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26.10.2016 15:47

DKOU 2016: Keine falsche Angst vor notwendigen Wirbelsäulenoperationen

Anne-Katrin Döbler, Lisa Ströhlein - Pressestelle DKOU 2016 (Thieme-PR) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.

    Seit 2005 hat sich die Anzahl der Wirbelsäulenoperationen in Deutschland mehr als verdoppelt, wie die Gesundheitsstatistik der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aus dem Jahr 2013 bekannt gab. Immer wieder steht zur Diskussion, ob die Zunahme auch finanziell motiviert sei. Nach Ansicht von Orthopäden und Unfallchirurgen sind vorrangig die Alterung der Gesellschaft und chirurgische Innovationen die Gründe dafür, dass mehr Patienten zu einer Operation geraten wird.

    Bei welchen Erkrankungen eine Operation medizinisch sinnvoll oder sogar dringend notwendig ist, diskutieren Experten auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2016 vom 25. bis 28. Oktober in Berlin.

    Seit der OECD-Studie aus dem Jahr 2013 stünde die Wirbelsäulenchirurgie immer wieder in der öffentlichen Kritik, so Professor Dr. med. Frank Kandziora, Vorsitzender der Sektion Wirbelsäule der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). „Ärzten wird vorgeworfen, sie würden überflüssige oder gar gefährliche Operationen aus finanziellen Gründen verordnen – ein Vorurteil, das im Einzelfall lebensgefährlich erkrankte Patienten davon abhält, sich für eine potenziell lebensverlängernde Wirbelsäulenoperation zu entscheiden.“ Laut dem Experten sei der Anstieg der OP-Zahlen vor allem durch den demografischen Wandel bedingt – die Wahrscheinlichkeit, eine Erkrankung der Wirbelsäule zu erleiden, steigt eindeutig mit zunehmendem Alter. Dies bestätigt eine Analyse des wissenschaftlichen Instituts der Privaten Krankenversicherung (PKV), die im Jahr 2015 erschien. Danach sei Deutschland nicht OP-Weltmeister, erklärt Kandziora: „Wenn das Durchschnittsalter der Patienten berücksichtigt wird, liegt Deutschland nur noch im Mittelfeld der westeuropäischen Länder.“

    Der Chefarzt am Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie und Neurotraumatologie der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Frankfurt am Main sieht noch weitere Gründe, die den Anstieg der Operationszahlen erklären. „Sowohl Verbesserungen in der chirurgischen Technik sowie neue Untersuchungstechniken und wissenschaftliche Erkenntnisse tragen zum Anstieg der OP-Zahlen bei. So konnten zum Beispiel Langzeitstudien wie der Spine Patient Outcomes Research Trial zeigen, dass sich über einen Beobachtungszeitraum von mittlerweile acht Jahren konstant eine geringere Schmerzbelastung und eine bessere Lebensqualität für Patienten ergibt, die sich operieren lassen.

    „Bei Traumata, Tumoren, Infektionen, Lähmungserscheinungen oder krankhaften Verformungen der Wirbelsäule ist typischerweise eine Operationsindikation unstrittig“, betont der Experte. Speziell bei Verschleißerkrankungen sollten aber zunächst immer die konservativen Verfahren ausgeschöpft werden. Bringen diese jedoch keinen langfristigen Erfolg, sollte auch bei Bandscheibenvorfällen oder Verengungen des Wirbelkanals ein chirurgischer Eingriff erwogen werden. „Genau wie andere Behandlungsmethoden kann die Chirurgie die Verschleißschäden aber nicht endgültig aufhalten, sondern lediglich Schmerzen vermindern und Funktionalität wiederherstellen“, betont Kandziora.

    Bestehen Zweifel, ob eine Operation wirklich angebracht ist, sollten Ärzte und Patienten eine Zweitmeinung einholen, empfiehlt Professor Dr. med. Heiko Reichel. „Diese muss jedoch immer durch einen fachkundigen Orthopäden, Unfallchirurgen oder Neurochirurgen erfolgen und ist meist nicht nur an einem Röntgenbild zu machen“, betont der Kongresspräsident des DKOU 2016. Dabei gehe es immer darum, eine individuell optimale Behandlung für den Patienten zu finden. Wie die Chancen und Risiken der Wirbelsäulenchirurgie realistisch einzuschätzen sind, erörtern Orthopäden und Unfallchirurgen auf einer Pressekonferenz im Rahmen des DKOU 2016.

    Quellen:
    Health at a Glance 2013 – OECD Indicators
    DOI: 10.1787/health_glance-2013-en

    Verena Finkenstädt, Dr. Frank Niehaus, Die Aussagekraft von Länderrankings im Gesundheitsbereich: Eine Analyse des Einflusses der Altersstruktur auf die OECD-Daten
    Wissenschaftliches Institut der PKV
    Spine Patient Outcomes Research Trial – SPORT
    Publikationen unter: http://www.dartmouth.edu/sport-trial/publications.htm

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    Kongress-Pressekonferenz des DKOU 2016
    Donnerstag, 27. Oktober 2016, 11.00 bis 12.00 Uhr
    Messe Berlin, Eingang Süd, Halle 6.3, Raum 411

    Trauma rasch, wirkungsvoll und nachhaltig versorgen

    Themen und Referenten:

    Die Feuerwehr der Medizin:
    Notfallversorgung darf sich nicht rechnen müssen
    Professor Dr. med. Florian Gebhard
    Kongresspräsident des DKOU 2016, Präsident Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Ulm

    Schwerstverletzte optimal versorgen: Neue S3-Leitlinie Polytrauma
    Professor Dr. med. Bertil Bouillon
    Schatzmeister der DGU, Vorstand Berufsverband Deutscher Chirurgen Nordrhein (BDC-Nordrhein), Seminarleiter DEGUM, Direktor der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sporttraumatologie Köln-Merheim, Kliniken der Stadt Köln
    Inhaber des Lehrstuhl Unfallchirurgie und Orthopädie der Universität Witten/Herdecke

    Mehr als ein Notfall: Der Mensch im Mittelpunkt der Traumaforschung
    Professor Dr. Anita Ignatius
    Direktorin des Instituts für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik
    Universitätsklinikum Ulm

    Professor Dr. med. Jörg Fegert
    Ärztlicher Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Universitätsklinikum Ulm

    Alt, immobil, pflegebedürftig? Nach dem Trauma zurück ins Leben
    Professor Dr. med. Ulrich Liener
    Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Alterstraumatologie der DGU, Ärztlicher Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Marienhospital Stuttgart

    Moderation: Anne-Katrin Döbler, Pressestelle DKOU 2016, Stuttgart

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    Kongress-Pressekonferenz des DKOU 2016
    Freitag, 28. Oktober 2016, 11.00 bis 12.00 Uhr
    Messe Berlin, Eingang Süd, Halle 6.3, Raum 411

    Forschen, fördern, versorgen: Highlights vom DKOU 2016

    Themen und Referenten:

    Interpersonelle Kompetenz entscheidet über den Behandlungserfolg: Erste Erfahrungen aus O & U
    Professor Dr. med. Reinhard Hoffmann
    Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Ärztlicher Geschäftsführer, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie der BGU Frankfurt am Main

    Professor Dr. med. Florian Gebhard
    Kongresspräsident des DKOU 2016, Präsident der DGU, Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Ulm

    Gelenkerhalt vor Gelenkersatz: Gelenkfunktionen wirkungsvoll erhalten
    Professor Dr. med. Heiko Reichel
    Kongresspräsident des DKOU 2016, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie (DGOOC), Ärztlicher Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Ulm am RKU

    Leben ist Bewegung – schmerzfrei mobil bleiben
    Dr. med. Manfred Neubert
    Kongress-Präsident DKOU 2016, Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU), Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Sonneberger Orthopädiezentrum, Bremen

    Nachwuchs fördern, Forschung vorantreiben: Forschungshighlights vom DKOU 2016
    Dr. rer. nat. Melanie Haffner-Luntzer
    Preisträgerin der DGOU, Institut für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik, Universitätsklinikum Ulm

    Moderation: Anne-Katrin Döbler, Pressestelle DKOU 2016, Stuttgart

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    Akkreditierung für Journalisten:

    O Ich werde den DKOU 2016 in Berlin besuchen.

    O Ich werde die Pressekonferenz am ____________________________ besuchen.

    O Ich kann leider nicht teilnehmen. Bitte schicken Sie mir im Anschluss das Informationsmaterial für die Presse.

    O Ich möchte ein Interview mit ____________________________führen. Bitte stellen Sie einen Kontakt her.

    O Bitte informieren Sie mich weiter kontinuierlich über den DKOU.

    O Ich möchte keine weiteren Informationen zum DKOU erhalten.

    Pressekontakt/Akkreditierung:
    Pressestelle DKOU 2016
    Anne-Katrin Döbler, Lisa Ströhlein
    Postfach 30 11 20; 70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-459; Fax: 0711 8931-167
    E-Mail: stroehlein@medizinkommunikation.org
    www.dkou.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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