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17.07.2003 13:47

Universität Stuttgart reformiert Lehramtsstudiengänge und streicht Geowissenschaften

Ursula Zitzler Stabsstelle Hochschulkommunikation
Universität Stuttgart

    Wichtiger Meilenstein für die Entwicklung der Universität Stuttgart -
    Senat beschließt mit großer Mehrheit Vorschlag der Arbeitsgruppe "Zukunftsoffensive der Universität Stuttgart"

    Mit großer Mehrheit hat der Senat der Universität Stuttgart eine mutige Entscheidung für die weitere Entwicklung getroffen: mit 20 Ja-Stimmen haben die Senatsmitglieder am 16. Juli mit leichten Modifikationen dem Vorschlag der Arbeitsgruppe "Zukunftsoffensive der Universität Stuttgart (ZUS)" zugestimmt. Sechs Senatsmitglieder stimmten mit Nein, vier enthielten sich. Die geisteswissenschaftlichen Lehramtsstudiengänge werden nicht eingestellt, sondern durch neue Zugänge über ein Bachelor-/Master-Modell reformiert und in ihrer Bandbreite reduziert. Angestrebt wird, dass bereits zum Wintersemester 2004/05 das Studium nach dem neuen Modell begonnen werden kann. Neben Einsparungen in weiteren Bereichen werden die geowissenschaftlichen Institute geschlossen und die entsprechenden Studiengänge eingestellt. Abstand genommen hat man von der urspünglich diskutierten Verlegung des Instituts für Volkswirtschaftslehre und Recht an die Universität Hohenheim im Tausch gegen die Verlagerung der Kommunikationswissenschaften nach Stuttgart. In der offenen, ausführlichen Diskussion wurde wiederholt hervorgehoben, dass die Schließung der hervorragende Arbeit leistenden Institute und die Einsparungen in weiteren Bereichen keineswegs freiwillig erfolgten, sondern unter dem Druck des politischen Spardiktats.

    Die Universität Stuttgart beschreitet mit dieser Entscheidung neue Wege. Dem Druck der Politik und staatlichen Kürzungen wird nicht durch Kürzungen mit dem "Rasenmäherprinzip" begegnet; vielmehr wird Exzellenz durch Schwerpunktbildungen bei den Stärken der Universität angestrebt. Konsens besteht darüber, dass die Struktur einer "Volluniversität" mit deutlich technischem Profil und ausgeprägten Kompetenzen im Bereich der Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften erhalten bleibt. Universitätsintern löst das Papier das Konsolidierungsprogramm ab, mit dem die Universität bisher versucht hatte, sich den nötigen Freiraum für ihre weitere Entwicklung zu verschaffen. "Diese Entscheidung zeigt, dass die Universität in der Lage ist, aus eigener Kraft ihre künftigen Strukturen festzulegen", betont Uni-Rektor Prof. Dieter Fritsch.

    Unter anderem empfiehlt das ZUS-Papier:
    - Die Einsetzung einer Kommission, die sich mit der Problematik von Bachelor- und Masterstudiengängen im Bereich der Ingenieur- und Naturwissenschaften vor allem mit Blick auf die Beibehaltung des Diploms auseinandersetzt.
    - Den Geisteswissenschaften wird empfohlen, die bereits eingeleitete Profilbildung im Bereich "Text - Wissen - Kultur - Gesellschaft", die sich in der Verbundenheit mit dem Internationalen Zentrum für Kultur- und Technikforschung zeigt, weiter voranzutreiben und entsprechende Bachelor- und Master-Studiengänge zu entwickeln.
    - Die Arbeitsgruppe empfiehlt die Reform der Lehramtsstudiengänge Deutsch, Englisch, Französisch, Geschichte und Politik durch einen fließenden Übergang nach einem Bachelor-Master-Modell und die Reduzierung der Bandbreite.
    - Vorgeschlagen wird die Streichung der Professuren Germanistische Linguistik, Linguistik/Germanistik, Landesgeschichte, Historische Hilfswissenschaften sowie die Zusammenlegung der Professuren für Computerlinguistik und der Professur für Formale Logik in eine Professur.
    - Die Arbeitsgruppe empfiehlt die Schließung der Institute für Geologie und Paläontologie, Mineralogie und Kristallchemie, Geophysik und Geographie. Damit verbunden ist die Streichung der Studiengänge Technische Geowissenschaften und Geographie (Diplom, Magister und Lehramt).
    - Ausdrücklich wird empfohlen, die Lehrerausbildung in Mathematik, Physik und Chemie mit einer gründlichen fachlichen Ausbildung, aber auch mit didaktischem Praxisbezug, fortzuführen.
    - Neben Einsparpotentialen in weiteren Bereichen sollen auch die Zentrale Verwaltung und Zentrale Einrichtungen bis 15 Prozent der Stellen einsparen, wobei etwa ein Drittel der Stellen in höherwertige Stellen umgewandelt werden sollen. Untersucht werden sollen mögliche Synergieeffekte und Outsourcing-Möglichkeiten von Werkstätten durch ein noch zu erstellendes Werkstättenkonzept.
    - Eine große Studierendenzahl wird von der Arbeitsgruppe nicht mehr als Qualitätsmerkmal der Universität angesehen. Hier sollen durch die Kombination von Eignungsfeststellungs- und Auswahlverfahren, die für die jeweilige Fach am besten gegeigneten Studierenden ausgewählt werden, um auf diese Weise die nach wie vor hohen Abrecherquoten deutlich zu reduzieren. Die Begrenzung darf aber - dies wird ausdrücklich hervorgehoben - kein Anlass für die politisch Verantwortlichen sein, der Universität weitere Mittel zu entziehen.

    Die Vorschläge der ZUS waren bereits am 18. Juni im Senat diskutiert und grundsätzlich befürwortet worden, anschließend hatten die Fakultäten Gelegenheit zur Stellungnahme. Nun ist der Senatsausschuss Struktur mit der Endredaktion des Papiers beauftragt. Der Universitätsrat, der bereits am 3. Juli die Zukunftsoffensive begrüßt hat, soll am 3. September über das Konzept beschließen.

    Die Schließung von Studiengängen - dies hebt Uni-Rektor Dieter Fritsch ausdrücklich hervor - hat keine Konsequenzen für die bereits eingeschriebenen oder zum kommenden Wintersemester ihr Studium beginnenden Studentinnen und Studenten. Diese werden ihr Studium in der Regelstudienzeit und einer Schonfrist von mindestens zwei Semestern abschließen können. Für die Reform der geisteswissenschaftlichen Lehramtsstudiengänge wird es flexible Übergangsregelungen geben.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
    regional
    Organisatorisches, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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