelt aber zu schweren und häufig lebensverkürzenden Folgeerkrankungen führen. Allzu oft verdrängen Patienten das Risiko einer Ansteckung, beispielweise bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder Drogenkonsum, vor allem, wenn er bereits lange zurückliegt.

    Aber auch Ärzte führen besonders bei Patienten, die nicht zu sogenannten Risikogruppen gehören, zu selten entsprechende Tests durch. Denn trotz breiter Aufklärung unterliegen Hepatitis und HIV noch immer einem Stigma; darauf weisen Infektiologen im Vorfeld des 13. Kongresses für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2016) in Würzburg hin.

    Hepatitis C und HIV werden über das Blut übertragen, vor allem durch ungeschützte Sexualkontakte, intravenösen Drogenkonsum und unter bestimmten Umständen im Rahmen der Geburt. Beide Infektionen lassen sich einfach diagnostizieren und wirksam behandeln. Dank der antiretroviralen Therapie haben HIV-Patienten eine nahezu gleiche Lebenserwartung wie Menschen ohne HIV. Hepatitis C (HCV) lässt sich aufgrund großer Therapiefortschritte seit 2014 bei mehr als 90 Prozent der Fälle vollständig heilen.

    Es sei ein Meilenstein der medizinischen Forschung, dass Ärzte diese vor einiger Zeit noch häufig tödlichen Infektionen nun zuverlässig diagnostizieren und behandeln können, so Kongresspräsident Professor Dr. med. Hartwig Klinker. „Umso schwerwiegender ist es, dass uns immer wieder Patienten begegnen, deren Infektion zu spät erkannt wird“, sagt der Infektiologe. „Manche Patienten mit einer verschleppten Hepatitis leiden dann schon unter schweren Folgeschäden wie einer Leberzirrhose, die wir bei rechtzeitiger Behandlung hätten verhindern können.“ Tests müssten daher häufiger und mit einer größeren Selbstverständlichkeit durchgeführt werden.
    Nach wie vor wären diese Infektionen und die damit verbundene gesellschaftliche Stigmatisierung so gefürchtet, dass viele Menschen trotz möglicher Infektions-Situationen auf einen klärenden Test verzichten. Bleibt eine Hepatitis- oder HIV-Infektion unerkannt, verbreitet sich das Virus unbemerkt im Körper und kann unheilbare Schäden verursachen. Ebenso steigt mit der Verbreitung der Viren auch die Gefahr, andere Menschen anzustecken.

    Bekannt ist, dass an HIV oder Hepatitis Erkrankte häufig im Drogenmilieu oder unter Homosexuellen zu finden sind. Gerade dies führe aber dazu, dass Menschen, die nicht diesen Risikogruppen angehörten, die Möglichkeit einer Infektion zu selten in Betracht ziehen, so Klinker, der die Infektiologie der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am Universitätsklinikum Würzburg leitet. Denn gefährdet sind neben den Genannten beispielsweise auch Menschen, die früher – möglicherweise auch nur für einen kurzen Zeitraum – Drogen intravenös konsumiert haben, unabhängig von der sexuellen Orientierung sporadisch ungeschützten Geschlechtsverkehr hatten oder aus Ländern stammen, in denen HIV und Hepatitis häufig vorkommen. Eine Bluttransfusion vor Verfügbarkeit geeigneter Nachweismethoden (HIV vor 1985, HCV vor 1990) sollte ebenfalls Anlass für einen Test sein.

    „Entscheidend ist, dass wir uns weiter um Prävention und Aufklärung bemühen und Barrieren für Tests abbauen“, sagt Professor Klinker. Manche Auffälligkeiten können Hinweise auf eine HIV-Infektion geben. Dazu gehören laborchemische Blutbildveränderungen oder Eiweißverschiebungen, aber auch Haut-und Schleimhauterkrankungen – beispielsweise Dellwarzen, seborrhoische Ekzeme oder eine Gürtelrose. Daneben können vergrößerte Lymphknoten oder Symptome wie Gewichtsabnahme, Fieberschübe und anhaltender Nachtschweiß wegweisend sein. Wenn derartige Symptome auftreten, sollte der behandelnde Arzt einen HIV-Test durchführen, auch wenn der Patient nicht zu einer HIV-Risikogruppe gehört.

    Auf der Kongresspressekonferenz anlässlich des KIT 2016 am 16. Juni 2016 diskutieren Experten, welche Barrieren Ärzte und Patienten noch überwinden müssen, um HIV- und Hepatitis-Infektionen rechtzeitig zu erkennen. Das Kongressprogramm und viele Informationen rund um den Kongress finden Interessierte auf http://www.KIT2016.de.

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    Terminhinweis:

    Pressekonferenz anlässlich des Kongresses für Infektiologie und Tropenmedizin
    Termin: Donnerstag, 16. Juni 2016, 11.30 bis 12.30 Uhr
    Ort: Congress Centrum Würzburg
    Adresse: Turmgasse 11, 97070 Würzburg

    Themen und Referenten

    Tausende nicht entdeckte HIV- und Hepatitis-Infektionen
    Wie gelingt eine rechtzeitige Diagnose, um wirksam zu behandeln?
    Professor Dr. med. Hartwig Klinker
    Kongresspräsident, Leiter der Infektiologie der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am Universitätsklinikum Würzburg

    Wenn kein Antibiotikum mehr wirkt
    Antibiotic Stewardship (ABS) als systematischer Schutz vor multiresistenten Erregern
    Professor Dr. med. Winfried V. Kern
    Leitender Arzt am Zentrum Infektiologie und Reisemedizin der Medizinische Universitätsklinik, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

    Viren, die alarmieren: Ebola, Zika und Lassa
    Wie Infektiologen neuartige Viren bekämpfen und Epidemien vorbeugen
    Professor Marylyn Addo
    Leiterin der Sektion Tropenmedizin am Zentrum für Innere Medizin, I. Medizinische Klinik und Poliklinik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)

    Den “Krankenhauskeim” finden, bevor er dem Patienten schadet
    Perspektiven und Einsatzgebiete für MRE-Screenings
    Professor Dr. med. Sebastian W. Lemmen
    Leiter des Zentralbereichs Krankenhaushygiene und Infektiologie an der Universitätsklinik der Rheinisch-Westfaelischen Technischen Hochschule Aachen

    Migranten: Mehr als eine infektiologische Herausforderung
    Erfahrungen aus dem „Würzburger Modell“ der Flüchtlingsversorgung
    Professor Dr. med. August Stich
    Chefarzt der Tropenmedizinische Abteilung der Missionsärztlichen Klinik Würzburg

    Moderation: Pressestelle KIT

    ********************* Abdruck erwünscht – Beleg erbeten.*********************

    Kontakt für Journalisten:
    13. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin
    Kongresspressestelle
    Janina Wetzstein
    Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-457
    Fax: 0711 8931-167
    wetzstein@medizinkommunikation.org


    Weitere Informationen:

    http://www.KIT2016.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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