idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
19.10.2016 13:26

Sieben Millionen Jahre Menschwerdung in einem Raum

Sebastian Hollstein Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Phyletisches Museum der Universität Jena eröffnet neue Dauerausstellung zur Evolution des Menschen am 25. Oktober 2016

    Die Geschichte des Menschen beginnt vor mehr als sieben Millionen Jahren, als sich seine Stammlinie von der der Schimpansen trennt. Daran schließt sich ein sehr vielfältiger und komplexer Entwicklungsprozess an, den Wissenschaftler bis heute – vor allem anhand von archäologischen Funden – nachzuzeichnen versuchen. Jahr für Jahr verdichtet sich das Bild der Evolution des Homo sapiens. Jahr für Jahr gewinnen die Experten neue Erkenntnisse.

    Aus diesem Grund hat das Phyletische Museum der Universität Jena den Anthropogenesesaal mehr als ein Jahr lang überarbeitet und sowohl wissenschaftlich als auch gestalterisch auf den neuesten Stand gebracht. Am 25. Oktober um 18 Uhr wird er feierlich neu eröffnet. Prof. Dr. Johannes Krause, Direktor des Max-Planck-Institutes für Menschheitsgeschichte in Jena, spricht am Eröffnungsabend zum Thema: Die genetische Herkunft der Europäer – Migration und Anpassung in der Vorgeschichte.

    Aktuelle Entwicklungen in der Evolutionsforschung wirken lassen

    „Uns war es wichtig, aktuelle Entwicklungen in der Evolutionsforschung des Menschen aufzugreifen – und vor allem auch gestalterisch modern abzubilden“, sagt der Direktor des Phyletischen Museums Prof. Dr. Martin S. Fischer. „Zudem haben wir darauf geachtet, den Raum nicht mit Text zu überfrachten, sondern vor allem die Exponate und deren nahezu künstlerische Präsentation wirken zu lassen“, ergänzt der Jenaer Evolutionsbiologe. Auf Informationen müssen die Besucher trotzdem nicht verzichten. Die Ausstellungsmacher geben ihnen eine eigens für den Raum geschaffene und sehr umfangreiche Broschüre an die Hand.

    Doch was genau ist nun neu im Anthropogenesesaal? „Der Saal ist nach den aktuellsten Erkenntnissen der Wissenschaft gestaltet“, erklärt Adelheid Graiff, die Museumspädagogin des Phyletischen Museums. „Dabei liegt der Fokus u. a. auf der Vielfalt der einzelnen Menschenarten, die teilweise nebeneinander existierten.“ Denn auch in der Wissenschaft sorgt diese Diversität mitunter für Verwirrung. So zeigt das Phyletische Museum etwa neue Abgüsse verschiedener, im georgischen Dmanissi entdeckter, etwa 1,8 Millionen Jahre alter Schädel, die kurz nach ihrem Fund einer eigenen Menschenart zugeschrieben wurden. Erst etwa zehn Jahre später revidierte man diese Annahme und ordnete die Skelette als Beweis für die Variabilität des Homo erectus ein.

    „Lucy“ und „Turkana-Boy“

    Erstmals wird eine so große Vielfalt an fossilen Schädelabgüssen ausgestellt. Skelettabgüsse von „Lucy“ (Australopithecus afarensis) und des „Turkana-Boy“ (Homo erectus) werden in Körperhaltungen gezeigt, wie man sie bei diesen berühmten Fossilien noch nie gesehen hat.

    Ein weiterer Verwandter steht dem Homo sapiens in der Mitte des Raums direkt gegenüber: der Neandertaler. Aufgrund umfangreicher Funde und moderner paläogenetischer Analysen hat sich sein Bild in der Wissenschaft in den vergangenen Jahren geändert. Es ist zwar immer noch nicht klar, ob er eine eigene Art repräsentiert oder der Vertreter einer frühen europäischen Homo sapiens-Population ist, aber das Image vom grobschlächtigen, dummen Urmenschen, der von seinem schlaueren Konkurrenten besiegt wurde, trifft nicht zu. Heute weiß man, dass Neandertaler und Homo sapiens sich untereinander paarten.

    Neben wichtigen kulturellen Errungenschaften, z. B. den ersten von Menschen geschaffenen Kunstwerken, widmet sich die Ausstellung im weiteren Teil außerdem einigen Schlüsselereignissen, die den heutigen Menschen zu dem gemacht haben, was er ist: so etwa der beim Menschen überaus komplizierten Geburt, der Fortpflanzungsbiologie der Frau und dem gestischen Ursprung der Sprache.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Martin S. Fischer, Adelheid Graiff
    Phyletisches Museum der Universität Jena
    Erbertstraße 1, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 949140, 949189
    E-Mail: martin.fischer[at]uni-jena.de, adelheid.graiff[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Blick in den neuen Anthropogenesesaal des Phyletischen Museums der Universität Jena.
    Blick in den neuen Anthropogenesesaal des Phyletischen Museums der Universität Jena.
    Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie, Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Blick in den neuen Anthropogenesesaal des Phyletischen Museums der Universität Jena.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).