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26.08.2016 10:59

Forschen lernen ist wie Schwimmen lernen

Uschi Lenk Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Prof. Dr. Stefanie Hiß und Hanna Schulte erhalten Lehrpreis 2016 der Friedrich-Schiller-Universität Jena für ihr didaktisches Konzept eines vollständigen Forschungsprozesses während des Soziologiestudiums

    Wie lernt man forschen? Mit dieser Frage setzen sich Studierende der Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena in den Lehrforschungen von Prof. Dr. Stefanie Hiß und Hanna Schulte seit mehr als vier Jahren in jeweils zwei Semestern auseinander. In Projektgruppen von drei bis sechs Studierenden absolvieren sie eigenverantwortlich einen kompletten Forschungsprozess vom Finden des Themas bis zur Präsentation. Für ihr didaktisches Konzept erhalten sie in diesem Jahr einen der beiden allgemeinen Lehrpreise der Universität. Die mit 1.500 Euro dotierte Auszeichnung wird am 25. Oktober verliehen.

    „Forschen lernen ist wie Schwimmen lernen: Bei beiden reicht nicht, es theoretisch zu beherrschen, man muss es selbst praktisch lernen“, beschreibt Prof. Hiß das Vorgehen. „Wir zeigen den Studierenden, wie es geht, schubsen sie manchmal auch ins kalte Wasser, sind aber immer bereit, ihnen dort oder vom Beckenrand aus zu zeigen, was sie wie besser machen können.“ Dabei verstünden sich beide nicht als Dozentinnen, sondern als Lernbegleiterinnen, verweist Hanna Schulte auf eine Besonderheit. Sie ist seit Beginn dabei – zunächst als wissenschaftliche Hilfskraft, nun als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Beide beraten die Studierenden, sprechen mit ihnen einzeln oder in der Gruppe, geben ihnen aber auch regelmäßig ein schriftliches Feedback zum Lern- und Arbeitsfortschritt. Genau auf diese besondere Art der Betreuung führen beide den Erfolg dieser Lehrveranstaltung zurück – und die Bilanz gibt ihnen Recht: drei abgeschlossene Jahrgänge mit insgesamt 16 Gruppen und über 60 Studierenden; der vierte Jahrgang läuft bereits.

    Dreiphasiges Lehrkonzept
    Das Lehrkonzept basiert auf drei Phasen. Zunächst erarbeiten Studierende und Lehrende gemeinsam die theoretischen und methodischen Grundlagen und lernen sich gegenseitig kennen. Dann suchen sich die Studierenden ein Thema, formulieren dazu eine Forschungsfrage und erarbeiten einen Forschungsantrag ähnlich den Vorgaben der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Im dritten Teil führen sie das Projekt durch, indem sie empirische Daten erheben und auswerten, verfassen einen 80 bis 100 Seiten umfassenden Forschungsbericht und präsentieren das Ergebnis mit einem eigens dafür erstellten wissenschaftlichen Poster. Thematisch drehte sich dabei bislang alles um Nachhaltigkeit, das jedoch mit spezifischen Ausrichtungen auf Organisationen, Märkte und Stadt sowie die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen.

    Didaktisch ist dieser Prozess sehr abwechslungsreich gestaltet, reicht u. a. von Präsenz-Unterricht und dem Nutzen von Online-Lernplattformen, über eigenbestimmte Arbeit in und zwischen den Gruppen, individueller Beratung durch die Dozentinnen bis zum Vorstellen im Plenum. Eingebunden sind auch Alumni, die den jeweils aktuellen Jahrgang beraten, gern über ihre eigenen Erfahrungen berichten und Fragen der „Neuen“ beantworten. Auf diese Weise erwerben die Studierenden Kompetenzen – etwa Selbstorganisation, Gruppenarbeit, Moderation, Zeitmanagement – die sie auch für die Bachelorarbeit, ein Masterstudium oder den Berufseinstieg nutzen können.

    Freiräume lassen
    „Wir geben in diesem ganzen Prozess zwar eine klare Struktur vor und stellen begleitende Materialien bereit, lassen den Studierenden jedoch viele Freiräume, damit sich ihre Interessen entfalten können. Wir nehmen sie ernst, vertrauen ihnen und begegnen ihnen auf Augenhöhe“, machen die Wissenschaftlerinnen deutlich. Die Lernatmosphäre sei von Anfang an „von gegenseitigen Respekt und Wissbegier aller gekennzeichnet“ gewesen, meint dazu Studentin Laura Boemke. Und Simon Buch schwärmt auch nach zwei Jahren noch, dass die Lehrforschung „auf jeden Fall zu den fachlichen Highlights“ seines Studiums gehört. Die „außergewöhnlich gute und inspirierende Arbeitsatmosphäre“ hat Jan-Ole Brandt noch in guter Erinnerung. Ihm sei die Erfahrung nicht nur bei seiner Bachelorarbeit zugutegekommen, sondern auch in darauffolgenden Forschungsprojekten bei seinem Master-Studium an der Universität im schwedischen Uppsala.

    Das Lehrkonzept werde durch halbjährliche Evaluationen stetig weiterentwickelt, betonen Prof. Stefanie Hiß und Hanna Schulte. Zudem präsentieren sie es innerhalb der Universität Jena bei Workshops in deren hochschuldidaktischer Servicestelle „LehreLernen“ und nach außen auf einschlägigen Fachtagungen. Außerdem wird es im Herbst im „Neuen Handbuch Hochschullehre“, dem Standardwerk für Hochschuldidaktik, veröffentlicht.
    [Uschi Lenk]

    Kontakt:
    Prof. Dr. Stefanie Hiß, Hanna Schulte
    Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Bachstraße 18k, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 945821 oder 945824
    E-Mail: stefanie.hiss[at]uni-jena.de; hanna.schulte[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.sozmog.uni-jena.de


    Bilder

    Die beiden Lehrpreisträgerinnen vom Lehrstuhl für Soziologie mit dem Schwerpunkt Märkte, Organisationen und Governance der Uni Jena: Prof. Dr. Stefanie Hiß (l.) und Hanna Schulte.
    Die beiden Lehrpreisträgerinnen vom Lehrstuhl für Soziologie mit dem Schwerpunkt Märkte, Organisatio ...
    Foto: Anne Günther/FSU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft
    regional
    Studium und Lehre
    Deutsch


     

    Die beiden Lehrpreisträgerinnen vom Lehrstuhl für Soziologie mit dem Schwerpunkt Märkte, Organisationen und Governance der Uni Jena: Prof. Dr. Stefanie Hiß (l.) und Hanna Schulte.


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