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28.09.1998 00:00

Gespenstisches im Chemnitzer Schauspielhaus

Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
Technische Universität Chemnitz

    Gespenstisches im Schauspielhaus
    Chemnitzer Germanistikstudentin dramatisierte Erzählung von Edgar Allan Poe

    Am 28. September 1998 geht es im Chemnitzer Schauspielhaus gespenstisch zu. Dann nämlich wird "Der Untergang des Hauses Usher" nach der gleichnamigen Erzählung von Edgar Allan Poe uraufgeführt. Claudia Philipp aus Chemnitz hat jetzt schon großes Lampenfieber, wenn sie an diesen Tag denkt. Der Grund: Die 26jährige Germanistikstudentin der TU Chemnitz dramatisierte erstmals eine Erzählung. Deshalb ist sie ganz gespannt darauf, wie das Publikum reagieren wird.

    Gespenstisches Debüt im Schloß

    Selbst für Dr. Karl-Hans Möller, Chefdramaturg der Städtischen Theater Chemnitz, ist das Debüt der jungen Dramaturgin irgendwie "gespenstisch": "Eigentlich wollte Claudia Philipp den sehr poetischen und zudem eigenartig psychologischen Prosatext nur für die Bühne dialogisieren. Sie hat aber schnell gemerkt, daß dieses schwieriger ist, als nur ein Stück zu schreiben." Und die junge Frau hat es geschafft und die Verantwortlichen für den Spielplan des Schauspiels überzeugt. Dr. Möller geizt deshalb auch nicht mit Vorschußlorbeeren: "Ihr Stück verleugnet einerseits nicht Edgar Allan Poe, ist andererseits aber ein richtiger "Philipp" geworden."
    Für ihre Dramaturgie hatte die Studentin frühzeitig Verbündete gewonnen. "Doch Regisseur, Schauspieler und Ausstatter hätte sie eigentlich gar nicht gebraucht, um ihr Stück durchzusetzen", erinnert sich der Chefdramaturg. "Das hat der überzeugende Text selbst getan." Und - auch das sei gespenstisch - die Macher akzeptieren sogar entgegen sonstiger Animositäten, daß die Autorin als Dramaturgin bei der Umsetzung Verantwortung übernimmt. Deshalb wünscht Dr. Möller diesem besonderen Debüt, daß es in der gespenstisch morbiden Atmosphäre des Poe'schen Schlosses so richtig lebendig wird.

    Schwarzer Humor und sinnliche Erotik

    Doch worum geht es in dem Stück überhaupt? Erzählt wird die Geschichte einer Familie, deren letzte Vertreter, Roderick und Madeline Usher, seit Jahren nicht mehr aus ihrem Schloß herausgekommen sind, die sich auch seit Generationen nur in direkter Linie fortgepflanzt haben. In dieses "abgeschlossene System" tritt William, der Freund Rodericks. Er findet zwei Menschen vor, die, wahrscheinlich genetisch bedingt, an einer seltsamen Krankheit leiden. Ihnen zu helfen, ist er gekommen, wird jedoch in ihre Gefühle und Ängste, in ihr ganzes Erleben so einbezogen, daß er am Schluß, dem Untergang des Hauses Usher, Gefahr läuft, selbst ein solcher "Hausherr" wie Roderick zu werden. Es geht um die Frage, wie betroffene Menschen und deren Mitmenschen mit Einsamkeit, Angst und übergroßer Sensibilität umgehen. Gleichzeitig spielt sich eine tragische Liebesgeschichte zwischen Roderick und dessen Schwester Madeline ab, die vom "hereinplatzenden" William gestört wird und sich zu einer Dreiecksgeschichte entwickelt, die tödlich endet.
    "Die Besonderheit des Stückes ist seine geheimnisvoll-gruselige Atmosphäre, wie sich das für eine richtige Schauergeschichte geziemt. Der Horror wird nur vom schwarzen Humor des Schloßherren durchbrochen", verrät Claudia Philipp. Gleichzeitig wird die faszinierende Dreiecksbeziehung in erotisch-sinnlicher Weise von einer Ballettänzerin des Opernhauses Chemnitz in Szene gesetzt, d.h. sie übernimmt die Choreographie der "Liebesnächte".

    Brennende Leidenschaft fürs Theater

    Der Weg von Claudia Philipp zur Dramaturgin war nahezu vorprogrammiert: Sehr früh verspürte sie eine Leidenschaft zum Schreiben. Von 1981 bis 1986 war sie bereits Mitglied im Kindertheater des Pionierhauses Karl-Marx-Stadt (heute: Haus Spektrum). "Diese Kindheitserlebnisse haben mich sehr geprägt, zunächst wollte ich unbedingt Schauspielerin werden." In der DDR benötigte man dazu jedoch eine abgeschlossene Berufsausbildung, die Claudia Philipp in Gera in Verbindung mit dem Abitur ablegte. Während der Ausbildung zur Facharbeiterin für Datenverarbeitung warf die "Wende" alle Pläne durcheinander. Sie beendete an einem Gymnasium das Abitur, um überhaupt in geisteswissenschaftlicher Richtung studieren zu können.
    Durch Freunde, die den Beruf des Schauspielers inzwischen ergriffen hatten, stellte die Chemnitzerin schnell fest, wie "sozial" unsicher (gerade für Frauen) dieser Beruf ist. Ihre Leidenschaft für das Theater hat sie dennoch nie aufgegeben. Sie wirkte am Chemnitzer Uni-Theater der Anglistik mit. Es folgten Regie-Hospitanzen bei "Was wäre wenn" und der "Dreigroschenoper", später die Dramaturgie und Regieassistenz der "Kreutzersonate". Mittlerweile brennt bei der jungen Frau die Leidenschaft fürs Theater lichterloh: "Es hat mich auf Anhieb fasziniert und ich werde auf jeden Fall in dieser Richtung weiterarbeiten."
    Na dann "Toi, toi, toi!" für die Premiere von "Der Untergang des Hauses Usher" im September. Wer dafür keine Karten mehr bekommt, der kann sich beispielsweise auch am 7. und 17. Oktober 1998, jeweils um 19.30 Uhr, im Chemnitzer Schauspielhaus dieses gespenstisch-schaurige Stück ansehen.

    Wichtiger Hinweis für die Medien: Claudia Philipp ist zeitweise im Chemnitzer Schauspielhaus erreichbar über Tel. 03 71/4 88-43 80 oder privat über 03 71/53 80 907. In der Pressestelle der TU Chemnitz können Sie ein Foto von Claudia Philipp anfordern.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Kunst / Design, Musik / Theater, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
    Deutsch


     

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