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02.06.2016 15:58

Zweizellige Sandbiene: neue Wildbienenart im Rheinland entdeckt

Ruth Schedlbauer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesamt für Naturschutz

    Bonn, 02. Juni 2016: Ob sie als Gast nur kurze Zeit bleibt oder in Nordrhein-Westfalen eine weitere Heimat gefunden hat, ist noch ungewiss. Fest steht allerdings, dass die Zweizellige Sandbiene (Andrena lagopus) kürzlich im Rahmen des Projektes „Summendes Rheinland – Landwirte für Ackervielfalt“ der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft erstmals in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen wurde.

    Gemeinsame Pressemitteilung mit der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft
    ● Projekt „Summendes Rheinland“ erbringt ersten Nachweis im Kreis Euskirchen
    ● Bestäubende Insekten sind auf Unterstützung angewiesen

    Bonn, 02. Juni 2016: Ob sie als Gast nur kurze Zeit bleibt oder in Nordrhein-Westfalen eine weitere Heimat gefunden hat, ist noch ungewiss. Fest steht allerdings, dass die Zweizellige Sandbiene (Andrena lagopus) kürzlich im Rahmen des Projektes „Summendes Rheinland – Landwirte für Ackervielfalt“ der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft erstmals in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen wurde. Ziel des Projektes ist es, Kooperationen zwischen Naturschutz und Landwirtschaft zu schaffen oder zu festigen, um die Lebensraumbedingungen insbesondere für bestäubende Insekten zu verbessern.
    „Bislang kannte man die Zweizellige Sandbiene in Deutschland lediglich aus Rheinland-Pfalz, Hessen, Bayern oder Baden-Württemberg. 2015 wurde sie zudem in Thüringen nachgewiesen“, berichtet Olaf Diestelhorst. Der Biologe hatte die neue Wildbienenart am 2. Mai 2016 in Zülpich im Rahmen eines faunistischen Monitorings zum Projekt entdeckt. Die wärmeliebende und daher eher im Süden Europas verbreitete Zweizellige Sandbiene besiedelt vor allem Offenland-Lebensräume. Dabei ist sie hauptsächlich auf Blühflächen mit einem hohen Angebot von Raps, Ackersenf oder Wiesen-Schaumkraut zu finden, da sie zur Versorgung ihres Nachwuchses ausschließlich auf das Sammeln des Pollens bestimmter Kreuzblütler spezialisiert ist.
    „Es ist nicht alltäglich, dass wir im Rahmen unseres Projektes „Summendes Rheinland“ eine solche herausragende Entdeckung machen. Dies bestätigt, dass wir auf einem richtigen und wichtigen Weg sind“, freut sich Friedhelm Decker, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft und selbst engagierter Landwirt.
    Eine Vermutung, warum diese Wildbienenart auch im Rheinland nachgewiesen wurde, erläutert Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN): „Die Zweizellige Sandbiene gehört zu den Arten, die offenbar vom Klimawandel profitieren und ihr Verbreitungsge-biet nach Norden ausdehnen. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass auch den spezialisierten Arten die benötigten Nahrungsgrundlagen zur Verfügung stehen, gleich ob es der Blütenreichtum in den Kalkmagerrasen der Eifel oder die Blühflächen in den Hochertragsflächen der Börde sind.“
    Das Projekt „Summendes Rheinland“, das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das BfN mit Mitteln des Bundesumweltministeriums sowie die Landwirtschaftliche Rentenbank gefördert wird, leistet hierzu einen wichtigen Beitrag. „Es ist von großer Bedeutung, dass wir in diesem Projekt die Möglichkeit haben, Bestandserhebungen durchzuführen, um genau hinzuschauen, welche Tierarten vorkommen und von den Maßnahmen profitieren. Nur so weiß man, was man schützen kann“, so Friedhelm Decker.
    Frank Fritze, Abteilungsleiter Umwelt und Planung im Kreis Euskirchen, freut sich ebenfalls über den Fund: „Dass bei uns im Kreis Euskirchen eine solch seltene Wildbienenart nachgewiesen wurde, ist außerordentlich erfreulich. Ich hoffe sehr, dass sie auch langfristig in unserem Kreis eine neue Heimat findet.“
    In Nordrhein-Westfalen sind 364 Wildbienenarten etabliert, wovon bereits 45 Arten ausgestorben und 35 Prozent der Arten aktuell bestandsgefährdet sind (Rote Liste NRW, 2011). Für spezialisierte Bienenarten wie die Zweizellige Sandbiene ist das Vorkommen bestimmter Pflanzenarten der begrenzende Faktor in einem potentiellen Lebensraum. Dies spielt nicht nur eine Rolle bei der ausreichenden Versorgung des Nachwuchses mit der richtigen Pollenart, sondern auch bei erwachsenen Wildbienen, die sich fast ausschließlich vom Nektar dieser Pflanzen ernähren.
    „Viele Wildbienenarten finden in intensiv genutzten Agrarlandschaften keinen adäquaten Lebensraum mehr, um sich zu ernähren und fortzupflanzen. Wildbienen zählen jedoch zu den bedeutendsten Bestäubern für Wild- und Kulturpflanzen, so dass sich auch immer mehr Landwirte mit der Gefährdungssituation von Insekten, insbesondere mit dem Verlust von Wildbienen, beschäftigen“, erläutert Prof. Beate Jessel. „Das Projekt „Summendes Rheinland“ zum Schutz und zur Förderung von Wildbienen in der Agrarlandschaft stößt bei den Landwirten auf positive Resonanz und ist ein richtungsweisendes Projekt für den Naturschutz in der Agrarlandschaft. Ich freue mich sehr, dass wir zu den vielen bereits erzielten Erfolgen im Bundesprogramm Biologische Vielfalt nun zusätzlich den Erstnachweis einer Wildbienenart für Nordrhein-Westfalen verzeichnen können.“

    Hintergrund
    „Summendes Rheinland“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt
    „Summendes Rheinland – Landwirte für Ackervielfalt“ ist ein Projekt der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft im Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Ziel des Projektes ist es, die Lebensbedingungen für bestäubende Insekten in der Niederrheinischen Bucht im Dreieck zwischen Köln, Bonn und Aachen, einer intensiv genutzten Ackerbauregion, zu verbessern. Das Projekt „Summendes Rheinland“ wird seit Oktober 2013 für sechs Jahre durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert. Weitere Fördergelder stellt die Landwirtschaftliche Rentenbank bereit. Das Gesamt-Finanzvolumen des Projektes liegt bei rund 1,1 Millionen Euro.
    Weitere Informationen:
    http://www.rheinische-kulturlandschaft.de/summendesrheinland
    www.biologischevielfalt.de/bundesprogramm.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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