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11.07.2003 11:17

Die Wehrmachtsausstellung löst Nachdenken und Gespräche aus

Ole Lünnemann Referat Hochschulkommunikation
Universität Dortmund

    Wissenschaftler bereiten sich auf Vorträge und Diskussionen vor. Musiker proben. Lesungen werden ausgewählt. Filmvorführungen sind geplant. Ein Raum der Besinnung wird eingerichtet. Weit über hundert Veranstaltungen begleiten im Herbst die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges" in Dortmund. An der Universität Dortmund hat sich ein Koordinationskreis Wissenschaft gebildet, der für Oktober einen eigenen Studientag und ein dreitägiges Symposion vorbereitet.

    Diese Vielfalt der Auseinandersetzung belegt auf 96 Seiten das Begleitprogramm zur Ausstellung, das heute (11.07.2003) vom Initiativkreis Wehrmachtsausstellung in Dortmund (IKW) veröffentlicht wird. Dem Initiativkreis gehören Kirchen, Parteien, Gewerkschaften und Einrichtungen der Bildung und Wissenschaft an. Klaus Commer (Koordinationskreis Wissenschaft an der Universität Dortmund) und Friedrich Stiller (Vereinigte Kirchenkreise) unterstreichen als Spre-cher des IKW: "Nachdenklichkeit, Gesprächsbereitschaft, engagierte Diskussionen, das werden die Ausstellung und ihr Be-gleitprogramm auslösen. Wer die Augen vor der Vergangenheit verschließt und mit Aufmärschen blinden Hass sähen will, dem werden wir in Dortmund nicht nur demonstrativ entgegentreten, sondern zuerst mit diesem Programm."
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    Differenziertes Programm an 62 Tagen

    Für 62 Tage nennt die Übersicht in der Mitte des Programmheftes Veranstaltungen - vor allem während der Ausstellung im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte (19. September bis 2. November). Etwa 40 Seiten umfasst das Veranstaltungsangebot des Initiativkreises und der städtischen Einrichtungen. Darüber hinaus haben etliche Institutionen, Gruppierungen und Initiativen eigenverantwortlich organisierte Ver-anstaltungen in einem Forum angezeigt. Die Veranstaltungsorte und die Anschriften der Veranstalter finden sich in zwei Verzeichnissen.

    Selbstverständlich enthält das Programmheft auch die wichtigsten Informationen zur Ausstellung im Museum samt einer Kurzbeschreibung und Hinweisen auf Führungen von Gruppen und Schulklassen sowie auf den Raum der Besinnung. Eine ausführlichere Darstellung der Ausstellung und ihrer thematischen Schwerpunkte, verfasst vom Hamburger Institut für Sozialforschung, das die Ausstellung erarbeitet hat, findet sich auf den Seite 76 bis 83.
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    Aufruf zum gesellschaftlichen Dialog

    Zum Dortmunder Ausstellungsprojekt, seiner Vorgeschichte und gesellschaftlichen Verankerung nimmt der Initiativkreis im Vorwort Stellung: "Ausstellung und Programmangebot richten sich an die ganze Region, an das ganze Ruhrgebiet... Der Initiativkreis setzt sich dafür ein, dass wir der Geschichte gemeinsam begegnen, als Menschen aus allen Generationen, verschiedenen Milieus, mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen. Die Zusammenarbeit in der Vorbereitung über Grenzen hinweg ist auch ein Mut machendes Beispiel einer funktionierenden Zivilgesellschaft".

    Auf die differenzierte Darstellung der Zeit des Vernichtungskrieges weist ein Aufruf hin, dem sich bereits namhafte Vertreter aus dem religiösen, künstlerischen, wirtschaftlichen und politischen Leben der Stadt angeschlossen haben. Darin heißt es: "Die Ausstellung zeigt, dass die Wehrmacht als Bestandteil des NS-Regimes umfassend in die Planungen und Durchführung eines beispiellosen rassistischen Vernichtungskrieges einge-bunden war. Damit wird nicht jeder Soldat pauschal als Verbrecher abgestempelt und diffamiert, wohl aber die individuelle Verantwortung all derjenigen angesprochen, die verbrecherischen Befehlen bedingungslos Gehorsam leisteten und auf diese Weise zu Mittätern wurden." Die Ausstellung werde einen wichtigen Beitrag zum sozialen Dialog und zur politischen Kultur in dieser Stadt und dieser Region leisten.
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    Koordinationskreis: Studientag und Symposion

    Der Koordinationskreis Wissenschaft, der sich an der Universität Dortmund anlässlich der Wehrmachtsausstellung gebildet hat, lädt am 23. Oktober zu Beginn des Wintersemesters in einem Studientag zu sechs Vorträgen und einer Lesung mit dem Rahmenthema "BildGedächtnis" ein. Die Fakultät Kulturwissenschaften bereitet ein Symposion vom 29. bis 31. Oktober vor, das "Faschismus in Texten und Medien" aufspüren will: "Gestern - Heute - Morgen?". Ein eigener Programm-Folder des Koordinationskreises ist in Vorbereitung.

    Der Dortmunder Intiativkreis beteiligt sich am gesellschaftlichen Dialog rund um die Wehrmachtsausstellung nicht nur mit zahlreichen Einzelverstaltungen seiner Institutionen, sondern auch mit fünf gemeinsam organisierten Terminen:

    Am 10. Oktober präsentiert der IKW im Malinckrodt-Gymnasium eine konzertante Inszenierung der Gruppe "Kinderlech" mit Lie-dern aus der Zeit des jüdischen Widerstandes. "Konzept und Praxis der Traditionspflege in der Bundeswehr" sind am 17.Oktober Thema einer Podiumsdiskussion im Fritz-Henßler-Haus. Der Historiker Götz Aly beleuchtet am 20. Oktober im Katholischen Centrum die deutsche Finanzpolitik im Zweiten Weltkrieg und insbesondere die Rolle der Wehrmacht bei der Arisierung des Vermögens der europäischen Juden. Der Hauptthese der Ausstellung - "Deutsche Soldaten sahen nicht nur zu" - geht am 23. Oktober im Museum für Kunst und Kulturgeschichte eine Podiumsdiskussion über die Verbrechen der Wehrmacht an der jüdischen Bevölkerung nach. Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma, Gründer und Leiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung, kommt zum ebenfalls vom IKW gestalteten Abschluss der Ausstellung am 2. November. Er spricht über "Kriegsverbrechen und Gesellschaftsanalyse".
    Einzelexemplare des Begleitprogramms sind ab sofort im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte, Hansastraße 3, erhältlich.
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    Information: Klaus Commer, Universität Dortmund,
    44221 Dortmund, Ruf +49(0)231 755 4811,
    Handy +49(0)179 5020857
    E-Mail klaus.commer@udo.edu


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Recht
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Organisatorisches, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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