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23.09.1998 00:00

Ein Baby überfordert vor allem deutsche Eltern

Birgit Berg Pressestelle
Technische Universität Dresden

    41. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie
    vom 27.9. - 1.10.1998 in Dresden

    Deutsche Eltern fühlen sich durch die Geburt eines Kindes stärker überfordert als Eltern in anderen Ländern. Psychologen aus Deutschland, den USA, Südkorea und Österreich haben in einer internationalen Studie herausgefunden: Während Eltern in anderen Ländern die Geburt eines Babys als wertvolles Geschenk empfinden, sind Kinder für deutsche Eltern eine Belastung und beeinträchtigen die Beziehung. Zum 41. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Dresden erklärt eine der Forscherinnen, Dr. Claudia Quaiser-Pohl, auf welche Weise sich deutsche Eltern noch von denen in anderen Ländern unterscheiden: Der deutsche Mann bemüht sich mehr als andere, alles richtig zu machen, weil er dem Ideal des "modernen Mannes" entsprechen möchte. Er ist während der Schwangerschaft stets an der Seite seiner Frau, nimmt an allen Vorbereitungskursen teil, hält bei der Geburt ihre Hand und geht danach in den Erziehungsurlaub, während seine Frau Karriere macht.
    Die Psychologin und ihre Kollegen haben insgesamt 675 Männer und Frauen einmal im sechsten Monat der Schwangerschaft, das zweitemal drei Monate nach der Geburt des Kindes in einem Fragebogen nach ihrer Einstellung und ihrem Verhalten gefragt. Das Ergebnis: Am Anfang helfen die werdenden Väter begeistert mit, egal, ob beim Kauf der ersten Babykleidung, oder bei den geburtsvorbereitenden Stunden. Spätestens nach der Geburt treten dann aber immer mehr Probleme auf. In Gesellschaft und Wirtschaft finden sie wenig Verständnis und altmodische Freunde und Verwandte, aber auch ihre eigene Unsicherheit machen es jungen Vätern schwer, sich regelmäßig um ihr Baby zu kümmern. Das verunsichert sie und führt zu Konflikten mit der Partnerin. Frau Quaiser-Pohl: "Am Ende behalten die Männer doch ihren Job und die Frauen nehmen den Erziehungsurlaub. Und dann werden die traditionellen Rollenmuster automatisch wieder übernommen: die Frau kümmert sich um das Kind, der Mann verdient das Geld."
    Je moderner ein Paar also eingestellt ist, desto unzufriedener wird es, wenn Kinder kommen. Claudia Quaiser-Pohl: "Viele Männer sind unzufrieden, weil es ihnen nicht gelingt, so zu sein, wie sie es sich vorgestellt hatten. Und die Frauen sind enttäuscht, daß ihr Mann sich anders als vorher verhält." Das wirkt sich auf die Beziehung aus.
    Überfordert sind die jungen Eltern aber nicht erst nach der Geburt, sondern schon während der Schwangerschaft. Die Psychologin: "Junge Eltern werden mit Informationsbroschüren dermaßen überflutet, daß sie überhaupt nicht mehr erkennen können, was wirklich wichtig ist." Sie besuchen einen Vorbereitungskurs nach dem anderen und haben immer das Gefühl, doch noch nicht genug zu wissen. In anderen Ländern dagegen gibt es einige wenige Quellen, aus denen die Paare alle notwendigen Informationen ziehen.
    Helfen würde deutschen Eltern nach Meinung der Psychologin schon, wenn Frauenärzte, Hebammen und Psychologen sie dabei unterstützen würden, die richtige Information auszuwählen. "Man sollte ihnen nicht nur vermitteln, was sie alles tun müßten und könnten, sondern ihnen vor allem ihre Ängste nehmen, ihnen klarmachen, daß die Menschen zu allen Zeiten Kinder bekommen haben und damit zurechtgekommen sind."

    Jana Miesen
    Telefon (03 51) 4 63-59 62 oder 32 59
    Telefax (03 51) 4 63-72 95
    e-mail: dgps98@rcs.urz.tu-dresden.de
    WWW: http://physik.phy.tu-dresden.de/psycho/kongress/dgps98.html
    TU Dresden · 41. Kongreß der DGPs · 01062 Dresden


    Weitere Informationen:

    http://physik.phy.tu-dresden.de/psycho/kongress/dgps98.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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