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23.06.2003 14:15

Aggressive Verhaltensstörungen

Peter Pietschmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Ulm

    Aggressive Verhaltensstörungen - Entwicklungspsychopathologie und Behandlungsansätze
    Symposium am 2. Juli 2003

    Oppositionelles Trotzverhalten oder dissoziale Verhaltensweisen wie Lügen, kleinere Diebstähle oder aggressives Verhalten gegenüber anderen kommen bei einer großen Zahl von Kindern im Verlauf ihrer Entwicklung vor, ohne daß von einer schwerwiegenden Verhaltensstörung gesprochen werden müßte. Beinahe 80 % aller Kinder zeigen zum Ende des zweiten Lebensjahres in der Interaktion mit Gleichaltrigen aggressive Verhaltensweisen wie Treten, Beißen oder Schlagen. Im Verlauf der Entwicklung lernt die Mehrzahl dieser Kinder unter adäquater Anleitung durch kompetente Erziehungspersonen ihre aggressiven und antisozialen Impulse zunehmend besser zu kontrollieren. Diese Verhaltenskontrolle über aggressive Impulse stellt einen zentralen Aspekt der Sozialisation und der intrapsychischen Reifung dar.

    Einer kleineren Zahl von Kindern gelingt dies im Verlauf ihrer Entwicklung jedoch nicht oder nur unzureichend. In einer repräsentativen epidemiologischen Studie in Deutschland wurden rund 3 % aller Mädchen und rund 6 % aller Jungen von ihren Eltern als ausgeprägt aggressiv eingeschätzt (häufige Raufereien, Angriffe auf andere, Bedrohen anderer, Zornesausbrüche, Zerstören von eigenen oder fremden Dingen). In Selbstbeurteilungen schätzen sich in der Gruppe der 11-18jährigen ca. 6 % aller Mädchen und ca. 7 % aller Jungen als sehr aggressiv ein.

    Aus Langzeituntersuchungen ist bekannt, daß sich nur ca. die Hälfte aller kindlichen aggressiven Verhaltensstörungen im Verlauf der Entwicklung bis zum Erwachsenenalter bessern und daß retrospektiv gesehen fast alle Erwachsenen, die wegen gehäuften aggressiven Verhaltens auffallen, auch schon in ihrer Kindheit in dieser Richtung auffällig waren. Ohne intensive Behandlungsanstrengungen besteht gerade bei dieser Art von Störung eine hohe Wahrscheinlichkeit des Übergangs in eine chronische Störung, die dann nicht nur für den Betroffenen oder sein näheres Umfeld, sondern durch die Verstrickung in delinquente Handlungen auch für die Gesellschaft ein Problem darstellt.

    Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Universität Ulm veranstaltet zu diesem Thema am 2. Juli 2003 ein Symposium mit dem Titel "Aggressive Verhaltensstörungen - Entwicklungspsychopathologie und Behandlungsansätze". Bei diesem Symposium werden Grundlagen der Entstehung von aggressiven Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen und Möglichkeiten der Behandlung sowie aggressives Verhalten im Erwachsenenalter im Blickpunkt stehen. Auch wird der Frage nachgegangen, ob es noch erfolgversprechende Behandlungsansätze gibt, wenn es wegen wiederholter aggressiver Straftaten schon zu einer Verurteilung gekommen ist.

    Vor Beginn der Veranstaltung wird die Institutsambulanz der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie in der Heidenheimer Str. 65 der Öffentlichkeit vorgestellt. Diese Ambulanz ist eine Anlaufstelle für die Untersuchung und Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit allen Arten von psychischen Störungen. Nach dem Sozialgesetzbuch V § 118 übernehmen kinder- und jugendpsychiatrische Institutsambulanzen die psychiatrische und psychotherapeutische Behandlung von Kindern und Jugendlichen, die nach Art, Schwere oder Dauer der Erkrankung oder wegen zu großer Entfernung zu geeigneten Fachärzten auf die Behandlung in diesen Fachambulanzen angewiesen sind. In der Mittagspause wird ein Imbiß in der Heidenheimer Str. 87 angeboten, wo das neue Forschungshaus der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie vorgestellt wird. In dieser Forschungsabteilung arbeiten eine Reihe von Medizinern, Psychologen, Pädagoginnen sowie ein Soziologe und eine Juristin an verschiedenen, meist über Drittmittel finanzierten Forschungsprojekten.

    Kontakt: Prof. Dr. Klaus Schmeck, Stellvertretender Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Tel. 0731-500-33591


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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