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15.09.2016 09:42

Die neue Mitleidsökonomie

Sandra Sieraad Pressestelle
Universität Bielefeld

    Internationale Tagung am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld

    Kleiderkammern, Tafeln, Sozialkaufhäuser: Seit Beginn des 21. Jahrhunderts entwickelt sich eine neue Form der Armenhilfe, die sozialstaatliche Leistungen ergänzt oder ersetzt. Auf der Tagung „Charity Economy: International Dimensions and Political Perspectives“, die am 22. und 23. September am Bielefelder Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) stattfindet, widmen sich Forscherinnen und Forscher erstmals einer interdisziplinären und international vergleichenden Bestandsaufnahme dieses Phänomens.

    Eine wachsende Anzahl von Menschen in Europa und anderen OECD-Staaten kann ihre alltäglichen Bedürfnisse weder durch Arbeit noch mit staatlichen Transferleistungen ausreichend finanzieren. Darauf reagieren zunehmend spendenbasierte Angebote wie Lebensmittel- und Kleidungsausgaben der Wohlfahrtsverbände und lokaler Kirchengemeinden. Sozialwissenschaftlich wird diese weithin sichtbare, aber bisher wenig systematisch untersuchte Armenhilfe als Mitleids- oder Almosenökonomie bezeichnet. „Mit dieser neuen Armenhilfe erlebt das alte Phänomen des Almosengebens eine neue Konjunktur, allerdings in einem ganz anderen ökonomischen, politischen und sozialen Kontext“, konstatiert Fabian Kessl, Professor für Soziale Arbeit an der Universität Duisburg-Essen und Leiter der Tagung. Verteilt wird in erster Linie die Überproduktion der Konsumgesellschaft. Die Leistungen der neuen Mitleidsökonomie stehen allerdings nicht allein, sondern ergänzen oder ersetzen sozialstaatliche Angebote, und die Organisation der Mitleidsökonomie ist mit der Marktökonomie und den sozialstaatlichen Sicherungssystemen eng verflochten. „Der Umfang, den dieses Phänomen inzwischen angenommen hat, wird völlig unterschätzt. Wir haben alleine in 45 Kommunen fast 900 Angebote gezählt“, berichtet Kessl, der mit seinem Forschungsarbeiten zu den Pionieren auf diesem Gebiet zählt.

    Auf der Tagung werden 30 Forscher und Forscherinnen aus neun Ländern diese neue Armenhilfe erstmals interdisziplinär und international vergleichend analysieren und die „neue Mitleidsökonomie“ mit anderen Formen des selbstorganisierten Warentauschs (z.B. Food-Sharing-Netzwerken) vergleichen. „Dazu haben wir Fachleute aus Kulturanthropologie, Medienanalyse, Politik-, Volks- und Rechtswissenschaft, Soziologie, Sozialpädagogik und Volkswirtschaft eingeladen. Wir erhoffen uns davon eine gesellschaftspolitische Einordnung dieses bisher unterbelichteten und unterschätzten Phänomens“, so Kessl.

    Die Tagungssprache ist Englisch.
    Pressevertreter sind herzlich eingeladen, über die Veranstaltung zu berichten.

    Kontakt bei inhaltlichen Fragen:
    Prof. Dr. Fabian Kessl
    Universität Duisburg-Essen
    Fakultät für Bildungswissenschaften
    E-Mail: fabian.kessl@uni-due.de

    Kontakt bei organisatorischen Fragen:
    Trixi Valentin, Universität Bielefeld
    Zentrum für interdisziplinäre Forschung
    Telefon: 0521 106-2769
    E-Mail: trixi.valentin@uni-bielefeld.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2016/09-22-Kessl.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik, Wirtschaft
    überregional
    Pressetermine, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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