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17.03.1997 00:00

RUB trautert um Berufspädagogen Prof. Stratmann

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bochum, 17.03.1997 Nr. 55

    Nestor der historischen Berufspaedagogik tot

    RUB trauert um Prof. Dr. Dr. h.c. Karlwilhelm Stratmann

    Mitbegruender der akademischen Berufs- u. Wirtschaftspaedagogik

    Die Ruhr-Universitaet Bochum trauert um Prof. em. Dr. Dr. h.c. Karlwilhelm Stratmann (Lehrstuhl fuer Berufs- und Wirtschaftspaedagogik, Institut fuer Paedagogik der RUB), der am 11. Maerz 1997 gestorben ist. Erst kuerzlich - am 31. Januar 1997 - war der Nestor der deutschen Berufspaedagogik von der Fakultaet fuer Philosophie, Paedagogik und Publizistik mit einem Festkolloquium feierlich emeritiert worden.

    Wendung in der Geschichte der Bildung

    Politische Bevormundung, soziale Disziplinierung, Unterordnung unter die Interessen von Industrie und Handwerk kennzeichnen die Geschichte der Berufsbildung. Prof. Dr. Dr. h.c. Karlwilhelm Stratmann gehoerte zu jener Generation von Berufs- und Wirtschaftspaedagogen, die sich fuer eine erziehungswissenschaftliche Bestimmung ihres Faches einsetzten und es ,salon"- sprich universitaetsfaehig machten. Er galt als Nestor der historischen Berufspaedagogik im deutschsprachigen Raum.

    Weil sich Vieles in der Geschichte wiederholt

    In seinem Fachgebiet - der historischen Berufspaedagogik - ging es Karlwilhelm Stratmann keineswegs um eine antiquarische Geschichtsschreibung oder gar perspektivische Verengung seiner Disziplin auf historische Berufsbildungsforschung. Ziel seiner wissenschaftlichen Arbeiten war die Aufhellung historischer Entwicklungen, ohne deren Kenntnis die Probleme der heutigen Berufsbildung nicht hinreichend begriffen werden koennen. Fuer ihn war historische Berufsbildungsforschung zugleich sozial- und mentalitaetsgeschichtliche Forschung.

    Berufs- und Wirtschaftspaedagogik als einheitliches Fach

    In Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen, inbesondere aber fuer die erziehungswissenschaftliche Bestimmung seiner Disziplin sowie die Akademisierung der Berufs- und Wirtschaftspaedagogik zum einheitlichen erziehungswissenschaftlichen Fachgebiet wurde ihm im vergangenen Jahr die Ehrendoktorwuerde der Fakultaet fuer Berufspaedagogik der Universitaet/Gesamthochschule Kassel verliehen. Prof. Stratmann hatte zahlreiche AEmter in der universitaeren Selbstverwaltung inne, er war zweimal Dekan seiner Fakultaet, Geschaeftsfuehrender Direktor des Instituts fuer Paedagogik und Mitglied im Vorstand des Instituts zur Erforschung der europaeischen Arbeiterbewegung an der RUB.

    AEmter und Ehren

    Neben der Mitwirkung in hochrangigen wissenschaftlichen Gremien des Landes Nordrhein-Westfalen und in verschiedenen Kommissionen der DFG war er massgeblicher Initiator einer sehr erfolgreichen Kongressreihe: Die Berufspaedagogisch-historischen Kongresse, deren fuenfter 1995 an seinem Lehrstuhl ausgerichtet wurde. Seit 1972 gehoerte er zum Herausgeberkreis der renommierten ,Zeitschrift fuer Berufs- und Wirtschaftspaedagogik".

    Biographisches

    Stratmanns Biographie ist geradezu charakteristisch fuer seine Generation der Berufs- und Wirtschaftspaedagogen. Am 9. November 1930 in Kelzenberg am Niederrhein geboren, absolvierte er nach der Mittleren Reife eine Tischlerlehre (1948-1951), danach eine Maurerlehre (1952-53), um dann als Volontaer in einem Bau- und Architektenbuero zu arbeiten. 1954 erwarb er die Hochschulreife am Abendgymnasium. Zum Wintersemester 1954/55 nahm er am Berufspaedagogischen Institut Frankfurt am Main (BPI) das Berufsschullehrerstudium auf, wechselte dann an die Universitaet Koeln an das dortige Berufspaedagogische Institut und legte schliesslich, zurueckgekehrt nach Frankfurt, 1957 die Erste Staatspruefung ab; nach einem Referendariat folgte 1958 die Zweite Staatspruefung fuer das Lehramt an Berufs-, Berufsfach- und Fachschulen. Danach war er bis 1962 als Berufsschullehrer in Hessen taetig und begann ein Zweitstudium (Paedagogik, Politologie und Soziologie, 1958-62) an der Universitaet Marburg. Er setzte seine Studien 1963 an der Universitaet Koeln fort, wo er zum Dr. phil. promoviert wurde. 1965 wechselte er vom Frankfurter BPI als Assistent an die Technische Hochschule Darmstadt und 1967 als Studienrat im Hochschuldienst an das Paedagogische Seminar der Universitaet Koeln. 1970 wurde er als ord. Professor fuer Wirtschaftspaedagogik an die Paedagogische Hochschule Berlin berufen. 1972 erreichten ihn zwei Rufe, an die Universitaet Stuttgart und an die Ruhr-Universitaet Bochum.

    Andenken in Ehren bewahren

    Er hat sich fuer die RUB entschieden. Hier hat er in 25 Jahren Lehre und Forschung Entscheidendes fuer sein Fach geleistet und viel dazu beigetragen, den Ruf der Bochumer Paedagogik ueber die Grenzen des Landes zu foerdern. Sein Freunde, Kollegen und Schueler werden stets sein Andenken in Ehren halten.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Wirtschaft
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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