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10.07.2003 16:23

Neue Ausgabe des DISKURS: Moderne Zeiten: Zur Entgrenzung von Arbeit und Leben

Dr. Barbara Keddi Abteilung Medien und Kommunikation
Deutsches Jugendinstitut e.V.

    Der DISKURS hat sein Aussehen geändert. Das Titelbild tritt kleiner auf, kommt dafür im Innenteil größer raus. Das schafft Platz auf dem Cover für die Beiträge des Schwerpunktthemas, deren Nennung bisher erst im Inhalt erfolgte. Auch sonst wurde einiges neu gestaltet - in der Absicht, den DISKURS schöner und lesefreundlicher zu machen. Wir beginnen das erste Heft im anderen Gewand mit Rot und folgen dem Spektrum des Regenbogens.
    Was beim Regenbogen zuweilen schon nicht ganz einfach ist - das Auseinanderhalten der einzelnen Farben - kann bei der Bestimmung und Differenzierung von Alltagssegmenten mitunter zu einem veritablen praktischen Problem werden. Was zeichnet diese in "modernen Zeiten" aus? Was ist dran an der "Entgrenzung von Arbeit und Leben"? Wird Arbeit immer mehr zum Zuhause und Familie immer mehr zur Arbeit? Metaphorik oder Realität? Wie flexibel dürfen, können und müssen Individuen sein, damit sie für sich, ihre Partner (innen) und ihre Familien eine gelingende Balance zu den beruflichen Anforderungen moderner Arbeitsplätze herstellen können? Wie stark sind Kinder von den Veränderungen des Arbeits(zeit)alltags ihrer Eltern betroffen, wie arrangieren sie sich damit - und welche neuen Betreuungsbedarfe ergeben sich daraus? Welche Handlungsperpektiven hinsichtlich einer humanen Gestaltung von Arbeitszeiten kann eine moderne Arbeitspolitik eröffnen? Was ist Sache, was Problem in der "fluiden Gesellschaft", in den "hybriden" Arbeits- und Lebens-verhältnissen, was womöglich nur öffentlich inszeniertes Thema - als Kür zu den täglich neu aufgemachten Leistungsmaßstäben der Pflicht?

    DISKURS 3/2002

    Karin Jurczyk, Mechthild Oechsle
    Die fluide Gesellschaft. Entgrenzung ohne Ende?

    Karin Jurczyk, Andreas Lange
    Familie und die Vereinbarkeit von Arbeit und Leben. Neue Entwicklungen, alte Konzepte
    Im Rahmen der Diskussionen um die Zukunftsfähigkeit von Familien geht es nicht alleine um immanente Familienprozesse. Vielmehr ist Familie eingebettet in ein Geflecht von Systemen und Institutionen, die über diese Zukunftsfähigkeit mit entscheiden. Im vorliegenden Beitrag wird der Stellenwert beleuchtet, den wirtschaftliche Umbruchprozesse für familiale Leistungserbringungen haben. Dies erfolgt vor der Folie eines idealtypischen Vergleichs "fordistischer" und "postfordistischer" Gesellschaften, bei der deutlich wird, dass die Denkfigur der Vereinbarkeit dem Wandel des Zusammenhangs von Arbeiten und Leben nicht mehr angemessen ist. In diesem Zusammenhang plädieren die Autorin und der Autor dafür, verstärkt die Ebene der alltäglichen Lebensführung von Familien in den Mittelpunkt der Betrachtung zu rücken und nicht auf der Ebene von Einstellungen zu verbleiben. Abgeschlossen wird der Beitrag durch eine Reflexion der sich daraus ergebenden familienpolitischen Herausforderungen.

    Kerstin Jürgens
    Arbeitszeitflexibilisierung: Marktanpassung oder neue Balance von Familie und Beruf?
    In Betrieb und Büro sind abhängig Beschäftigte zunehmend mit einer veränderten Arbeitsorganisation konfrontiert: Deregulierung und Flexibilisierung zählen zu den neuen Leitbildern und Orientierungslinien der Gestaltung von Erwerbsarbeit. Wenn die Beschäftigten die Arbeitsabläufe vermehrt selbst planen, mehr Verantwortung im Arbeitsprozess übernehmen und zeitlich flexibel arbeiten, dann eröffnet dies einerseits mehr Freiraum für individuelle Zeitgestaltung. Andererseits werden dadurch jedoch Anpassungsleistungen erforderlich, die besonders für erwerbstätige Eltern negative Effekte im Familienalltag nach sich ziehen können. Inwiefern beeinflusst die Flexibilisierung der Arbeitszeiten den "Balanceakt" zwischen Familie und Beruf? Der Beitrag zeigt, dass flexible Arbeitszeitmodelle die Koordination der Lebensbereiche erleichtern können, aber in der Praxis oft einseitig zur Anpassung an Produktions- und Dienstleistungslogik dienen.

    Bettina Suthues
    Elterliche Arbeitszeit und Kinderalltag. Zwei Fallstudien zu Zeithoheit und Zeitsouveränität von Grundschulkindern
    Thema des Artikels ist der Zusammenhang zwischen Zeitstrukturen elterlicher Erwerbsarbeit und dem Alltagsleben von Kindern - aus Kindersicht. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen von Zeitbedingungen im Kinderleben wird anhand zweier Fallbeispiele die Verzahnung von Arbeitszeit, Betreuung und Kinderalltag verdeutlicht. Grundlage bilden Interviews, die im Rahmen einer explorativen Studie mit Kindern geführt wurden, ergänzt durch Befunde ihrer Eltern. Umgangsweisen mit Zeit werden über die Differenzierung "moderner" und "traditionaler" Kinderalltage hinaus unter den Aspekten "Zeitsouveränität" und "Zeithoheit" betrachtet.

    Gisela Anna Erler
    Flexible Eltern - flexible Kinder? Neue Wege einer bedarfsgerechten Kinderbetreuung
    Die Gründerin und Geschäftsführerin der pme Familienservice GmbH berichtet über bundesweit bereitgestellte neue Angebote für Kinder von acht Wochen bis zwölf Jahren mit besonderen Betreuungsbedarfen. Diese "Back-Up-Betreuung", die in den USA weit verbreitet ist und sich dort bereits schon auf Nachtschicht-Betreuung erstreckt, wird angeboten z. B. bei Erkrankung der Mutter, Schließung eines Kindergartens, bei heftigen Arbeitsanfällen der Eltern und trifft bei Betrieben wie Eltern auch in Deutschland zunehmend auf große Nachfrage. Aus betrieblicher Sicht handelt es sich dabei um kostensparende, aber auch loyalitätsbildende Maßnahmen. Die Autorin prüft die aus pädagogischen und familienpolitischen Fachkreisen vorgebrachten Vorbehalte gegenüber diesen flexiblen Angeboten und zeigt entlang von Praxisbeispielen die mentalen und strukturellen Voraussetzungen für eine gelingende "Flexicurity" für Kinder auf.

    Margret Mönig-Raane
    Damit die Arbeit nicht endlos wird! Neue Initiativen in der Arbeitszeitpolitik
    Ausgehend von dem Befund einer abnehmenden Zeitsouveränität der Beschäftigten zeigt die Gewerkschafterin auf, wie unterschiedliche Strategien der Arbeitszeitflexibilisierung die zunehmenden Spaltungen auf den Arbeitsmärkten verschärfen. Sie bescheren einer gut qualifizierten, aber abnehmenden Stammbelegschaft längere Arbeitszeiten bei relativ sicheren Beschäftigungsverhältnissen und lassen im Gegenzug an den Rändern die Zahl der prekären Beschäftigungsverhältnisse mit kurzen Arbeitszeiten und geringen Karrierechancen beständig wachsen. Grund genug für die Forderung der Autorin, Arbeitszeitpolitik wieder zu einem gewerkschaftlichen Schwerpunkt zu machen. In einem Klima von Verängstigung und postmodern aufgenötigter Strebsamkeit sieht sie Ansätze eines Gegentrends zur immer flexibleren Arbeitszeitgestaltung: das wachsende Bedürfnis nach kürzeren Arbeitszeiten, nach planbarer, verlässlicher Arbeits- und Freizeit, nach einer ausgeglichenen Work-Life-Balance und nach geschlechtergerechten Chancen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

    Spektrum

    Sibylle Hübner-Funk
    Wie entkörperlicht ist die Jugend der Jugendsoziologie? Argumente für eine "somatische Wende"
    In Werbespots und Jugendzeitschriften wird Jugend vor allem mit den positiven Körpermerkmalen straff und schön, sexy und sportlich assoziiert. Nicht so in der deutschen Jugendsoziologie: Hier dominiert - wie der Beitrag zeigt - eine "übersozialisierte" Perspektive des Heranwachsens, in der die Fülle der körperlichen Entwicklungen, die in der Adoleszenzphase aus Kindern Jugendliche, d. h. körperbewusst agierende junge Erwachsene machen, kaum beforscht wird. Die Ursachen dieses Defizits lassen sich zwar anhand der Gründungsgeschichte der Soziologie nachvollziehen, die Folgen aber erzeugen viele "blinde Flecken": z. B. die Vernachlässigung der ästhetischen, sportlichen, gesundheitlichen und theatralischen Lebens- und Handlungsmuster dieser Population. Die vorgetragenen Argumente für eine "somatische Wende" der Jugendforschung sind nicht nur als Appell für eine Neuorientierung der Jugendsoziologie, sondern auch als Plädoyer für eine verstärkt interdisziplinäre Ausrichtung ihrer Forschungsthemen (etwa in Kooperation mit der Entwicklungspsychologie oder den Sport- und Public Health Wissenschaften) gedacht.

    Ulf Preuss-Lausitz
    Körpermanagement bei Kindern: Notwendigkeit und Grenzen der Selbstsozialisation
    Von Kindern wird in der Postmoderne erwartet, selbständig ihr Leben zu führen und zu gestalten. Die Sozialisationstheorie focussiert diese Erwartung im Begriff der "Selbstsozialisation". Auch der Kinder-Körper soll konstruktivistisch gestaltet werden. Aber zu dicke, behinderte und chronisch kranke Kinder können diese Erwartung oft nicht erfüllen. Der Autor versucht zu zeigen, dass Kindheitsforschung und Disability Studies die realen Möglichkeiten, autonom und selbstkonstrukiv zu handeln, mit der Realität von Abhängigkeit und Unvollkommenheit besser verbinden müssen.

    Rita Völker
    Sexuelle Traumatisierung von Kindern und Jugendlichen
    Vorgestellt werden Befunde einer empirischen Studie zu sexuellen Missbrauchserfahrungen von Mädchen. Die Untersuchung macht deutlich, dass sexueller Missbrauch eine besonders schwerwiegende Form der Traumatisierung darstellt und die Betroffenen noch lange Zeit nach erlittener Gewalt in Bann hält. Alle befragten Kinder und Jugendlichen haben bereits traumatisierende Erfahrungen gemacht und kommen zum Teil geschändet in Einrichtungen der Jugendhilfe. Oftmals nehmen Pädagogen und Psychologinnen, Ärzte und Erzieherinnen das traumatische bzw. posttraumatische Belastungssyndrom überhaupt nicht wahr. Auch fällt es in der Praxis häufig schwer, bei entsprechenden Hinweisen professionelle Strategien zu entwickeln und den Kindern und Jugendlichen Sicherheit und Schutz zu geben. Der vorliegende Beitrag will anhand ausgewählter Beispiele für das Phänomen der sexuellen Traumatisierung sensibilisieren und den Blick für verdeckte Angst- und Rückzugssignale von Betroffenen schärfen.

    Trend

    Sebastian Hanny
    Spielerisch der eigene Chef - Gründungsprojekte erobern das Klassenzimmer
    Die Gründerausbildung an deutschen Schulen und Hochschulen entwächst ihren Kinderschuhen. Mehr und mehr Planspiele, Projekte und Ausbildungsprogramme im Bereich des Gründungsmanagements werden ins Leben gerufen. Der Trend zeigt klar in eine Richtung: Schüler werden immer früher mit gründungsrelevanten Inhalten vertraut gemacht. Der Beitrag widmet sich der Notwendigkeit einer Gründerausbildung an Schulen, stellt einschlägige Projekte und Planspiele vor und gibt einen Ausblick in die Zukunft.

    Studien zu Kindheit, Jugend, Familie und Gesellschaft
    München: DJI Verlag, ISSN 0937-9614
    drei Hefte jährlich
    Jahresabo 32 Euro (zuzüglich Versandkosten)
    Einzelheft 13,50 Euro

    Alleinvertrieb: Verlag Leske + Budrich, Postfach 300551, 51334 Leverkusen,
    Tel.: 02171/4907-0, Fax: 02171/4907-11
    E-Mail: Lesbudpubl@aol.com, Website: www.leske-budrich.de


    Weitere Informationen:

    http://www.dji.de/diskurs


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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