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07.07.2003 10:38

Späteres Zähneputzen schont den Zahnschmelz

Rita Wilp Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Bereich Humanmedizin der Universität Göttingen

    Göttinger Zahnmediziner erhalten Preis für Studie.

    (ukg) Wer sich direkt nach dem Genuss von sauren Getränken oder Lebensmitteln die Zähne putzt, hat einen drei bis fünffach gesteigerten so genannten Zahnhartsubstanzzabtrag. Wer dagegen mindestens 30 bis 60 Minuten wartet und dann erst die Zahnbürste zum Einsatz bringt, schont seine Zähne. Das haben jetzt Zahnmediziner der Universität Göttingen - Bereich Humanmedizin in einer Studie herausgefunden. Für ihre Arbeit erhielten sie einen Preis der Firma Wrigley für Forschungen, die sich insbesondere mit dem Einfluss des Speichels auf die Veränderungen in der Mundhöhle beschäftigen. Der Preis ist mit insgesamt 6.000 Euro dotiert und wurde auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) in München am 6. Juni 2003 verliehen. Titel der prämierten Untersuchung von Prof. Dr. Thomas Attin (Direktor Abteilung Zahnerhaltung, Präventive Zahnheilkunde und Parodontologie - Bereich Humanmedizin) und Susan Siegel: "Einfluss unterschiedlich langer, intraoraler Remineralisationsphasen auf den Bürstabtrag von demineralisiertem Dentin". Die Arbeit ist eine Teilstudie eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projektes, das sich mit der Vermeidung von Erosionsschäden der Zähne befasst.

    In der Studie trugen elf Freiwillige je sechs sterilisierte Proben aus Zahnmaterial für 21 Tage im Mund. Diese Zahnproben wurden in herausnehmbare Schienen eingepasst. Jeden Tag (vormittags und abends) nahmen die Testpersonen die Schienen aus dem Mund und legten sie für 90 Sekunden in ein handelsübliches Erfrischungsgetränk mit einem pH-Wert von 2,9. Die Zahnproben wurden dann nach einem vorgegebenen zeitlichen Schema mit einer elektrischen Zahnbürste und Zahnpasta gebürstet. Zum Abschluss des Versuches wurde der Substanzverlust an der Probenoberfläche mit einem Profilometer gemessen. "Dabei zeigte sich, dass der Abtrag geringer war, wenn die Teilnehmer mit dem Zähneputzen 30 bis 60 Minuten warteten," sagt Prof. Thomas Attin. Der Abtrag des Zahnschmelzes wird leichter, wenn so genannte säurebedingte Erosionsschäden an den Zähnen bestehen. Solche Schäden werden je nach Studie insgesamt bei zehn bis 20 Prozent der untersuchten Personen beobachtet. Zunehmend haben auch Kinder und Jugendliche solche Erosionen. Allerdings zeigen Studien auch, dass aufgrund verbesserter Vorbeugemaßnahmen die Zähne wesentlich länger im Mund verbleiben und nicht ausfallen. Der mit den Zahnerosionen verbundene Verlust an Zahnhartsubstanz stellt daher (zukünftig) ein größer werdendes zahnmedizinisches Problem dar.

    Für die Entstehung von Erosionen werden innere (intrinsische) und äußere (extrinsische) Faktoren verantwortlich gemacht. Zu den intrinsischen Faktoren gehören zum Beispiel der Reflux (Rückfluss) von Magensäure und das häufige Erbrechen bei Bulimia- beziehungsweise Anorexia-nervosa-Patienten. Extrinsische Faktoren, die zur Entstehung von Zahnerosionen beitragen, sind unter anderem der häufige Genuss saurer Lebensmittel oder Medikamente. Zu den sauren Lebensmitteln müssen auch Getränke gezählt werden. Sie weisen teilweise einen erheblichen Anteil an Fruchtsäuren auf, die eine Demineralisation von Zahnschmelz bedingen können.

    Durch die Säureeinwirkung kommt es zu einer Zerstörung des kristallinen Gefüges der äußeren Schichten von säureexponiertem Zahnschmelz und Dentin, so dass die obersten Schichten der Zahnhartsubstanzen teilweise direkt in Lösung gehen. Außerdem gehen die Zahnhartsubstanzdefekte auf einen verminderten Abnutzungswiderstand (Abrasionsresistenz) der durch den erosiven Angriff erweichten äußeren Zahnschichten zurück. Diese demineralisierte Zahnoberfläche kann dann beim Zähnebürsten oder beim Kauen von abrasiven Nahrungsbestandteilen verstärkt abgetragen werden. Das verzögerte Zähneputzen soll dazu dienen, die demineralisierten, das heißt erweichten Zahnoberflächen durch Kalzium- und Phosphat-Ionen im Speichel zu remineralisieren, so dass die Zahnoberfläche wieder widerstandfähiger wird.

    Weitere Informationen

    Universität Göttingen - Bereich Humanmedizin
    Abt. Zahnerhaltung, Präventive Zahnheilkunde und Parodontologie
    Prof. Dr. Thomas Attin
    Robert-Koch-Str. 40
    37075 Göttingen
    Tel.: 0551/39 - 2884


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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