idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
16.11.2016 16:22

Hessischer Tierschutz-Forschungspreis für Christina Spohr

Dr. Susanne Stöcker Presse, Informationen
Paul-Ehrlich-Institut - Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel

    Am Mittwoch, 16.11.2016, erhielt Christina Spohr den hessischen Tierschutz-Forschungspreis 2016. Im Rahmen ihrer BMBF-geförderten Promotion am Paul-Ehrlich-Institut ist es ihr gelungen, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem der gesetzlich vorgeschriebene Tierversuch zur Wirksamkeitsprüfung von Tuberkulinen mit weniger Tieren und geringerer Tierbelastung auskommen könnte. Tuberkuline werden für die Diagnose der Tuberkulose benötigt. Der Preis wurde im Hessischen Landtag von Staatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser , Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, überreicht.

    Tuberkuline werden mithilfe von In-vivo- und In-vitro-Testverfahren für die Diagnose der Tuberkulose bei Mensch und Tier eingesetzt. Tuberkuline sind Antigenpräparationen, die aus dem Filtrat von Mykobakterienkulturen gewonnen werden. Aufgrund des biologischen Herstellungsprozesses können Chargen in ihrer Antigenzusammensetzung variieren. Jede Tuberkulincharge muss daher vor dem Inverkehrbringen getestet werden. Eine zu hohe Wirksamkeit könnte schwere Immunreaktionen auslösen und zu falsch positiven Ergebnisse führen, eine zu niedrige könnte falsch negative Ergebnisse erzeugen. Bis heute müssen Tuberkuline in Übereinstimmung mit den Prüfvorschriften des Europäischen Arzneibuchs bei Meerschweinchen getestet werden. Dieser Test ist für die Meerschweinchen sehr belastend und hat eine geringe Reproduzierbarkeit, die häufige Wiederholungen notwendig macht.

    Dr. Christina Spohr entwickelte im Rahmen ihrer Promotion am Paul-Ehrlich-Institut mithilfe moderner immunologischer Methoden ein Testmodell, das die Wirksamkeitsprüfung mit knapp der Hälfte der bisher eingesetzten Tiere ermöglichen könnte. Zudem entfällt bei dem neuen Ansatz der für die Tiere belastende Tuberkulin-Hauttest. Stattdessen wird den Tieren bei diesem neuen, als „T-Zell-Proliferationstest“ bezeichneten Verfahren lediglich Blut für die Testung entnommen.

    „Wir freuen uns, dass mit dem Hessischen Tierschutzforschungspreis Frau Spohrs Engagement für die Entwicklung eines zuverlässigeren Tuberkulin-Testverfahrens belohnt wurde“, betont Prof. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts.

    Schon seit vielen Jahren engagiert sich das Paul-Ehrlich-Institut in erheblichem Umfang für den Ersatz von Tierversuchen bei der Zulassung von Arzneimitteln bzw. deren Prüfung auf Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit und hat hierfür bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten.

    Die Person
    Dr. Christina Spohr ist Biologin und arbeitete von November 2011 bis Januar 2015 im Rahmen ihrer Promotion am Paul-Ehrlich-Institut. Seit Februar 2015 ist sie „Study Director Genetic Toxicology“ bei Envigo CRS GmbH, Roßdorf.

    Der Hessische Tierschutz-Forschungspreis
    Der mit 14.000 Euro dotierte Hessische Tierschutz-Forschungspreis wird von der Hessischen Landesregierung verliehen. Das Land Hessen möchte damit dazu beitragen, die Anzahl und das Leiden von Versuchstieren in der wissenschaftlichen Forschung und Lehre sowie der Herstellung biomedizinischer Produkte zu verringern. Der Preis wird alle zwei Jahre ausgeschrieben.

    Publikationen
    Spohr C, Kaufmann E, Battenfeld S, Duchow K, Cussler K, Balks E, Bastian M (2015): A New Lymphocyte Proliferation Assay for Potency Determination of Bovine Tuberculin PPDs; ALTEX. 2015;32(3):201-210.

    Spohr C: Dissertation: Etablierung einer 3R-Alternativmethode für die Chargenprüfung von bovinem Tuberkulin unter Berücksichtigung mykobakterieller Lipidantigene im Meerschweinchenmodell; September 2015; Kaufmann E, Spohr C, Battenfeld S, De Paepe D, Balks E, Reiling N, Gilleron M, Bastian M: Experimental BCG vaccination induces lipopeptide reactive T cells specific for Myco-bacteria of the Mycobacterium tuberculosis complex; J Immunol. 2016; 196(6):2723-2732.

    ______________________________________________________________________

    Das Paul-Ehrlich-Institut in Langen bei Frankfurt am Main ist als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG). Es erforscht, bewertet und lässt biomedizinische Human-Arzneimittel und Veterinär-Impfstoffe zu und ist für die Genehmigung klinischer Prüfungen sowie die Pharmakovigilanz – Erfassung und Bewertung möglicher Nebenwirkungen – zuständig. Die staatliche Chargenprüfung, wissenschaftliche Beratung/Scientific Advice und Inspektionen gehören zu den weiteren Aufgaben des Instituts. Unverzichtbare Basis für die vielseitigen Aufgaben ist die eigene experimentelle Forschung auf dem Gebiet der Biomedizin und der Lebenswissenschaften. Das Paul-Ehrlich-Institut mit seinen rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nimmt zudem Beratungsfunktionen in nationalem (Bundesregierung, Länder) und internationalem Umfeld (Weltgesundheitsorganisation, Europäische Arzneimittelbehörde, Europäische Kommission, Europarat und andere) wahr.


    Weitere Informationen:

    http://www.pei.de/DE/infos/tieraerzte/forschungspreise-tierschutz/tierschutz-for... - Tierschutz-Forschungspreise für das PEI
    http://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/5127/ - Dissertation von Christina Spohr
    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26889044 - Abstract der Publikaton


    Bilder

    Dr. Christina Spohr
    Dr. Christina Spohr
    C. Spohr
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Medizin
    überregional
    Personalia, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Dr. Christina Spohr


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).