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06.07.2016 16:34

Turbulenzen im innerdeutschen Luftverkehr

Dr. Peter Wittmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Länderkunde

    Kurzstreckenflüge innerhalb Deutschlands sind trotz der Konkurrenz durch Bahn und Bus nach wie vor gefragt. Gewinner bei Inlandsflügen sind die großen Flughäfen. Kleinere Flughäfen und vor allem Newcomer-Airports haben es auf dem hart umkämpften Markt deutlich schwerer. Das zeigen Analysen des Göttinger Geographen Dr. Tobias Behnen, die das Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig jetzt in seinem Webangebot „Nationalatlas aktuell“ veröffentlicht hat.

    Der internationale Personenluftverkehr verzeichnet seit Jahren Zuwächse bei den Passagierzahlen. In Deutschland profitieren von diesem Boom besonders die beiden Drehkreuze Frankfurt am Main und München; aber auch Düsseldorf zählt zu den Gewinnern. Im innerdeutschen Luftverkehr stellt sich der Markt indes schwankend dar: „Gerade bei kleineren Flughäfen wurden viele Hoffnungen enttäuscht“, sagt Dr. Tobias Behnen von der Universität Göttingen. Der Geograph beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Luftverkehr. Seine aktuellen Analysen zu den Hauptverkehrsströmen im innerdeutschen Luftverkehr hat das Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) jetzt auf aktuell.nationalatlas.de veröffentlicht.

    Spitzenreiter bei den Inlandsflügen sind nach den Ergebnissen der Studie die geographisch eher am Rand gelegenen Flughäfen München und Berlin‐Tegel. Sie bieten viele gut nachgefragte, hochfrequent bediente Verbindungen zu deutschen Zielen. Zudem nutzen jährlich fast zwei Millionen Fluggäste die Strecke zwischen den beiden Standorten. Insgesamt wurden 2015 im innerdeutschen Luftverkehr 23,1 Millionen Passagiere befördert. Alles in allem, so Behnen, sei die Marktsituation jedoch „komplex“. So zeigten sich für den Zeitraum 2011 bis 2015 deutliche Rückgänge für Flughäfen jeder Größenordnung. Besonders stark ist der Schwund bei den Passagierzahlen an kleineren, peripher gelegenen Standorten wie Münster/Osnabrück (-33 %), Saarbrücken (-31 %), Karlsruhe/Baden‐Baden (-38 %) oder Nürnberg (-29 %).

    Eine Ursache für die wirtschaftlichen Probleme der Regionalflughäfen sieht Behnen in der marktbeherrschenden Stellung des Lufthansa‐Konzerns: „Die kleineren Flughäfen wünschen sich oft eine Tagesrandverbindung nach Frankfurt am Main oder München, aber die Lufthansa hat kein Interesse, und andere geeignete Fluggesellschaften gibt es nur sehr wenige“. Vielen kleineren Flughäfen sei es daher trotz großer Erwartungen nicht gelungen, Fluggesellschaften anzusiedeln, die innerdeutsche Strecken regelmäßig bedienen. Als Beispiele nennt Behnen die Regionalflughäfen Erfurt‐Weimar, Kassel, Lübeck oder Magdeburg‐Cochstedt.

    Auch die Hochgeschwindigkeitsstrecken der Bahn haben laut Behnen dazu beigetragen, dass Flugverbindungen reduziert oder eingestellt werden mussten. Eine wichtige Rolle spiele dabei der Fernbahnhof des Frankfurter Flughafens, der mit dem Angebot „Lufthansa Express Rail“ optimal in Wert gesetzt werde. In dem Prinzip, ICE‐Züge mit einer Flugnummer zu versehen und den Gepäcktransport zu garantieren, sieht der Göttinger Geograph erhebliches Zukunftspotenzial. Neben dem unmittelbaren Vorteil, dass bei Zugverspätungen die Fluggesellschaft für die Weiterbeförderung sorgt, würde die Verlagerung des innerdeutschen Flugverkehrs auf die Schiene zudem die Belastungen durch Emissionen und Fluglärm mindern.

    Behnen will Inlandsflüge aber nicht pauschal verteufeln: „In peripheren Regionen erleichtern sie den Zugang zu Metropolen und Märkten und unterstützen so durchaus das Nachhaltigkeitsziel der sozialen Gleichheit.“

    Der vollständige Beitrag ist im Webangebot „Nationalatlas aktuell“ des IfL nachzulesen. Auf aktuell.nationalatlas.de veröffentlicht das Institut regelmäßig Kartenbeiträge zu Themen aus Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Politik und Umwelt. Alle Karten, Diagramme und Fotos sind dort online verfügbar und stehen zusätzlich als PDF-Dokumente zum freien Download bereit. Auf Wunsch können die Materialien in Druckqualität zur Verfügung gestellt werden.

    Weitere Informationen:
    Volker Bode
    Tel. 0341 600 55-143
    V_Bode@ifl-leipzig.de


    Weitere Informationen:

    http://aktuell.nationalatlas.de/Luftverkehr.4_06-2016.0.html/
    http://www.ifl-leipzig.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geowissenschaften, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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