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06.07.2016 10:41

Millionen für Klinische Forscher

Stefan Zorn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Hochschule Hannover

    Mit neuen Systemen zur Entlastung von Herz und Lunge kritische Krankheitsphasen überbrücken: DFG fördert neue MHH-Forschergruppe mit mehr als sechs Millionen Euro

    Gute Nachricht für Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH): Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt die neue Klinische Forschergruppe 311 mit mehr als sechs Millionen Euro für drei Jahre. Der Verbund optimiert Behandlungsstrategien für Patienten mit schweren Herz- und Lungenkrankheiten, mit denen diese Organe entlastet oder deren Funktion ersetzt werden können. So kann Zeit gewonnen werden, um die zugrunde liegende Erkrankung behandeln oder auf eine Organspende warten zu können.

    „Wir wollen die mechanische Entlastung weiterentwickeln und zudem neue biologische oder pharmakologische Therapien finden, die der Erholung der Organe dienen. So soll sich die schlechte Prognose für diese Patienten nachhaltig verbessern, sich ihr Leben verlängern und ihre Lebensqualität steigern“, sagt der Sprecher der Klinischen Forschergruppe „(Prä-) terminales Herz- und Lungenversagen: mechanische Entlastung und Reparatur“ Professor Dr. Johann Bauersachs. Er leitet an der MHH die Klinik für Kardiologie und Angiologie. Sein Mitarbeiter Professor Dr. Tibor Kempf wird die neue Forschergruppe leiten: „Schon jetzt sind mit mechanischer Entlastung von Herz und Lunge große Erfolge möglich. Doch unsere Therapiekonzepte müssen weiter verbessert werden, um noch mehr Patienten helfen zu können.“ „Diese Forschergruppe wird das nationale und internationale Profil der MHH für die Erforschung und Behandlung des Herz- und Lungenversagens nachhaltig stärken; für die vielen betroffenen Patienten besteht dringender Handlungsbedarf“, betont MHH-Präsident Professor Dr. Christopher Baum.

    Mechanische Entlastung von Herz und Lunge: MHH ist ein international führendes Zentrum

    Die MHH ist eines der international führenden Zentren für Therapien, mit denen Herz und Lunge Tage bis Jahre mechanisch entlastet werden können. Beispielsweise nutzen die Mediziner die Extrakorporale Membranoxigenierung (ECMO), Microaxialpumpen zur Links- und Rechtsherzunterstützung und operativ implantierte Linksherzunterstützungssysteme (Left Ventricular Assist Device, LVAD), die auch Kunstherzen genannt werden. „Diese Systeme möchten wir optimieren, um eine bessere Erholung der Organfunktion bei präterminalem Herz- und Lungenversagen zu erreichen. Doch allein durch technische Systeme ist eine anhaltende Erholung der Organfunktion oft nicht zu erzielen. Es braucht dringend neue Therapien, wie zum Beispiel proteinbasierte, zelluläre oder Wirkstoff-basierte Ansätze. Deshalb haben wir uns für diese Forschungsinitiative zusammengeschlossen“, sagt Professor Bauersachs.

    Zur Klinischen Forschergruppe gehören sieben MHH-Kliniken und -Institute, in denen elf Projekte bearbeitet werden. „Durch die Bündelung unserer klinischen und grundlagenwissenschaftlichen Expertise wird sich ein Mehrwert ergeben“, sagt Professor Kempf. Außer der Klinik für Kardiologie und Angiologie sind dies die Kliniken für Pneumologie, für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, für Pädiatrische Kardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin, für Nuklearmedizin sowie die Institute für Molekulare und Translationale Therapiestrategien und für Diagnostische und Interventionelle Radiologie.

    Extrakorporale Membranoxigenierung, Microaxialpumpe und Kunstherz

    Die Extrakorporale Membranoxigenierung (ECMO) funktioniert wie eine miniaturisierte Herz-Lungen-Maschine. Bis zu mehreren Wochen kann damit die Kreislauf- und Atemfunktion von Patienten, deren Lungen und/oder Herzen sehr schwer geschädigt sind, aufrecht erhalten werden – zum Beispiel bei akutem Lungenversagen, kardiogenem Schock oder einer schweren Lungenentzündung. So kann Wartezeit bis zu einer Transplantation überbrückt werden. MHH-Wissenschaftler aus der Klinik für Pneumologie, deren Direktor Professor Dr. Tobias Welte ist, und aus der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, deren Direktor Professor Dr. Axel Haverich ist, haben das Konzept der Wach-ECMO vor Lungentransplantation etabliert, welches das Überleben nach Lungentransplantation signifikant verbessert.

    Microaxialpumpen, die über die Leistengefäße implantiert werden, können das Herz bis zu zehn Tage entlasten. Bei der linksventrikulären Unterstützung wird Blut aus der linken Herzkammer in die Hauptschlagader gefördert, sodass der Blutkreislauf unterstützt wird und somit die Voraussetzung für weitere kardiologische oder herzchirurgische Notfallmaßnahmen geschaffen sind. Die MHH führt europaweit die meisten Implantationen bei kardiogenem Schock durch und leitet die deutschlandweite Erprobung einer neuen Mikroaxialpumpe.

    Das implantierbare Linksherzunterstützungssystem (LVAD), auch Kunstherz genannt, übernimmt die Funktion der linken Herzkammer. Die kleine Pumpe kann mehrere Jahre im Körper verbleiben. Sie sorgt ebenfalls dafür, dass sauerstoffreiches Blut aus der Lunge über einen Schlauch zur Hauptschlagader und somit in den Körper gelangt. Das eigene Herz arbeitet weiter und kann bestenfalls eines Tages genesen – zumindest so weit, dass es mit Medikamenten unterstützt die lebenswichtige Pumpleistung wieder allein schaffen kann. „Mit dem LVAD erholt sich bei manchen Patienten das Herz, bei einzelnen kann man es sogar wieder ausbauen. Leider ist das bei den meisten Patienten jedoch nicht der Fall. Wir wollen nun mit Hilfe der neuen Forschergruppe Therapien entwickeln, die eine Erholung des Herzens unterstützen“, sagt Professor Kempf.

    Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Johann Bauersachs, Telefon (0511) 532-3840, bauersachs.johann@mh-hannover.de.


    Bilder

    Professor Dr. Johann Bauersachs (links) und Professor Dr. Tibor Kempf auf einer Intensivstation.
    Professor Dr. Johann Bauersachs (links) und Professor Dr. Tibor Kempf auf einer Intensivstation.
    Quelle: Quelle „MHH/Kaiser“.


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Professor Dr. Johann Bauersachs (links) und Professor Dr. Tibor Kempf auf einer Intensivstation.


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