Die vierte industrielle Revolution, Industrie 4.0, ermöglicht zahlreiche neue Geschäftsmodelle. Beim gestrigen Symposium des Arbeitskreises Industrie 4.0 berichteten Vertreter von so unterschiedlichen Unternehmen wie Fritz & Macziol und Liebherr-Hausgeräte, wie sie solche Geschäftsmodelle identifiziert und umgesetzt haben. Die Gründer des Arbeitskreises begleiten kleine und mittlere Unternehmen bei der Digitalisierung der Wertschöpfungskette. Dabei liegt der Fokus auf betriebswirtschaftlichen Fragestellungen.
Die digitale Transformation der Wirtschaft wird nicht ohne Grund als vierte industrielle Revolution bezeichnet: Denn tatsächlich hat „Industrie 4.0“ massive Auswirkungen auf alle Unternehmensbereiche – von der Produktion über den Vertrieb bis zum Controlling. Den betriebswirtschaftlichen Aspekten der Digitalisierung und Vernetzung der Wertschöpfungskette widmet sich der Arbeitskreis Industrie 4.0, gegründet vom Institut für Technologie- und Prozessmanagement (ITOP) der Universität Ulm sowie vom International Performance Research Institute (IPRI) und unterstützt von der Industrie- und Handelskammer Ulm (IHK Ulm) sowie vom Internationalen Controllerverein (ICV). Im Mittelpunkt des Symposiums „Geschäftsmodelle 4.0“ im Haus der Wirtschaft (IHK Ulm) standen am Mittwoch neue Chancen der digitalen Transformation – auch und gerade für kleine und mittelständische Unternehmen. „Aus der Digitalisierung der Wertschöpfungskette ergeben sich ganz neue Möglichkeiten: Der Kunde kann etwa Eigenschaften seines Produkts hochindividuell bestimmen, Produktion und Lieferkette werden optimiert“, sagen die Organisatoren. Mit welchen neuen Geschäftsmodellen sie erfolgreich sind, berichteten Unternehmensvertreter aus der Region.
Erste Schritte zum intelligenten Haus („Smart Home“) macht Liebherr Hausgeräte, der große Hersteller von Kühl- und Gefriergeräten aus Ochsenhausen: Dank der so genannten Smart Device Box kann beispielsweise die Temperatur des Kühlschranks über mobile Endgeräte wie das Smartphone reguliert werden. Bei technischen Problemen wird der Besitzer informiert und gegebenenfalls der Kontakt zum Kundendienst hergestellt. Die nachrüstbare Smart Device Box ist jedoch keineswegs eine Spielerei für Technikliebhaber: Philipp Wagner, Smart Home Koordinator bei Liebherr-Hausgeräte, berichtete beispielsweise von Kunden aus dem medizinischen Bereich, die teure Medikamente lagern und auf zuverlässige Kühlgeräte angewiesen sind. Weitere neue Geschäftsideen reichen von einer durch Klaus Wurster präsentierte smarten Lösung zur Reduktion von Schwingungen beim industriellen Drahtbiegen, die als Lizenzmodell angeboten wird (WAFIOS AG), bis zur Verarbeitung von großen Datenmengen („Big Data“) mit Business Analytics-Methoden des IT-Dienstleisters Fritz & Macziol (Vortrag: Sascha Bäcker). Ein intelligentes Logistiksystem stellte Marion Keller vor, Managerin bei der „Bossard Group“: Verbindungsstücke wie Schrauben werden in Behältern mit integrierten W-Lan fähigen Waagen („Smart Bins“) gelagert, wodurch ständig die aktuelle beziehungsweise prognostizierte Füllmenge ermittelt wird. Im Bedarfsfall kann das Logistiksystem vollautomatisiert Verbindungsstücke nachbestellen.
Unter den 70 Zuhörern waren etliche Mitglieder des Arbeitskreises Industrie 4.0 – darunter Vertreter von alteingesessenen Familienbetrieben und Konzernen – die sich auf dem Weg zur industriellen Revolution von den Uni-Betriebswirten unterstützen lassen. Wie man Digitalisierungsoptionen für das eigene Geschäftsmodell identifizieren kann, berichtete dann auch der Koordinator des Arbeitskreises, Christoph Bayrle, und konnte womöglich weitere Interessenten für seine Ideenschmiede „Business Model Lab 4.0“ gewinnen.
Die prominent besetzten Grußworte zeugen von der wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Relevanz des Themas Industrie 4.0: Neben Dr. Peter Kulitz, Präsident des Mitveranstalters Industrie- und Handelskammer Ulm, sprach der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch. Das Stadtoberhaupt betonte, dass Industrie 4.0 zahlreiche kommunalpolitische Themen berühre, darunter die Mobilität, die Bürgerbeteiligung sowie durch den Siegeszug des Smart Homes natürlich auch die Energiewirtschaft. Ulm müsse aufrüsten und eröffne deshalb unter anderem ein Stadtlabor, in dem sich „digitale Arbeiter“ austauschen könnten. Nach etwa dreieinhalb Stunden zogen die Organisatoren ein positives Fazit: „Die hohe Teilnehmerzahl sowie das positive Feedback stimmen uns zufrieden. Mit Hilfe der vorgestellten digitalen Geschäftsmodellen konnten wir den Teilnehmern wichtige Denkanstöße für die Zukunft mit auf den Weg geben.“
Weitere Informationen: Prof. Dr. Mischa Seiter: MSeiter@ipri-institute.com
Informationen zum Arbeitskreis Industrie 4.0: http://ak40.ipri-institute.com/index.php
Vorschlag Bildunterschrift (Foto: IPRI gGmbH): Christoph Bayrle (ganz links), Koordinator des Arbeitskreises Industrie 4.0, mit den Referenten (v.l.) Sascha Bäcker (Fritz & Macziol), Klaus Wurster (WAFIOS AG), Marion Keller von der Bossard Group, Philipp Wagner (Liebherr-Hausgeräte) sowie Nikolaus Hertle (IHK Ulm)
Veranstalter und Referenten beim Syposium
Quelle: Foto: IPRI gGmbH
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Informationstechnik, Maschinenbau, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Kooperationen
Deutsch
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