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17.10.2016 17:52

Schmerzkongress 2016: Chronische Schmerzen durch frühe Therapie verhindern

Thomas Isenberg Bundesgeschäftsstelle
Deutsche Schmerzgesellschaft e.V.

    Chronischer Schmerz ist eine eigenständige Erkrankung. Etwa sechs Millionen Menschen in Deutschland leben mit dauerhaften Schmerzen, die sie in ihrem Alltag und Beruf stark beeinträchtigen. Viele von ihnen durchlaufen eine Odyssee durch das Gesundheitssystem, ohne dass eine gezielte, umfassende Therapie eingeleitet werden kann. Dadurch entstehen auch hohe Kosten im Gesundheitswesen. Welche Patienten ein erhöhtes Risiko tragen, chronische Schmerzen zu entwickeln und wie eine Chronifizierung durch effektives Schmerzmanagement vermieden werden kann, diskutieren Experten auf der Pressekonferenz anlässlich des Deutschen Schmerzkongresses. Sie findet am 20. Oktober 2016 in Mannheim statt.

    Schmerz gilt als ein Symptom, das „Gefahr“ signalisiert, beispielweise bei einer Verletzung. Er ist akut, tritt also plötzlich auf und lässt nach oder verschwindet, sobald die Ursache erkannt und behandelt worden ist. Dem gegenüber sind chronische Schmerzen ein eigenes Krankheitsbild mit vielen verschiedenen Ursachen. Weit verbreitet sind beispielsweise chronische Rückenschmerzen. „Bei nur zehn Prozent der Patienten mit Rückschmerzen können wir eine klare körperliche Ursache als Auslöser feststellen“, erklärt Professor Dr. med. Esther Pogatzki-Zahn, Tagungspräsidentin des Deutschen Schmerzkongresses. Ähnlich sei es bei Kopf- und Gelenkschmerzen und auch bei Schmerzen nach Operationen, ergänzt Professor Pogatzki-Zahn, Oberärztin an der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, Universitätsklinikum Münster. „Das Problem ist, dass manche Patienten den Schmerz anfangs als begleitendes Übel akzeptieren und dieser dann unzureichend therapiert wird. Bereits das kann die Chronifizierung auslösen“, so die Expertin.

    Aber nicht nur die „Abwartehaltung“ der Patienten kann ein Grund sein, dass Schmerzen chronisch werden. Chronifizierungsanzeichen bei Akut-Schmerzpatienten werden oftmals nicht erkannt, gibt Professor Pogatzki-Zahn zu bedenken. „Risikopatienten für eine Chronifizierung müssen frühzeitig bei Auftreten bestimmter Risikofaktoren, sogenannten ‚Yellow flags‘, ‚herausgefischt‘ werden. Bei Patienten mit Rückenschmerzen gehören dazu beispielsweise psychische Faktoren wie Depressivität oder berufliche Faktoren wie körperliche Schwerarbeit oder Verlust des Arbeitsplatzes“, so die Expertin. Der Erfolg – also das Vermeiden der Chronifizierung – sei davon abhängig, wie früh eine effektive Therapie eingeleitet wird.

    Zu einem wirkungsvollen Schmerzmanagement gehört heutzutage weit mehr als eine Medikamentengabe. Durch Physiotherapie, psychologische Beratung und Entspannungstechniken kann ein interprofessionelles Team dem Risikopatienten helfen, eine Chronifizierung der Schmerzen zu verhindern.
    Für Professor Dr. med. Michael Schäfer, Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft und leitender Oberarzt und Schmerzforscher an der Charité in Berlin, ist das Vermeiden von chronischen Schmerzen eine der großen Herausforderungen der Schmerzmedizin.

    Damit Schmerzexperten zusammen mit dem Patienten früh eine umfassende Schmerztherapie starten könnten, müssten auf drei Ebenen Änderungen stattfinden, so der Mediziner. „Effektives Schmerzmanagement gelingt nur, wenn zwischen Klinik, Haus- und Fachärzten ein enger Austausch besteht, wenn das Thema Schmerz ein zentrales Thema in der Medizinerausbildung wird und wenn die Weiterbildungsangebote für alle an der Schmerzbehandlung Beteiligten verbessert werden“, so Präsident Schäfer.

    Literatur:
    Häuser W, Schmutzer G, Henningsen P, Brähler E. Chronische Schmerzen, Schmerzkrankheit und Zufriedenheit der Betroffenen mit der Schmerzbehandlung in Deutschland. Schmerz 2014 · 28:483–492.
    Pogatzki-Zahn EM, Meissner W. Postoperative Schmerztherapie in Deutschland. Status quo. Schmerz. 2015; 29(5):503-9. doi: 10.1007/s00482-015-0039-8.
    Fletcher D, Stamer UM, Pogatzki-Zahn E, Zaslansky R, et al. euCPSP group for the Clinical Trial Network group of the European Society of Anaesthesiology. Chronic postsurgical pain in Europe: An observational study. Eur J Anaesthesiol. 2015; 32(10):725-34.
    Kaiser U, Sabatowski R, Azad SC. Multimodale Schmerztherapie: eine Standortbestimmung. Schmerz. 2015; 29(5):550-6. doi: 10.1007/s00482-015-0030-4.

    Terminhinweis:

    Pressekonferenz
    anlässlich des Deutschen Schmerzkongresses
    der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V.
    vom 19. bis 22. Oktober 2016
    Termin: Donnerstag, 20. Oktober 2016, 12:30 bis 13:30 Uhr
    Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Raum: „Christian Cannabich“
    Anschrift: Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

    Das komplette Kongressprogramm und weitere Informationen finden Sie im Internet, siehe Link unten.

    Zum Deutschen Schmerzkongress:
    Der jährlich stattfindende Deutsche Schmerzkongress reflektiert die enorme Bedeutung des Symptoms Schmerz in sämtlichen Bereichen der Medizin und das stetige Bemühen der Schmerzexperten, den Schmerz wirksam(er) zu bekämpfen. Das Motto für den Kongress 2016 (UM)DENKEN ERWÜNSCHT regt dazu an, ausgetretene Pfade auch einmal zu verlassen, das eigene Denken und Handeln kritisch zu überdenken, vielleicht sogar in Frage zu stellen und aufgeschlossen zu sein für Neues. Mit rund 60 wissenschaftlichen Symposien, darunter Pflegesymposien und Dutzende Kurse und Seminare, deckt der Schmerzkongress das gesamte Themenspektrum der Schmerzdiagnostik und -therapie ab. Mehr als 2500 Teilnehmer – Mediziner verschiedener Fachgebiete, Psychologen, Pflegende, Physiotherapeuten und andere – werden erwartet.

    Bei Veröffentlichung Beleg erbeten.

    Kongress-Pressestelle
    Deutscher Schmerzkongress 2016
    Dagmar Arnold
    Postfach 30 1 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-380
    Fax: 0711 8931-167
    E-Mail: arnold@medizinkommunikation.org

    Thomas Isenberg
    Geschäftsführer der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V.
    Alt-Moabit 101 b
    10559 Berlin
    Tel.: 030 39409689-1
    Fax: 030 39409689-9
    E-Mail: presse@dgss.org


    Weitere Informationen:

    http://www.schmerzkongress2016.de
    http://www.dgss.org


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Pressetermine
    Deutsch


     

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