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22.09.1998 00:00

Wachstum von Blutgefäßen

Dr. Ellen Katz Kommunikation und Medien
Universitätsklinikum Tübingen

    Stellt man einer Krebsgeschwulst und den Metastasen die Blutversorgung ab, ist das Weiterwachstum blockiert, der Tumor "verhungert". Umgekehrt tragen neu entstehende Blutgefäße zur Rettung von Herz- und Hirngewebe bei und lindern die Folgen von Herzinfarkt und Schlaganfall.
    Über beide Themen findet vom 30. September bis 3. Oktober 98 am Universitätsklinikum Tübingen die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Klinische Mikrozirkulation und Hämorheologie, der Gesellschaft für Mikrozirkulation und des Tübinger Arbeitskreises für Gefäßerkrankungen statt.

    PRESSEMITTEILUNG
    Das Wachstum von Blutgefässen

    Spezialisten für kleinste Blutgefäße und Biologen
    tagen gemeinsam

    Stellt man einer Krebsgeschwulst und den Metastasen die Blutversorgung ab, ist das Weiterwachstum blockiert, der Tumor "verhungert". Umgekehrt tragen neu entstehende Blutgefäße zur Rettung von Herz- und Hirngewebe bei und lindern die Folgen von Herzinfarkt und Schlaganfall.

    Über beide Themen, die erwünschte Neubildung von Blutgefäßen mit verbesserter Mikrozirkulation** der Organe und die Ausschaltung von schädlichen Mikrogefäßen bei der Krebserkrankung werden 250 Mediziner und Grundlagenforscher im Kupferbau der Universität in Tübingen tagen: Vom 30. September bis 3. Oktober 98 findet am Universitätsklinikum Tübingen die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Klinische Mikrozirkulation und Hämorheologie, der Gesellschaft für Mikrozirkulation und des Tübinger Arbeitskreises für Gefäßerkrankungen statt.

    Die Tagungsteilnehmer gehören zahlreichen medizinischen und naturwissenschaftlichen Disziplinen an, arbeiten an Kliniken und Forschungsinstituten und kommen aus 10 europäischen Ländern und den USA. Die von drei wissenschaftlichen Gesellschaften ausgerichtete Tagung steht unter der Leitung von Herrn Privatdozent Dr. Michael Jünger, Universitäts-Hautklinik Tübingen, Herrn Prof. Oßwald, Pharmakologisches Institut Tübingen und Herrn Prof. Franke, Institut für Biomedizin Ulm.

    ** Die Mikrozirkulation beschäftigt sich mit den kleinsten Gefäßen des Menschen, den Kapillaren. Dort wird das Gewebe mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt und dort finden sich auch wesentliche Mechanismen der lokalen Durchblutungsregulation und des Stoffaustausches mit dem umliegenden Gewebe. Störungen in diesem Bereich sind für das betroffene Gewebe von entscheidender Bedeutung: Beispielsweise können Funktionsstörungen zu einer Mangelversorgung des umgebenden Gewebes und im Extremfall zum Absterben des Gewebes führen.

    Mikrozirkulation und Krebs

    Die gesunde Gefäßneubildung bei der Entwicklung des Embryos wirddurch Botenstoffe genau gesteuert (J. Wilting, Freiburg). Auch die Krebsgeschwulst sendet Signale zu den benachbarten feinsten Blutgefäßen aus. Nur wenn ein Tumor gut durchblutet ist, kann er zügellos wachsen (W. Risau und K.H. Plate, Bad Nauheim; D. Marmé, Freiburg; P. Ratcliffe, Oxford u. a.). Gerade an der Haut lassen sich auflichtmikroskopisch die kleinsten Gefäße von Hautkrebserkrankungen wie dem schwarzen Krebs, dem Melanom, untersuchen (A. Steins, M. Hahn, M. Jünger, Tübingen). Mit der Blockade der wachstumssteuernden Botenstoffe konnte, zumindest im Tiermodell, das Weiterwachsen des Tumors verhindert werden (D. Marme, Feiburg; N.E. Fusenig, Heidelberg). Mit dieser "angiogenetischen", aushungernden Behandlung der Krebserkrankung werden nun erste Erfahrungen am Patienten gewonnen.

    Mikrozirkulation bei chronischen Wunden und Mangelversorgung

    Im Gegensatz zu der unerwünschten Neubildung von Blutgefäßen bei Krebserkrankungen fehlt die Bildung neuer, wichtiger gewebsversorgender Gefäße bei chronischen, nicht heilenden Wunden. Ein Paradebeispiel dafür ist das "venöse Beingeschwür", in dem sich keine Blutgefäße finden (M. Jünger, Tübingen).
    Durchblutungsmangel löst die Neubildung von Blutgefäßen über Botenstoffe aus (T. Hunt, Tübingen, San Francisco). Mit dem gezielten Einsatz solcher Wachstumsfaktoren lassen sich die Folgen des Herzinfarktes (J. Winning, Homburg; B.-U. von Specht, Freiburg), des Schlaganfalles (H. H. Marti, Bad Nauheim) und von Arterienverschlüssen der Beine (I. Buchmann, Bad Nauheim) lindern.

    Neben der Gefäßneubildung werden weitere Tagungsschwerpunkte aus den Bereichen der vaskulären Biologie und der Biomedizin stammen. Dazu gehören die Anwendung von künstlichen Blutersatzstoffen (R.P. Franke, Ulm), neue oberflächenveränderte Blutgefäßprothesen (F. Jung, Dresden; C. Claussen, Tübingen), die Entzündung als Ursache der Koronaren Herzerkrankung (H.M. Hoffmeister, Tübingen; K. Ley, Charlottesville) und das Zusammenspiel von Zuckerkrankheit und Fettstoffwechselstörung mit der Blutgefäßerkrankung (A. C. Shore, Exeter; M. Pfohl, H. Oßwald, Tübingen).

    Die zahlreichen Beiträge aus baden-württembergischen Einrichtungen spiegeln die erfolgreichen Forschungsbemühungen. Durch das Zusammenwirken von Medizin, Biomedizin und biotechnologisch orientierter Industrie lassen sich jetzt biotechnische Behandlungsverfahren aus der Experimentierphase in die klinische Anwendung bringen. Das Land Baden-Württemberg fördert diese Entwicklung. Die Tagung "Progress in Research on Vascular Systems" steht im Dienst dieser für viele Patienten vielversprechenden Entwicklung.

    Ansprechpartner für nähere Informationen:
    PD Dr. Michael Jünger
    Universitäts-Hautklinik Tübingen
    Tel. 0 70 71 / 29-8 51 24 oder über Pforte 29-8 37 51
    Fax 0 70 71 / 29-33 98
    Internet: http://www.medizin.uni-tuebingen.de/haut/mikrozir/index.html


    Weitere Informationen:

    http://www.medizin.uni-tuebingen.de/haut/mikrozir/index.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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