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17.07.2003 11:54

"Anforderungen an die Gestaltung quartiersbezogener Wohnkonzepte"

Klaus Großjohann Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit
Kuratorium Deutsche Altershilfe - Wilhelmine Lübke Stiftung e. V.

    "Anforderungen an die Gestaltung quartiersbezogener
    Wohnkonzepte"

    Ein effektiver Erfahrungsaustausch

    "Anforderungen an die Gestaltung quartiersbezogener
    Wohnkonzepte"

    Ein effektiver Erfahrungsaustausch

    Gütersloh/Köln, Juli 2003
    Für die bedarfsgerechte Versorgung mit altersgerechten Wohnangeboten werden in Zukunft quartiersbezogene Wohnkonzepte besonders wichtig, die auf eine kleinräumige Vernetzung und Integration unterschiedlicher Wohn- und Betreuungsangebote ausgerichtet sind. Dies war das Ergebnis eines überregionalen Erfahrungsaustauschs im Projekt "Leben und Wohnen im Alter", zu dem sich Akteure bestehender quartiersbezogener Wohnkonzepte am 18. Juni in Heidelberg trafen. Teilnehmer waren u.a. Vertreter von Wohnprojekten in öffentlicher, privater bzw. genossenschaftlicher Trägerschaft sowie praxisnahe Sozialplaner und Wissenschaftler. In dieser Konstellation gelang es, einen fundierten Überblick über das Spektrum bestehender quartiersbezogener Wohnkonzepte zu zeichnen sowie neue Informationen über die praktische Arbeitsweise und über die Probleme bei der Umsetzung zu sammeln und zu bewerten.

    Das Treffen wurde gemeinsam vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) und der Bertelsmann Stiftung veranstaltet. In drei Themenblöcken tauschten die Teilnehmer praktische Erfahrungen zu Bausteinen, Verfahrenselementen und Initiatoren von Quartierskonzepten aus. Zudem wurde diskutiert, inwieweit aus dem Bund-Länderprogramm "Soziale Stadt" Anstöße für Quartierskonzepte zu erkennen sind. Als Beispiel für die Weiterentwicklung von Quartierskonzepten präsentierte eine Referentin aus Utrecht das Modell "Betreute Wohnzonen" in den Niederlanden.

    Zu den Schlüsselbausteinen für erfolgreich umgesetzte Quartierskonzepte gehören vor allem bauliche Maßnahmen, soziale Hilfeangebote und Angebote zur sozialen Integration. So zählt zu den Maßnahmen der Freien Scholle Bielefeld e.G. die Schaffung von Wohnraum für alle Lebenslagen, der Ausbau der Beratungs- und Betreuungsleistungen sowie die Organisation der Selbst- und Nachbarschaftshilfe. Aspekte wie barrierefreies Bauen und eine erhöhte Aufenthaltsqualität im Wohnumfeld wurden hier berücksichtigt, die häufig für die freie Wohnungswirtschaft nur schwer umzusetzen sind. Eine Besonderheit besteht auch darin, dass die Angebote unabhängig vom Staat durch die Beiträge der Genossenschaftsmitglieder finanziert werden.

    Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass Konzepte, die isoliert einzelne Bausteine anbieten, wie z. B. "Betreutes Wohnen zu Hause", häufig wenig erfolgreich sind. Das Projekt "Simba" (Sicherheit im Alter - betreut zu Hause) in der Stadt Germering bei München wurde dagegen als Beispiel für "betreutes Wohnen zu Hause" vorgestellt, das - trotz relativ hoher Betreuungspauschalen - auf hohe Akzeptanz in der Bevölkerung stößt. Die Initiierung durch die Kommune, ein Sozialdienst mit hoher Bekanntheit im Ort und umfassendem ambulanten Dienstleistungsangebot als Koordinator, die Einbindung der Bürger in die Konzeption und Umsetzung haben sich als wichtige Faktoren für den Erfolg erwiesen. Hinzu kommt das Angebot, die individuelle Betreuung durch regelmäßige gemeinsame Treffen aller Vertragspartner zu erweitern. Darüber hinaus wird die persönliche Betreuung durch Ehrenamtliche geleistet, die hier ein attraktives Ehrenamt auch mit finanzieller Aufwandsentschädigung finden. Die Diskussion der Teilnehmer machte allerdings deutlich, dass in großen Städten derartige Modelle so nur bedingt zu verwirklichen sind.

    Dass Bürgerschaftsvereine als Betreiber von quartiersbezogenen Wohn- und Betreuungsangeboten eine wichtige Rolle spielen können, wurde am Beispiel Eching bei München verdeutlicht. Ausgehend von einer Befragung der Bürger über gewünschte Wohnformen im Alter wurde ein Wohn- und Servicezentrum mitten in der Gemeinde realisiert, das vom Verein verwaltet wird. Die breite ehrenamtliche Unterstützung der Hilfeangebote, die pflegebedürftige Bewohner einschließen, ist auch dem kulturellen Angebot des Servicezentrums zu verdanken. Leistungen, die der Verein im Auftrag der Gemeinde durchführt, werden von dieser auf vertraglicher Basis vergütet.

    Die Finanzierung und Organisation von Quartierskonzepten gestaltet sich, wie die Diskussion der Teilnehmer zeigte, recht unterschiedlich. Dies erscheint einfacher, wenn die Kommune oder ein Wohnungsunternehmen für ein Wohnquartier direkt zuständig sind, wie das bei Wohnsiedlungen oder kleineren Gemeinden der Fall ist. Aber auch in größeren Städten kommt der Kommune eine wichtige Rolle bei der Unterstützung zu. Als Beispiel für eine Stärkung der selbstbestimmten Organisation wurde die Einrichtung eines Bürgerfonds für Wohnquartiere genannt.

    Der Sozialpsychiater, Dr. Klaus Dörner mahnte die Teilnehmer mit quartiersbezogenen Lebenskonzepten für Altersverwirrte zu beginnen, da hier die Not am größten sei. Er propagierte ein dreistufiges Sicherheitssystem, das die Betroffenen so lange als möglich in den eigenen Wänden bzw. im Quartier belässt.

    Zusammenfassend sind nach Ansicht der Teilnehmer folgende Anforderungen an die Gestaltung quartiersbezogener Wohnkonzepte von besonderer Bedeutung:

    - Wohn- und Betreuungsangebote sollen für kleinräumige Wohnquartiere organisiert werden.
    - Bauliche und soziale Maßnahmen werden verknüpft.
    - Quartiersbezogene Angebote werden ergänzt durch
    intensive Betreuung zu Hause und in
    Wohngruppen.
    - Quartiersbezogene Pflegeleistungen bedeuten auch
    eine Umschichtung stationärer Angebote.
    - Die Abstimmung mit Angeboten für andere Zielgruppen
    muss möglich sein.
    - Die Altenhilfe muss mit generationenübergreifenden
    Angeboten verknüpft werden.
    - Für die Verwirklichung bedarf es einer
    Entscheidungsbefugnis auf Quartiersebene und
    einer Mitsprache der Quartiersbewohner.
    - Die Unterstützung durch Kommunen ist notwendig.

    Rückfragen bitte an:

    Bertelsmann Stiftung; Carl-Bertelsmann-Straße 256; 33311 Gütersloh
    Themenfeld "Wirtschaft & Soziales"
    Tel: 0 52 41/81 81 205
    Fax: 0 52 41/81 681 205
    E-Mail: info@bertelsmann.de
    URL: www.bertelsmann-stiftung.de

    Kuratorium Deutsche Altershilfe; Wilhelmine-Lübke-Stiftung e.V.;
    An der Pauluskirche 3; 50677 Köln
    Referat "Wohnen im Alter"
    Tel: 02 21/93 18 47-34
    Fax: 02 21/93 18 47-6
    E-Mail: wohnen@kda.de
    URL: www.kda.de


    Weitere Informationen:

    http://www.kda.de
    http://www.bertelsmann-stiftung.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Pädagogik / Bildung, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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