idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
19.01.2017 14:08

Qualitätsmanagement in der Zelle

Dr. Julia Biederlack GB Unternehmenskommunikation
Charité – Universitätsmedizin Berlin

    Charité-Wissenschaftler zeigen, wie Rettungsproteine schadhafte Verbindungen entsorgen

    Die Entsorgung fehlerhafter, im schlimmsten Fall toxischer Proteine ist für das Überleben einer Zelle von grundlegender Bedeutung. Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin konnten jetzt zeigen, auf welche Weise zwei spezielle Hilfsproteine fehlerhafte Boten-Ribonukleinsäure - die „Bauanleitung“ der Proteinbiosynthese - erkennen und deren Abbau initiieren. Die Studie ist in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature Communications* publiziert.

    Bei der Proteinbiosynthese wird die in den Genen gespeicherte Erbinformation durch das Ribosom, eine Art makromolekulare Maschine, in Eiweiße umgewandelt. Dabei wird die in den Chromosomen gespeicherte Information zuerst in eine mobile Form, die sogenannte Boten-Ribonukleinsäure (mRNA) übersetzt. Diese wird anschließend vom Ribosom gelesen, dem sie als exakter Bauplan für die Herstellung der Proteine dient. Ist eine mRNA fehlerhaft, resultieren aus ihr defekte, möglicherweise schädliche Proteine, weshalb sie effizient erkannt und abgebaut werden muss.

    In ihrer Studie untersuchten die Wissenschaftler um Dr. Tarek Hilal, Wissenschaftler am Institut für Medizinische Physik und Biophysik der Charité, mRNAs ohne Stopp-Signal. Werden diese sogenannten nonstop-mRNAs vom Ribosom gelesen, stagniert der gesamte Prozess und die geordnete Beendigung der Proteinbiosythese bleibt aus. Die Folge: das Ribosom kann keine weiteren Aktionen durchführen. Mit Hilfe der Kryo-Elektronenmikroskopie analysierten die Forscher die Struktur solch blockierter Verbindungen aus Ribosomen und mRNA. Sie konnten zeigen, wie spezielle Hilfsproteine (Dom34 und Hbs1) derart arretierte Ribosomen erkennen und das Auflösen der blockierten Komplexe sowie den Abbau der mRNA einleiten. Dabei tasten die beiden Hilfsproteine konservierte Bereiche des Ribosoms ab, die typischerweise von mRNA besetzt werden. Durch diesen kompetitiven Bindungsmodus wird sichergestellt, dass nur Ribosomen an defekten mRNAs angegriffen werden.

    „Die Erforschung der Auswirkungen defekter mRNAs und der Folgen eines mangelnden Abbaus gewinnt zunehmend an Bedeutung“, sagt Dr. Hilal. „Insbesondere bei neurodegenerativen Erkrankungen, wie beispielsweise der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS), konnten fehlerhafte mRNAs beobachtet werden. Ein molekulares Verständnis der zellulären Kontrollmechanismen kann daher hilfreich sein, um Ansatzpunkte für therapeutische Zwecke zu finden“, ergänzt er.

    *Originalpublikation: Hilal T, Yamamoto H, Loerke J, Bürger J, Mielke T, Spahn CM. Structural insights into ribosomal rescue by Dom34 and Hbs1 at near-atomic resolution. Nat Commun. 2016 Dec 20;7:13521. doi: 10.1038/ncomms13521. PubMed PMID: 27995908; PubMed Central PMCID: PMC5187420.

    Kontakt:
    Dr. Tarek Hilal
    Institut für Medizinische Physik und Biophysik
    Charité - Universitätsmedizin Berlin
    t: +49 30 450 524165
    tarek.hilal@charite.de

    Links:
    Institut für Medizinische Physik und Biophysik
    https://biophysik.charite.de/


    Weitere Informationen:

    http://www.charite.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Medizin, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).