Bielefeld, 30. Januar 2017. 120 Gäste folgten heute der Einladung der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Bielefeld zum Mittelstandsforum „Digitalisierung im nordrhein-westfälischen Mittelstand“. NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin stellte erste Zwischenergebnisse des von ihm initiierten FHM-Projekts „Digitalisierungsindex für KMU in Nordrhein-Westfalen“ vor. Einige zentrale Ergebnisse: Der Stand der Digitalisierung im Mittelstand ist insgesamt als „eher gering“ zu bezeichnen, vor allem Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern müssen besonders gefördert werden
120 Gäste folgten heute der Einladung der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Bielefeld zum Mittelstandsforum „Digitalisierung im nordrhein-westfälischen Mittelstand“. NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin stellte erste Zwischenergebnisse des von ihm initiierten FHM-Projekts „Digitalisierungsindex für KMU in Nordrhein-Westfalen“ vor. Einige zentrale Ergebnisse: Der Stand der Digitalisierung im Mittelstand ist insgesamt als „eher gering“ zu bezeichnen, vor allem Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern müssen besonders gefördert werden. Zudem fehlen dem Mittelstand Fachkräfte, um die Digitalisierung professionell zu implementieren und weiterzuentwickeln. Darüber hinaus finden „Industrie 4.0-Technologien“ nur eine sehr geringe Anwendung.
NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin: „Die Digitalisierung unserer mittelständischen Wirtschaft ist eines der Top-Themen der Standortpolitik und wird uns ständig neu fordern. Großunternehmen mit eigenen Forschungs- und Innovationskapazitäten sind hier längst ganz vorn unterwegs. Auch viele Weltmarktführer aus NRW stellen sich mit großem Erfolg den technoloschen und organisatorischen Herausforderungen und suchen die Kooperation mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Allerdings sind wahrscheinlich viel zu viele Mittelständler noch zu zögerlich. Wir brauchen dringend einen Überblick, um schnell effiziente Strategien zu entwickeln, auch diese Firmen anzusprechen und ihnen gute Informations- und Beratungsangebote zu machen. Hier leistet die Fachhochschule des Mittelstands mit ihrer Studie eine ganz wichtige Arbeit für unseren Wirtschaftsstandort. Deshalb werden wir die Erkenntnisse aus dieser Studie in unsere strategischen Überlegungen zur Digitalisierung des NRW-Mittelstands einbeziehen und mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der FHM auch in Zukunft eng kooperieren.“
Ziel des an der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) entwickelten Digitalisierungsindex ist die Schaffung einer fundierten empirischen Basis, um den Status Quo der Digitalisierung abzubilden und ein Analyseinstrument für unternehmerische Investitionsentscheidungen und strukturpolitische Maßnahmen für den Mittelstand in den Branchen Industrie, Handwerk und industrienahe Dienstleistungen bereitzustellen.
FHM-Rektorin Professor Dr. Anne Dreier: „Digitalisierung im Mittelstand zählt zu den zentralen Forschungsfeldern der FHM. Dieser Herausforderung wendet sich die FHM in diesem aus EFRE-Mittel geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojekt zu.“
Insbesondere im Unternehmensbereich „Wertschöpfung“, aber auch im Management, Innovation und Human Resources sind Unternehmen bis 250 Mitarbeiter deutlich weniger digitalisiert als größere Unternehmen. Selbst eine Firmen-Homepage stellt heute noch kein gängiges Medium für Unternehmen dar.
Neue Technologien, wie beispielsweise Barcodes, RFID-Chips oder Sensoren, um Warenflüsse autonom zu steuern, werden vom Gros der Unternehmen nicht eingesetzt. Vollständige Vernetzungen von Prozessketten zwischen Lieferanten, Unternehmen und Kunden finden in mittelständischen Industrieunternehmen gar nicht statt. Eine autonome, sich selbst steuernde Produktion im Sinne von Industrie 4.0 spielt in den befragten Unternehmen keine Rolle.
Auch im Personalbereich gibt es Optimierungsbedarf: Lediglich zwei Prozent der Unternehmen gaben an, ihre Mitarbeiter aktiv durch Schulungsmaßnahmen auf die Digitalisierung vorzubereiten. Zudem fehlen den Unternehmen Fachkräfte zur Digitalisierung: In 48 Prozent der Unternehmen verfügen die Verantwortlichen über keine bis wenig fachliche Qualifikation im Bereich Digitalisierung. Es bedarf einer grundlegenden Sensibilisierung der Entscheider und Arbeitnehmer für diese Themen. Insbesondere Schulen und Hochschulen sowie Weiterbildungsträger müssen Angebote für die Qualifizierung bieten.
Die größten Digitalisierungspotenziale für Unternehmen ergeben sich im Bereich der Wertschöpfung. Dafür benötigen Unternehmen eine gut ausgebaute digitale Infrastruktur in den Regionen. Der Breitbandausbau muss damit weiter vorangetrieben werden.
Ein Beispiel für gelungene Digitalisierung im Mittelstand konnte Ernst-Constantin Hasse, Geschäftsführer von Schwering&Hasse Elektrodraht GmbH aus dem lippischen Lügde, geben. „Die Digitalisierung ist aber auch ein Diktat des Marktes. Wir müssen mit unseren Kunden auch auf diesem Gebiet mithalten“, so Hasse.
Die Entwicklung der Digitalisierung in den Unternehmen muss kontinuierlich beobachtet werden. Derzeit ist nicht absehbar, ob es sich hier wirklich um disruptive Veränderungen handelt oder um einen kontinuierlichen Prozess.
Der Abschluss des Projekts im späten Frühjahr 2017 wird weitere Ergebnisse liefern und den Status Quo des Digitalisierungsstands bei mittelständischen Unternehmen in NRW ermitteln. Darüber hinaus wird ein interaktives Tool entstehen, welches eine mehrdimensionale Darstellung nach Digitalisierungskategorie, Größe und Branche der Unternehmen sowie nach Wirtschaftskreisen in NRW zulässt. Der Digitalisierungsindex ermöglicht des Weiteren ein jährliches Monitoring des Entwicklungsstands und der Weitentwicklung von Unternehmen.
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