idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
01.07.2003 10:16

Deutsche Krebshilfe stiftet Professur

Dr. med. Eva M. Kalbheim Pressestelle
Deutsche Krebshilfe e. V.

    Genetische Tumorforschung an der Universität Bonn

    Bonn (nh) - "Wir wollen der Krebsentstehung weiter auf die Spur kommen", sagte Frau Professor Dr. Ruthild Gisela Weber anlässlich eines Symposiums zur Einführung einer neu eingerichteten Stiftungsprofessur für "Molekulare Tumorzytogenetik". Frau Professor Weber ist Inhaberin der C3-Professur, die von der Deutschen Krebshilfe an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn gestiftet wurde. Durch die Professur wird die genetische Tumorforschung am Institut für Humangenetik gezielt weiter entwickelt. Im Mittelpunkt der Forschung stehen der erbliche Darmkrebs und verschiedene Gehirntumor-Formen.

    "Die Entstehung und das Fortschreiten eines bösartigen Tumors beruhen in der Regel nicht auf Veränderungen in einzelnen Genen, sondern auf mehreren Abweichungen in einem ganzen Netzwerk von Stoffwechselwegen", erklärte Professor Weber ihr Forschungsfeld der molekularen Tumorzytogenetik. Daher befassen sich mehrere molekular-zytogenetische Methoden mit der gleichzeitigen Erfassung einer Vielzahl von Veränderungen im Erbgut der Krebszellen. "Das Ziel der molekularen Tumorzytogenetik ist es, die Entwicklung von Tumoren besser verstehen und Krebsarten differenzierter gegeneinander abgrenzen zu können", so die Humanmedizinerin. "Wir hoffen in Zukunft genauere Angaben über den klinischen Verlauf einer Krebserkrankung machen zu können, um den Patienten eine individualisierte Tumortherapie anzubieten."

    Ein langjähriger Schwerpunkt des Instituts für Humangenetik, an dem die molekulare Tumorzytogenetik in Bonn angesiedelt ist, liegt in der molekular-genetischen Untersuchung von erblichen Krebserkrankungen, insbesondere dem familiären Dickdarmkrebs. So gehört das Institut zu einem der sechs Standorte des Verbundprojektes "Familiärer Darmkrebs" der Deutschen Krebshilfe. "Wir möchten herausfinden, welche Auswirkungen bestimmte angeborene Gendefekte haben und über welchen Mechanismus diese veränderten Gene die Krebsentstehung fördern", erläuterte Professor Weber. "Dazu werden wir die genomischen Veränderungen in erblich bedingten und sporadischen Darmtumoren miteinander vergleichen und Darmtumoren von Patienten mit dem gleichen Gendefekt untersuchen." In weiteren Projekten widmet sich die Arbeitsgruppe von Professor Weber verschiedenen Gehirntumoren: "Auch bei verschiedenen Tumortypen des Gehirns wollen wir die genomischen Veränderungen in den Krebszellen untersuchen, um die Mechanismen besser zu verstehen, die dem Krebswachstum zu Grunde liegen", erklärte die Forscherin. Das Fernziel sei es, spezielle Therapien zu entwickeln, die Patienten mit schlecht heilbaren Gehirntumoren bessere Überlebenschancen ermöglichen.

    "Mit der Einrichtung der Stiftungsprofessur tragen wir dazu bei, dass die grundlagenorientierte und klinisch-angewandte onkologische Forschung an der Medizinischen Fakultät in Bonn ausgebaut und weiter entwickelt wird", erklärte Gerd Nettekoven, Geschäftsführer der Deutschen Krebshilfe. "Dies kommt nicht zuletzt auch dem Patienten zu Gute: Denn ohne eine intensive und erfolgreiche Grundlagenforschung ist die Entwicklung von neuen Therapien nicht möglich." Seit Anfang der 80er-Jahre hat die Deutsche Krebshilfe bundesweit elf Stiftungsprofessuren mit einem Fördervolumen von über 6,8 Millionen Euro eingerichtet.

    Nach der fünfjährigen Anschubfinanzierung in Höhe von rund 400.000 Euro durch die Deutsche Krebshilfe wird die Medizinische Fakultät der Universität Bonn die eingerichtete Stiftungsprofessur als planmäßige C3-Professur übernehmen.

    Infokasten: Molekulare Tumorzytogenetik
    Krebs entsteht durch Fehlfunktionen in bestimmten Genen, die im gesunden Zustand das Zellwachstum und die Zelldifferenzierung regulieren. Die molekulare Tumorzytogenetik bietet dabei Methoden, die nicht einzelne Gene, sondern das gesamte Erbgut der Krebszellen gleichzeitig betrachten, um der Ursache der Krebsentstehung auf die Spur zu kommen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Chromosomen: die Träger des Erbguts, die in ihrer Gesamtheit das Genom der Zelle tragen. Mittels verschiedener Methoden werden die Chromosomen angefärbt und dadurch unter dem Fluoreszenz-Mikroskop sichtbar gemacht. Auf diese Weise lassen sich genomische Abweichungen in den Chromosomen der Tumorzellen feststellen und neue, zuvor unbekannte oder nicht mit einer Tumorart assoziierte Veränderungen im Erbgut von Krebszellen aufdecken. Die molekulare Tumorzytogenetik ist vor etwa zehn Jahren aus einer Verbindung der klassischen Molekulargenetik (Untersuchung der Gene) und der Zytogenetik (Analyse der Chromosomen) hervorgegangen. Sie hat sich zu einem außerordentlich erfolgreichen Standbein der Krebsforschung entwickelt.
    Projekt-Nr.: 70-2849

    Interviewpartner auf Anfrage


    Weitere Informationen:

    http://www.krebshilfe.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Personalia, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).