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02.07.2003 18:15

Natürlich regional in Zeiten der Globalisierung

Frank Seiss Öffentlichkeitsarbeit
ISF München - Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V.

In einem gemeinsamen Forschungsprojekt von Ökonomen, Ökologen, Sozialwissenschaftlern und Praktikern wurde die Nachhaltigkeit regionaler Lebensmittelversorgung am Beispiel der größten deutschen Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft TAGWERK (bei München) untersucht. Die Resultate werden in einer Broschüre vorgestellt. Zu einem Pressegespräch am 17. Juli, 11 Uhr, im ISF, Jakob-Klar-Str. 9, 80796 München laden die Projektpartner alle interessierten Medienvertreter ein.

Wer als Verbraucher nach der Herkunft von Lebensmitteln fragt, wird in den meisten Fällen ohne Antwort bleiben: Die Geschichte vom Acker bis auf den Teller verschließt sich in vielen Fällen jedem Einblick. Lebensmittelketten ziehen sich immer stärker in die Länge: Haben früher Aufzucht, Futtergewinnung, Mast und Schlachtung in der Tierhaltung auf einem Bauernhof und in der benachbarten Dorfmetzgerei stattgefunden, sind heute für die einzelnen Schritte nicht selten Hunderte bis Tausende Transportkilometer erforderlich. Gleichzeitig geht der Region Wirtschaftskraft und eine Vielzahl an Arbeitsplätzen verloren.
Im Rahmen des Forschungsprojektes "Nachhaltigkeit durch regionale Vernetzung - Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften im Bedürfnisfeld Ernährung", das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde, galt es Alternativen in der Region aufzuzeigen. Der Forschungsverbund, bestehend aus der Technischen Universität München/Weihenstephan, dem Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung in München und dem Praxispartner Tagwerk e.V., hat zu diesem Zweck die Tagwerk-Organisation, eine seit zwanzig Jahren bestehende Gemeinschaft von Verbrauchern und Erzeugern in der Region München, unter die Lupe genommen.
Es zeigte sich, dass bei Tagwerk nicht nur die Ökologische Landwirtschaft und die Regionalvermarktung im Gesamtkonzept verwirklicht wurden, sondern dass hier lange vor der Konferenz in Rio 1992 wesentliche Prinzipien für eine nachhaltige Lebensmittelversorgung in der Region formuliert und initiiert wurden.
Landwirte, Verarbeiter, Händler und Verbraucher stehen bei Tagwerk in einem vielseitigen Beziehungsnetz, das nicht auf ökonomische Interessen reduziert ist, sondern stark von Vertrauen, aber auch von sozialer Kontrolle geprägt ist. Die kurzen Wege in der Region helfen teilweise Belastungen durch Ferntransporte zu reduzieren und gewährleisten, dass die Pflege der Landschaft durch die Landwirte dem Verbraucher unmittelbar zugute kommt.
Die Läden und der Großhandel der Tagwerk-Organisation haben sich, wie im Forschungsprojekt deutlich aufgezeigt wird, an die Entwicklung auf dem Bio-Markt angepasst: aus den Pionieren wurden Kaufleute mit modernen Naturkostgeschäften. Aber sie sind zugleich Pioniere geblieben: Regionale, frische Lebensmittel haben Vorrang, jeder dritte Euro wird in den Läden für Waren aus der Region ausgegeben, während in Deutschland weit weniger als ein Euro von hundert für regionale Lebensmittel verwendet wird.
Was kann man aus dem Projekt lernen?
Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften wie Tagwerk haben heute am Markt der Bio-Lebensmittel nicht mehr dieselbe Bedeutung wie in ihrer Gründungsphase in den Achtzigerjahren. Aber die Modelle und Praxisformen, die sie erarbeitet haben und weiterhin erarbeiten, können auf andere regionale Kooperationsformen übertragen werden. So können sie als "Impulsgeber" zur Verwirklichung von mehr Nachhaltigkeit in der Lebensmittelversorgung dienen.
Denn die Region boomt: Zahlreiche Initiativen im ganzen Land haben mit unterschiedlicher Motivation regionale Lebensmittel für sich und die Bevölkerung entdeckt. Ihr Anteil am Gesamtverbrauch ist noch sehr gering. Steigt der Marktanteil regionaler Lebensmittel an, so kann sich die Belastung der Umwelt reduzieren, es bietet sich die Möglichkeit zur sozial verträglichen Entwicklung der Region, und auch die wirtschaftliche Rentabilität regionaler Erzeugung und Vermarktung könnte sich dann erhöhen - so die Schlussfolgerungen des Forschungsverbunds.
Die Broschüre "regional vernetzt - Elemente einer nachhaltigen Lebensmittelversorgung", die der Forschungsverbund nun der breiteren Öffentlichkeit präsentiert, stellt in kurzen Artikeln und mit zahlreichen Grafiken und Fotos wesentliche Forschungsergebnisse vor, die Regionalinitiativen ebenso wie Regionalpolitikern oder Naturschutzverbänden wichtige Anregungen liefern können.

Rückfragen bitte an Frank Seiß, ISF München, Tel. 089/2722921-78, Fax 089/272921-60, frank.seiss@isf-muenchen.de


Weitere Informationen:

http://www.isf-muenchen.de/projekte/Tagwerk.html
http://www.tagwerk.net
http://wdl.weihenstephan.de/forsch/tagwerk.asp
http://www.nachhaltig.org/quer/service/broschuere/agrarwif.htm


Bilder

Ergänzung vom 10.07.2003

Die Kontakt-Telefonnummer enthält einen Fehler!

Korrekt: Frank Seiß, Tel. 089/272921-78
Fax 089/272921-60


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Gesellschaft, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

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