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11.07.2003 13:17

Offener Brief

Renate Nickel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

    des Präsidenten der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften an den Regierenden Bürgermeister von Berlin

    Offener Brief
    des Präsidenten der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
    an den Regierenden Bürgermeister von Berlin

    Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister, lieber Herr Wowereit,
    vor einigen Tagen haben Sie den sogenannten Tarifkompromiß errungen und, darf man der medialen Darstellung glauben, zufrieden ob dieser Errungenschaft gelächelt.
    Die wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Mitarbeiter der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften lächeln nicht, denn wenn sie Ihren "Kompromiß" richtig verstehen, haben sie künftig nichts mehr zu lachen.
    Für eine wissenschaftliche Einrichtung ist die verordnete Arbeitszeitverkürzung eine Groteske. Wir können uns nicht vorstellen, daß Sie wirklich glauben, wir verfügten über Mitarbeiter, die eigentlich nicht gebraucht werden, um mit ihnen Arbeitszeitverkürzungen auszugleichen. Mag sein, daß in jenem Teil des Öffentlichen Dienstes, der Ihnen bei der "Errungenschaft" vor Augen stand, solche Verhältnisse herrschen. Im Wissenschaftssystem liegen die Dinge anders, denn wissenschaftliche Einrichtungen sind keine Ämter. Ich traue mich nicht, meinen Mitarbeitern den Vorschlag zu unterbreiten, nur noch 37 Wochenstunden zu arbeiten. Sie würden ein solches Ansinnen für eine unverfrorene Unverschämtheit halten, denn sie wissen, daß von Ihnen Leistung erwartet wird und für Leistungsträger ist Arbeitszeitverkürzung, die nicht in Anspruch genommen werden kann, das Gegenteil von Anreiz. Sie ist demotivierend, fördert Abwanderungstendenzen und stellt uns vor die Frage, mit welchen Versprechungen wir eigentlich qualifizierte Leute nach Berlin locken sollen, wenn wir nichts anderes anzubieten haben, als niedrigere Gehälter als alle anderen Bundesländer einschließlich von Renten- und VBL-Nachteilen, da Ihr "Kompromiß" ja bis 2010 laufen soll.
    Leider haben Sie offenbar übersehen, daß die aus der Arbeitszeitverkürzung notwendig resultierende Personalmittelverkürzung nicht nur die Mittel für Aushilfen und die Finanzierung angeordneter Überstunden zum Verschwinden bringt, sondern auch, daß aufgrund der erwartbaren Nachziehbereitschaft Brandenburgs und des Bundes die Arbeitszeitverkürzung bei der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften eine Stellenreduzierung um durchschnittlich 10% bedeutet. Da auch die Laufzeit der wissenschaftlichen Vorhaben Ihrem "Kompromiß" anzupassen wäre, was besonders bei befristeten Drittmittelprojekten unmittelbar in die Katastrophe führen müßte, sind wir zu der Überzeugung gekommen, daß Sie bei der Aushandlung Ihrer "Errungenschaft" das Wissenschaftssystem schlicht übersehen haben.
    Wir bitten Sie deshalb, auch dann unerschütterlich bei dieser Haltung zu bleiben und das Wissenschaftssystem weiterhin zu übersehen, wenn es darum ginge nachzuschauen, ob Ihre Beschlüsse realisiert wurden. Zudem ist der Gedanke, man könnte am 1.8.2003 mit der Umsetzung beginnen, angesichts der Kompliziertheit der Regelungen ohne zusätzliches Personal ohnehin illusorisch.
    Auf ein wenig mehr Zementierung des Status quo kann es aber nicht ankommen. Denn schließlich haben Sie durch den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis 2010 ohnehin signalisiert, daß hinsichtlich der Grundprobleme des Öffentlichen Dienstes in dieser Stadt auf absehbare Zeit jede Bewegung vermieden werden soll.

    Mit freundlichem Gruß
    Ihr

    Dieter Simon
    Präsident


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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