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10.07.2003 15:59

Logistik-Problem gelöst: Dissertation mit Stinnes Logistics Award ausgezeichnet

Gerd Dapprich Stabsstelle 2 – Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
FernUniversität in Hagen

    "Kosten minimieren - mehr transportieren - weniger fahren": Darum ging es Dr. Giselher Pankratz bei seiner Dissertation "Speditionelle Transportdisposition - Modell- und Verfahrensentwicklung unter Berücksichtigung von Dynamik und Fremdvergabe." Der wissenschaftliche Mitarbeiter im Lehrgebiet Wirtschaftsinformatik der FernUniversität in Hagen (Prof. Dr. Hermann Gehring) erhielt für seine darin entwickelte Lösung zur Kostenreduzierung bei Gütertransporten den renommierten Stinnes Logistics Award der Stinnes Stiftung. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wurde dem FernUni-Wissenschaftler im Rahmen einer Feier in Mühlheim am Mittwochabend, 9. Juli, von Dr. Klaus Ridder, Stinnes-Vorstand und Jury-Mitglied, überreicht. Weitere 5.000 Euro erhielt das Lehrgebiet Wirtschaftsinformatik. Die wissenschaftliche Entwicklung kann Software-Herstellern als algorithmischer Kern für unternehmensspezifische Informationssysteme dienen, die Disponenten bei der Entscheidung helfen, ob sie Firmen-eigene Fahrzeuge einzusetzen oder Frachtaufträge an Fremdfirmen vergeben.

    Das Transportaufkommen steigt durch internationale Arbeitsteilung, abnehmende Fertigungstiefen und durch den expandierenden Warenversand rasant an. Gleichzeitig lastet auf Speditionen und Transportunternehmen ein starker Druck zu rationalisieren, die Qualtität zu steigern und die gefahrenen Strecken zu minimieren. Die größten Möglichkeiten hierfür werden bei der speditionellen Transportdisposition vermutet.

    Speditions-Disponenten stehen in der täglichen Arbeit oft vor der Entscheidung, eigene Fahrzeuge einzusetzen (Selbsteintritt) oder fremde Frachtführer zu beauftragen. Einziger gemeinsamer Nenner von Selbsteintritt und Fremdvergabe sind aus Sicht eines Disponenten die Kosten, wobei die Kostenstrukturen beider Bereiche völlig unterschiedlich sind. Beim Selbsteintritt müssen sie die Route selbst entsprechend der Zeitvorgaben und der anzufahrenden Stationen planen, bei der Auftragsvergabe obliegt dies dem Frachtführer, der wiederum verschiedene Aufträge kombiniert (außer bei einer 100%-igen Auslastung seines Fahrzeugs durch einen einzelnen Auftrag). Bisher wurde wissenschaftlich fast ausschließlich untersucht, wie die Touren für eigene Fahrzeuge optimal geplant werden können, beide Teilbereiche werden nur getrennt betrachtet. Somit fehlt die Vergleichbarkeit.

    Ob also Selbsteintritt oder Fremdvergabe günstiger sind, entscheiden Disponenten oft "über den Daumen gepeilt". Zudem berücksichtigen bisherige Informationssysteme nicht oder nur unzureichend, dass sich die Auftragslage von Speditionen ununterbrochen und kurzfristig - also dynamisch - ändert und in kürzester Zeit neu geplant werden muss. Unbeachtet bleibt meistens auch, wie die nächste Tour für ein Fahrzeug am günstigsten an die laufende angeschlossen werden kann. Oft werden auch Aufträge eines bestimmten Typs nach Gefühl und Erfahrung immer an den selben Frachtführer vergeben, obwohl der Selbsteintritt günstiger sein könnte. Dr. Giselher Pankratz: "Die Qualität der Tourenplanung hängt sehr von einer einzelnen Person ab - was passiert, wenn sie ausfällt?" Keineswegs erhebt der Wissenschaftler den Anspruch, mit dem von ihm entwickelten Verfahren den Disponenten voll ersetzen zu wollen: "Entscheiden muss der Mensch, aber er benötigt detaillierte Informationen und Vorschläge hierfür."

    In seiner Arbeit modellierte Dr. Giselher Pankratz auf der Basis intensiver Praxiskontakte ein Dispositionsproblem, das wohl erstmalig in der Wissenschaft die Fremdvergabe von Aufträgen, den dynamischen Auftragseingang sowie den sofortigen Fahrzeug-Wiedereinsatz nach dem Tourenende umfassend berücksichtigt. Ein Problem sind die sich derzeit ständig ändernden Fracht-Tagespreise. Diese können im Rahmen der Arbeit nur angenähert werden. Die Vereinbarung von Haustarifen zwischen Spediteur und Frachtführer würde den Einsatz des Systems begünstigen. Für die Zukunft stellt er sich auch als Weiterentwicklung vor, Fahrzeugausfälle durch Unfälle, Pannen etc. vom System sofort in Tourenplanänderungen umsetzen zu lassen. Auch die Interaktivität mit dem Computer-Disponenten ist noch nicht hergestellt.

    Die Entwicklung steht im Zusammenhang mit einem der Forschungsschwerpunkte des Lehrgebiets Wirtschaftsinformatik der FernUniversität (http://www.fernuni-hagen.de/WINF/inhalte/welcome.htm): Prof. Dr. Hermann Gehring und sein Team entwickeln in Anlehnung an die Biologie "genetische Algorithmen". Durch Herausselektieren guter Lösungsansätze, gezieltes "Kreuzen" und "Züchten von Nachkommen" kommt man zu sehr kostengünstigen Lösungen.

    Dr. Pankratz wurde von einer Jury unter Leitung von Dr. Bernd Malmström, Vorsitzender des Vorstandes der Stinnes AG, unter 14 hoch qualifizierten Einsendern ausgewählt. Stinnes fördert seit 1983 Wissenschaftler, die sich mit den Themen Logistik, Verkehr und Handel befassen. Seit 1999 geschieht dies mit dem Stinnes Logistics Award der Stinnes Stiftung. Er gehört heute mit einem Preisgeld von 10.000 Euro für den Preisträger und von 5.000 Euro für sein Lehrgebiet zu den international herausragenden Auszeichnungen in der Logistikbranche. Die vorgelegte Arbeit soll sich mit einem Thema befassen, das mit Logistik einschließlich ihrer Geschichte zu tun hat. Vorzugsweise soll sich die Arbeit mit einem aktuellen Thema oder mit Zukunftsaspekten (Globalisierung, Arbeitsteilung, Vernetzung, E-Commerce, New Economy) befassen. Darüber hinaus sind auch Arbeiten über Informations-, Management- oder Kommunikationssysteme zugelassen, wenn sich daraus Erkenntnisse ergeben, die für die Logistik von besonderem Nutzen sind.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Informationstechnik, Verkehr / Transport, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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