SFB-Tagung zu "Beschäftigungsstabilität im Wandel?" am 4.-5. Juli an der Universität Jena
Jena (01.07.03) "60 % aller neu begonnenen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse enden spätestens nach zwei Jahren", hat Prof. Dr. Christoph Köhler (53) von der Universität Jena ermittelt. "Hierin drückt sich eine beachtliche Flexibilität des deutschen Arbeitsmarkts aus", ergänzt sein Mitarbeiter Dr. Olaf Struck (39). Die beiden Sozialwissenschaftler werden diese neuen Forschungs(zwischen)ergebnisse erstmals am 4.-5. Juli während einer von ihnen organisierten Tagung präsentieren. Rund 70 Teilnehmer treffen sich an der Uni Jena, um "Beschäftigungsstabilität im Wandel? Befunde und Erklärungen für West- und Ostdeutschland" zu diskutieren. Der Kongress wird vom Sonderforschungsbereich (SFB) 580 "Gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Systemumbruch" der Friedrich-Schiller-Universität veranstaltet.
Lange Zeit herrschte am deutschen Arbeitsmarkt starke Beschäftigungssicherheit. "In den 90er Jahren veränderte sich dieses Stabilitätsbild", weiß Struck. Jährlich wechseln in Deutschland rund drei Millionen Menschen den Arbeitsplatz. Der Arbeitsmarkt wird flexibler, selbst unter den älteren Arbeitnehmern - zu denen allerdings heutzutage bereits die 40-Jährigen gehören. "Der Anteil an neu begonnener Beschäftigung beträgt bei 35-50-Jährigen etwa 26 %, bei den über 50-Jährigen gar nur 7 %", nennt Struck die aktuellen Zahlen. Wirklich hohe Flexibilität ist hingegen auf jüngere Altersgruppen beschränkt, haben die Jenaer Sozialforscher in ihrem SFB-Projekt ermittelt. In den ersten sieben Jahren des Arbeitsprozesses kommt es zu einem "Job-Hopping" der Arbeitnehmer. 60 % wechseln den Job innerhalb von zwei Jahren, weitere 15 % spätestens nach fünf Jahren, haben die Jenaer Soziologen bei ihren Untersuchungen herausgefunden. Diese hohe Flexibilität gewinnt zunehmend an Bedeutung, schließt jedoch ältere Arbeitnehmer nur zum geringen Teil ein.
Deutlich wird aus den Jenaer Untersuchungen auch, dass weiterhin ein Kern stabiler Beschäftigung besteht. "Von Anfang der 90er Jahre bis heute beträgt der Anteil an Personen, denen es früh nach der beruflichen Ausbildung gelang, eine langfristige und sichere Berufsposition zu erreichen, in Ost- und Westdeutschland stabil 16 %", erklärt Prof. Köhler. Diese Gruppe ist vor allem durch Führungsverantwortung gekennzeichnet. "Wir haben herausgefunden, dass der Weg zur Führungskraft bereits früh angelegt ist", kommentiert Struck diese Tendenz. "Weitere 39 % in West- und 34 % in Ostdeutschland treten im Verlauf ihres Berufslebens in eine vergleichsweise sichere berufliche Stellung ein", sagt Köhler, "jedoch ist dieser Anteil rückläufig". "Das Risiko von Arbeitslosigkeit nimmt zu", ergänzt Dr. Struck.
Während der Jenaer Tagung werden die versammelten Arbeitsmarktforscher über diese Tendenzen diskutieren. Ursachen für die Entwicklungen sehen die Jenaer Experten zum einen in der demographischen Veränderung. Noch sind geburtenstarke jüngere Jahrgänge als Arbeitskräfte verfügbar. Doch dieser Trend wird sich vor allem im Osten bald wandeln. Auch die zunehmenden Spezialisierungen und Ausgliederungen aus den Unternehmen lassen den Austausch von Arbeitskräften an Bedeutung gewinnen. Neben diesen Unternehmensstrategien sind es als dritter Faktor die Personalstrategien, die als Ursache der neuen Entwicklungen gesehen werden müssen. Waren früher höher qualifizierte und verantwortungsvolle Tätigkeiten durch langfristige Beschäftigung gekennzeichnet, gelingt es Unternehmen heute zunehmend, "Motivation und Verlässlichkeit auch in kurzfristigen Beschäftigungsverhältnissen zu erreichen", sagt Dr. Struck. Das Arbeitsmarktkarussell dreht sich schneller - und zwar in Ost wie West.
Weitere Informationen und das Programm der Tagung sind im Internet zu finden unter: http://www.sfb580.uni-jena.de/Ablaufplanjuli2003.doc.
Kontakt:
Dr. Olaf Struck
Institut für Soziologie der Universität Jena
Carl-Zeiß-Str. 2, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945564
Fax: 03641 / 945552
E-Mail: olaf.struck@uni-jena.de
http://www.sfb580.uni-jena.de/Ablaufplanjuli2003.doc
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