idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
06.12.2016 11:43

Patienten-Monitoring in der eigenen Wohnung − Sensorenanzug für Schlaganfallpatienten

Alf Buddenberg Press Relations Department
University of Twente

    Ab sofort können die Bewegungen von Schlaganfallpatienten während ihres normalen Alltagslebens genau erfasst und analysiert werden. Möglich wird dies durch das neue System „INTERACTION“, das Bart Klaassen von der University of Enschede gemeinsam mit einem internationalen Team von Ingenieuren und Pflegeexperten entwickelte. Dabei ist ein neuer Anzug mit 41 Sensoren und der technischen Infrastruktur ausgestattet, um alle Bewegungs-Daten zu speichern, zu verarbeiten und zu versenden. Dank dieser Technologie können der Rehabilitationsprozess verbessert und die Pflegekosten reduziert werden. „Die Technologie ist endlich bereit dafür“, sagt Klaassen, der hierzu am 30. November promovierte.

    Pro Jahr erleiden rund 280.000 Deutsche einen Schlaganfall, weltweit hat die Zahl auf 33 Millionen Betroffene zugenommen, wie die „Global Burden of Disease Study“ 2010 ergab. In Zusammenhang mit der demographischen Entwicklung erscheint es logisch, dass die Zahl der Schlaganfälle weiter steigen wird. Menschen, die einen Schlaganfall überleben, haben häufig mit körperlichen Schäden zu kämpfen. Das Ziel des Rehabilitationsprozesses, der einem Schlaganfall folgt, ist es, Patienten ein möglichst reibungsloses tägliches Leben zu ermöglichen.

    Praktisch finden die Rehabilitationsmaßnahmen vor allem in den Reha-Kliniken statt. Nach Ablauf des Programmes ist das Monitoring der Patienten in ihrer Wohnumgebung nicht mehr gewährleistet. Meist bleibt unklar, wie sie mit ihren Einschränkungen in Folge des Schlaganfalls umgehen. Und dies, obwohl es bekannt ist, dass mehr Wissen über das tägliche „Funktionieren“ der betroffenen Menschen zu einer erfolgreicheren Rehabilitation und zu geringeren Kosten führen kann.

    Bewegungen analysieren
    Bart Klaassen entwickelte im Rahmen eines europäischen FP7-Forschungsprojektes zusammen mit einem großen Team ein System, mit dessen Hilfe die Bewegungsqualität der Patienten genau gemessen und modelliert werden kann. Zudem kann es relevante Daten an die jeweiligen Therapeuten übermitteln. Es ist weltweit das erste Projekt, in dem Wissenschaftler mit einem derartigen System die vollständigen Bewegungen dieser Patienten in ihrer häuslichen Umgebung analysieren können. „Schon seit langer Zeit, gab es einen großen Bedarf an einem solchen System, aber die Technologie war einfach noch nicht bereit dafür“, schildert Klaassen. „Dies ändert sich momentan dank rasend schneller Entwicklungen in den Bereichen Batterietechnologie, Wearable Computing, smarte E-Textilien und Big-Data-Analyse rasant.“

    41 Sensoren
    Gemeinsam mit einem großen Konsortium, bestehend aus Ingenieuren und Pflegeexperten, entwickelte Klaassen das INTERACTION-System. Es besteht aus einem Anzug, das die die Teilnehmer der Untersuchung über drei Monate unter ihrer Kleidung tragen mussten und der vollständigen technischen Infrastruktur, die Daten speichert, verarbeitet und sendet. Der Anzug beinhaltet 41 Sensoren, darunter Sensoren, die auf einer Vielzahl von Körpersegmenten sitzen – Sensoren, die die Muskelkraft messen, Strecksensoren auf dem Rücken und den Händen und Kraftsensoren in den Schuhsohlen. Zudem ist der Anzug mit einem tragbaren Sender ausgestattet, der alle Informationen über das Internet an Datenverarbeitungsserver der University of Twente versenden kann.

    Promotion
    Im Rahmen seiner Promotion hat Klaassen gezeigt, dass das System in der Praxis funktioniert. „Wir haben unter anderem bewiesen, dass die Übertragung der kompletten Informationen funktioniert und auch effizient ist. Es ist uns gelungen, alle relevanten Bewegungen zu modellieren und die Daten heraus zu filtern, die für den Therapeuten relevant sind. Unser Projekt hat neue Techniken und Methoden geliefert, die es möglich machen, den Patienten über einen längeren Zeitraum hinweg zu monitoren und Abweichungen mit strukturierten klinischen Daten zu erfassen. Momentan führen wir weitere Untersuchungen durch, um den Beweis einer optimalen Begleitung der Rehabilitation durch diese Methoden definitiv zu bestätigen.“

    Zusammenarbeit mit der Weltspitze
    Bei der Entwicklung des Systems nutzten Klaassen und sein Team einen benutzerzentrierten Design-Ansatz. Auf diese Weise konnten sie stets Feedback der betroffenen Patienten für die Entwicklung des Systems einbeziehen. Auch werden in einem frühen Stadium weitere relevante Parteien wie Versicherungen und Fachkräfte des Gesundheitswesens bei Konzept und Forschung beteiligt.
    Im Rahmen seiner Forschung arbeitete Klaassen eng mit dem zusammen, was er „die Weltspitze auf dem Gebiet der Rehabilitationstechnik“ nennt. So waren das Schweizer Reha-Zentrum Cereneo AG, das neuroklinische Untersuchungsinstitut des Krankenhauses in Zürich und Roessingh Research en Development B.V. intensiv bei dem Projekt einbezogen. Klaassen realisierte seine Untersuchung innerhalb der Fachgruppe „Biomedical Signals and Systems“ des Forschungsinstitutes MIRA der Universität Twente. Klaassen arbeitet derzeit als Koordinator für die tech4People BMS Labor bei der University of Twente.


    Bilder

    Bart Klaassen mit dem INTERACTION-Anzug
    Bart Klaassen mit dem INTERACTION-Anzug
    University of Twente
    None

    Demonstration der Anwendung des Systems
    Demonstration der Anwendung des Systems
    University of Twente
    None


    Anhang
    attachment icon Der Anzug in der Anwendung

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Elektrotechnik, Gesellschaft, Maschinenbau, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Bart Klaassen mit dem INTERACTION-Anzug


    Zum Download

    x

    Demonstration der Anwendung des Systems


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).