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07.06.2016 06:51

Religionspädagogik in mediatisierten Welten

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Religion und Medien sowie Inklusion – auf diesen Gebieten liegt der Forschungsschwerpunkt der neuen Professorin Ilona Nord.

    Wie können Religionslehrkräfte in der Schule Medien nicht nur einsetzen, sondern auch zu einer religionspädagogisch reflektierten Medienbildung in ihren Klassen beitragen? „Gerade in mediatisierten Lebenswelten entstehen für die Religionspädagogik viele neue Herausforderungen“, sagt Professorin Ilona Nord, Inhaberin des Lehrstuhls für evangelische Theologie II an der Universität Würzburg. Denn religiöse Sozialisationen vollziehen sich nicht mehr einfach bezogen auf die herkömmlichen Instanzen Familie, Schule und Kirche. Sie alle haben Teil an medialen Kommunikationen und werden durch sie verändert.

    Aktuell arbeitet Nord mit einem deutsch-schwedischen Wissenschaftsteam, in dem auch Würzburgs Partneruniversität in Umeå vertreten ist, an einer Religionspädagogik, die religiöse Kommunikation und Bildung aus der Perspektive mediatisierter Lebenswelten versteht.

    Cybermobbing und der Umgang mit Scham

    Hierbei gehe es darum, dass auch im Religionsunterricht die medialen Kompetenzen, die viele Jugendliche mit in die Schulen bringen, aufgegriffen und gefördert werden. Das Thema Cybermobbing sei ein Beispiel dafür, wie dies geschehen kann: „Jugendliche, die im Internet gemobbt werden, erfahren Scham. Religionen halten viele Reflexionen dazu bereit, wie man mit dem Gefühl der Scham, mit Erfahrungen von Scham produktiv umgehen kann.“

    Das zeige zum Beispiel die Paradiesgeschichte: „Die Geschichte von Adam und Eva erzählt von der Entdeckung der Freiheit, von einer Grenzüberschreitung und dem Aufkommen von Scham. Dabei bedeutet die Scham, einander nackt vorzufinden, nicht einfach nur Beschämung. Sie ist auch eine Erfahrung, die zu Selbsterkenntnis und Persönlichkeitsentwicklung führt.“ Im Umgang mit der Scham könne die Religionspädagogik eine neue Perspektive auf das Thema eröffnen und in der Unterrichtspraxis auch die Medienkompetenzen der Schülerinnen und Schüler nutzen, um einen deeskalierenden und persönlichkeitsfördernden Umgang mit dem Thema Cybermobbing einzuüben.

    Inklusion auch im Lehrerzimmer

    In mehreren Forschungsprojekten widmet sich die Theologin auch der Frage von Inklusion im Religionsunterricht: „Inklusion ist ein gesellschaftlicher Auftrag; Kirchen und Theologien werden mit diesem Auftrag aus der Gesellschaft konfrontiert, aber sie haben auch eigene Motive, sich aktiv in diese Diskussion hineinzubegeben.“

    Dabei könne man, anschließend an biblische Texte, sicher sagen: Was von Jesus in biblischen Schriften berichtet wird, zeigt, wie sehr ihm offensichtlich daran gelegen sein musste, Exklusionen zu überwinden. Aber darüber hinaus sei gerade die evangelische Religionspädagogik mit ihren reformatorischen Traditionen eng mit dem Thema Bildung und Bildungsgerechtigkeit verbunden.

    Selbstkritisch gehe es für Kirchengeschichte und Theologie außerdem darum, „dass gerade auch Religionspädagogik zeigt, dass sie ihr Engagement für Inklusion nicht mehr im Gestus der Fürsprecherin ‚für behinderte Menschen‘ versteht, sondern Inklusion mit und von Menschen, die mit Behinderungserfahrungen leben, konzipiert.“ Deshalb ist es Nord so wichtig, dass Inklusion nicht allein im Unterricht immer besser praktiziert werde, sondern auch im Lehrerzimmer stattfinde. „Inklusionsprozesse müssen unter Lehrkräften initiiert werden, denn auch Menschen mit Behinderungen können Lehrerinnen und Lehrer sein.“ Dazu aber müssten bereits im Studium der Evangelischen Religionslehre noch einige Voraussetzungen geschaffen werden.

    Werdegang von Ilona Nord

    Ilona Nord, Jahrgang 1966, ist in Marburg an der Lahn geboren. Sie studierte evangelische Theologie, Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit an den Universitäten in Frankfurt am Main, Heidelberg und Mainz sowie an der Fern-Universität Hagen. 1999 promovierte sie in Frankfurt am Main, die Habilitation erfolgte 2008 an der Universität Münster.

    Vier Jahre lang war sie als Pfarrerin in Frankfurt am Main/Riedberg tätig. Sie engagierte sich außerdem als Autorin für Rundfunkandachten, arbeitete mehrmals beim Deutschen Evangelischen Kirchentag mit und war theologische Beraterin bei Fernsehfilmproduktionen. Sie war Dozentin für Ethik an der Fachhochschule Darmstadt, Juniorprofessorin an der Universität Hamburg und hatte zuletzt einen Lehrstuhl für Religionspädagogik an der Universität Paderborn inne. Im Wintersemester 2015/16 trat sie in Würzburg die Nachfolge von Professor Horst F. Rupp an.

    Kontakt

    Prof. Dr. Ilona Nord, Lehrstuhl für Evangelische Theologie II mit Schwerpunkt Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts, T +49 931 31-89790, ilona.nord@uni-wuerzburg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.ev-theologie.uni-wuerzburg.de/lehrbereiche/religionspaedagogik/ Zur Homepage des Lehrstuhls von Ilona Nord


    Bilder

    Professorin Ilona Nord von der Uni Würzburg.
    Professorin Ilona Nord von der Uni Würzburg.
    Quelle: Foto: Daniel Peter


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Pädagogik / Bildung, Religion
    überregional
    Personalia, Schule und Wissenschaft
    Deutsch


     

    Professorin Ilona Nord von der Uni Würzburg.


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