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26.08.2016 11:46

IAB erwartet Rückgang der Flüchtlingsmigration um zwei Drittel gegenüber 2015

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

    Vor dem Hintergrund der stark gefallenen Flüchtlingszahlen geht das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) von einem Rückgang der Flüchtlingszuwanderung im laufenden Jahr um etwa zwei Drittel gegenüber dem Vorjahr aus. „Sofern sich die politischen Rahmenbedingungen nicht ändern, könnten im Verlauf des Jahres 2016 300.000 bis 400.000 Flüchtlinge zuziehen. Diese Einschätzung steht aber unter dem Vorbehalt, dass das Türkei-Abkommen und die Schließung der Balkanroute Bestand haben", erklärte der IAB-Arbeitsmarktforscher Herbert Brücker am Freitag.

    Im Jahr 2015 wurden 1,1 Millionen Flüchtlinge erfasst. Unter der Berücksichtigung von Doppelzählungen, Weiter- und Rückreisen schätzt das IAB die Nettozuwanderung von Flüchtlingen im Jahr 2015 auf 900.000.

    Seit November 2015 hat sich die Flüchtlingszuwanderung nach Deutschland deutlich abgeschwächt. Zunächst ist die Zahl vor allem saisonbedingt, etwa durch die Witterungsbedingungen im Mittelmeerraum und entlang der Fluchtrouten zurückgegangen. Außerdem änderten die Transitländer auf der Balkanroute die Bedingungen für die Ein- und Weiterreise der Flüchtlinge. „Mit der Schließung der Balkanroute Anfang März 2016 und dem Türkei-Abkommen Ende März 2016 wurde dann die Wende eingeleitet: Seit April 2016 hat sich die Zahl der neu erfassten Flüchtlinge bei rund 16.000 Personen pro Monat eingependelt“, schreiben die IAB-Forscher Herbert Brücker, Steffen Sirries und Paul Schewe in einer aktuellen Studie.

    Die Annahme von 300.000 bis 400.000 Flüchtlingen für das Jahr 2016 beruht auf einer Fortschreibung der jüngsten Entwicklung. Die IAB-Forscher stellen ihr Szenario allerdings unter einige Vorbehalte: „Dabei handelt es sich um keine Prognose im eigentlichen Sinne, weil die Entwicklung von zahlreichen politischen, rechtlichen und institutionellen Faktoren abhängt“.

    Auf den Arbeitsmarkt bezogen betonen die Forscher, dass das Arbeitskräftepotenzial der Flüchtlinge erst nach und nach wirksam werde. Je nach Geschwindigkeit der Entscheidungen bei den Asylverfahren wird die Zahl der Flüchtlinge im erwerbsfähigen Alter mit einem Schutzstatus und damit verbunden einem unbeschränkten Arbeitsmarktzugang bis zum Jahresende 2016 um etwa 160.000 Personen steigen. „Langfristig, das heißt wenn alle Schutzsuchenden registriert und die Asylverfahren durchgeführt wurden, wird die Zahl der Schutzsuchenden im erwerbsfähigen Alter, die einen unbeschränkten Arbeitsmarkzugang erhält, sich auf etwa 700.000 Personen belaufen, von denen ein Teil vor 2015 eingereist ist“, erklären die Arbeitsmarktforscher.

    Rund 70 Prozent der arbeitssuchenden Flüchtlinge und rund ein Drittel der beschäftigten Personen aus den Asylherkunftsländern haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. „Angesichts des geringen Durchschnittsalters und der allgemeinbildenden Voraussetzungen eines Teils der Flüchtlinge besteht ein hohes Bildungspotenzial“, argumentieren die Forscher. Nach einer - allerdings nicht repräsentativen - Erhebung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) waren 36 Prozent der 2015 registrierten Asylbewerber im Alter ab 18 Jahren auf einer Hochschule oder einem Gymnasium, 31 Prozent in einer Mittel- oder Fachschule, 23 Prozent nur in einer Grundschule und acht Prozent in gar keiner Schule. Gewichtet man die Daten mit der Bleibewahrscheinlichkeit der Flüchtlinge nach Herkunftsländern, dann haben 46 Prozent der registrierten Asylbewerber mit guten Bleibeaussichten ein Gymnasium oder eine Hochschule besucht, 27 Prozent eine Mittel- oder Fachschule, 19 Prozent nur eine Grundschule und sechs Prozent gar keine Schule. Dabei handele es sich allerdings nur um den Besuch von Bildungseinrichtungen und nicht um allgemeinbildende Bildungsabschlüsse, merken die IAB-Forscher dazu an.


    Weitere Informationen:

    http://doku.iab.de/aktuell/2016/aktueller_bericht_1619.pdf


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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