Nass sollte es den Gästen des neuen Arnsberger Freizeitbades schon werden. Da lag es wohl nahe, der Einrichtung gleich den passenden Namen zu geben: "Nass" also. An der nötigen Wärme soll es auch nicht fehlen. Die allerdings kommt auf ganz besondere Weise zu den Leuten über eine Bohrung aus 3000 m Tiefe.
Dass man mit der Wärme aus dem Erdinnern heizen kann, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Normalerweise allerdings sucht man für größere Vorhaben nach Thermalwasser, in dem sich diese Energie an die Oberfläche transportieren lässt. Was aber tun, wenn es, wie im Fall Arnsberg, gar kein oder nicht genügend von dem begehrten Nass im Gestein zu finden ist? Heiß genug ist es 3 km unter unseren Füßen allemal. Man bohrt ein tiefes Loch, schickt kaltes Wasser nach unten, dass sich in der Tiefe erhitzt und holt es über dieselbe Bohrung wieder an die Oberfläche, entnimmt die Wärme, schickt sie in das Bad, ausgekühlt geht es für das Wasser dann wieder von vorne los: Es zirkuliert in einem geschlossenen System als Wärmetransporter. Eine solche Anlage nennt man Tiefe- Erdwärmesonde. In der Schweiz gibt es einige, in Deutschland ist seit Mitte der 90er im brandenburgischen Prenzlau ein solches System in Betrieb (allerdings mit einer Wärmepumpe gekoppelt); an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen arbeitet man ebenfalls daran. Tiefe Erdwärmesonden sind praktisch überall einsetzbar. Darauf, dass Thermalwasser im Untergrund vorhanden ist, sind sie nicht angewiesen.
Planung und Entwicklung der Tiefen Erwärmesonde liegen in den Händen des Ing.-Büros Ulrich Müller, Arnsberg und der Deutschen Montan Technologie (DMT), Essen. DMT und RWTH hatten bereits zuvor in einem vom Land Nordrhein-Westfalen geförderten Forschungsprojekt die Möglichkeiten des Ausbaus von offenen Altbohrungen zu Tiefen-Erdwärmesonden untersucht.
Die Arnsberger Sonde soll 75% des Wärmebedarfs des Bades decken. Das bedeutet, dass jährlich rund 2.100.000 kWh nicht konventionell über Gas erzeugt werden müssen. Die Betriebskosten des Bades sinken massiv. Gegenüber herkömmlichen Anlagen machen sich geringere Ausgaben für Wartung und Reparaturen ebenfalls wohltuend bemerkbar. Mit anderen Worten, die Betreibergesellschaft Freizeitbad GmbH, eine Tochter der Stadt Arnsberg, erhält eine wirtschaftliche Anlage. Die Investitionskosten für die Sonde betragen ca. 3 Mio Euro. Wegen des Pilotchrarakters des Vorhabens gab es 450.000 Euro Zuschuss vom Land Nordrhein-Westfalen. Und was auch nicht ganz unwichtig ist: Das Bad koppelt sich zukünftig weitgehend von der weiteren Entwicklung der Energiepreise ab. Die Frage, ob und wie knapp und teuer Gas in den kommenden Jahrzehnten werden könnte, spielt für die Betreiber nur noch eine untergeordnete Rolle.
Die finanzielle Seite ist die eine, die andere ist der Gewinn für Klima und Umwelt. Um rund 800 t oder 75% gegenüber herkömmlichen Systemen wird der Ausstoß von C02 jährlich gesenkt.
Nachdem die Unterschriften unter die Verträge gesetzt wurden, soll es nun ganz schnell gehen: Die Bohrarbeiten werden voraussichtlich im Oktober 2003 beginnen, das Bad soll Anfang 2004 seine Pforten für das Publikum öffnen. In der Umgebung befinden sich übrigens noch weitere städtische Liegenschaften. Mittlerweile wird in der Kommune darüber nachgedacht, auch diese geothermisch zu versorgen.
Kontakt:
Ing. Büro Ulrich Müller, Dungestr. 84, 59757 Arnsberg, Tel. 02932/ 9664-0
Deutsche Montan Technologie, DMT Ground Source Division, Dipl.-Ing. Michael Würtele, Am Technologiepark 1, 45307 Essen, Tel. 0201/ 1721746.
Aktuelles Bildmaterial finden Sie auf unserer Homepage "Unser Energischer Planet".
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Elektrotechnik, Energie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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