Die Häufigkeit chronischer Hepatitis B nimmt ab, doch es bleiben Hochrisikogebiete sowie in einzelnen Ländern auch Anstiege im Infektionsaufkommen.
Neben HIV, Tuberkulose und Malaria gehört virale Hepatitis weltweit zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Das Hepatitis-B-Virus ist dabei 50- bis 100-mal ansteckender als das HI-Virus. Bislang fehlten Informationen, wie sich die sogenannte Prävalenz, also die Häufigkeit der Infektion, in der Allgemeinbevölkerung weltweit im Zeitverlauf entwickelte. Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig haben nun untersucht, wie sich das Auftreten der chronischen Hepatitis-B-Infektion in 50 Ländern über die letzten Jahrzehnte verändert hat. Weltweit konnten die Wissenschaftler einen Rückgang der chronischen Hepatitis-B-Prävalenz feststellen. Allerdings bestehen weiterhin Gebiete mit hohem Infektionsvorkommen. In einzelnen Ländern wurden sogar Anstiege ersichtlich. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin „Journal of Hepatology“ veröffentlicht.
Das Hepatitis-B-Virus wird durch eine Kontakt- oder Schmierinfektion, beispielsweise bei sexuellen Intimkontakten, beim Tätowieren oder injizierendem Drogenkonsum übertragen. Die Infektion wird wegen ihrer meist unauffälligen Symptomatik unterschätzt und häufig zunächst nicht bemerkt. Im Fall eines chronischen Verlaufs kann das Virus irreversible Leberschäden sowie Krebs verursachen und zum Tode führen. Das Risiko einer chronischen Infektion ist dabei abhängig vom Alter der Ansteckung: Je früher im Leben eine Infektion stattfindet, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie chronifiziert, das heißt, einen dauerhaften Verlauf annimmt. Besonders die Übertragung bei der Geburt oder die Infektion im sehr jungen Kindesalter führt in einigen Regionen zu einer besonders hohen Prävalenz.
Die Ergebnisse zeigen: In den meisten Ländern nimmt die Häufigkeit chronischer Virusinfektionen ab. Der stärkste Rückgang ist zum Beispiel in Brasilien, China und Malaysia zu beobachten. Den größten Anstieg verzeichneten Länder wie Nigeria und Uganda – mit bis zu sieben Prozent Zuwachs pro Jahr. „Eine konstant hohe und vereinzelt ansteigende Prävalenz chronischer Hepatitis B betrifft möglicherweise auch weitere Länder in Afrika. Allerdings ist für diese Gegend die Datenlage eher schlecht, was Zeitanalysen nur bedingt möglich macht“, sagt Jördis Ott, Wissenschaftlerin in der Abteilung Epidemiologie am HZI und Erstautorin der Studie.
Für Europa lassen sich grob vier Muster für das Vorkommen der chronischen Infektion identifizieren. „Es gibt Länder mit stabil hoher oder steigender Prävalenz in der Bevölkerung wie Russland, Polen und Rumänien, einkommensstarke Länder – meist in Westeuropa – mit historisch sehr niedriger und kaum veränderter Infektionslast, Länder mit historisch hohem Infektionsaufkommen und einem mittelstarken Rückgang wie die Türkei und Albanien sowie Länder, in denen Hepatitis B eine geringe Rolle spielt und jährlich stark abnahm, zum Beispiel Griechenland“, sagt Rafael Mikolajczyk, Leiter der Gruppe Epidemiologische und statistische Methoden am HZI und Letztautor.
Auf dem Rückzug befindet sich die chronische Infektionskrankheit ebenso im westlichen Pazifikraum. „Der Rückgang der Prävalenz chronischer Hepatitis B ist je nach Land in unterschiedlichem Ausmaß auf präventive Maßnahmen wie die Impfung gegen Hepatitis B zurückzuführen. So sind Impfeffekte vor allem abhängig vom Zeitpunkt der Einführung und Abdeckung der Impfung“, sagt Ott. Insgesamt machen sich Erfolge der Hepatitis-B-Impfung im Kindesalter erst mit zeitlichem Verzug in höheren Altersgruppen bemerkbar.
Originalpublikation
Ott, J.J., Horn, J., Krause, G., Mikolajczyk, R.T., Time trends of chronic HBV infection over prior decades – a global analysis. Journal of Hepatology (2016); doi: 10.1016/j.jhep.2016.08.013
Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung:
Am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) untersuchen Wissenschaftler die Mechanismen von Infektionen und ihrer Abwehr. Was Bakterien oder Viren zu Krankheitserregern macht: Das zu verstehen soll den Schlüssel zur Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe liefern. http://www.helmholtz-hzi.de
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Ihre Ansprechpartner:
Susanne Thiele, Pressesprecherin
János Krüger, Redakteur
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH
Presse und Kommunikation
Inhoffenstraße 7
D-38124 Braunschweig
Tel.: 0531 6181-1404
Modell eines Hepatitis-Virus.
HZI/Britta Mießen
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
Deutsch
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