Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass die Ursachen für den fortschreitenden Verlust der biologischen Vielfalt vor allem in fehlendem oder unsicherem Wissen über die komplexen Verbindungen zwischen Natur und Gesellschaft liegen. Wissenschaftler empfehlen daher, die Biodiversitätsforschung stärker als bisher transdisziplinär auszurichten.
Der Weltbiodiversitätsrat tagt vom 7. bis 10. März 2017 in Bonn. Eines der zentralen Themen des IPBES-Plenums (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) ist die Einbeziehung indigenen und lokalen Wissens in die Umsetzung des Arbeits-planes. Damit adressiert der Weltbiodiversitätsrat eine der zentralen Herausforderungen der aktuellen Biodiversitätspolitik: Trotz einer Vielzahl nationaler und internationaler Initiativen und Programme, wie etwa die Ratifizierung nationaler Biodiversitätsstrategien, die Ausarbei¬tung von Aktionsplänen oder die Einrichtung von Schutzgebieten, dürften die Anstrengungen nicht ausreichen, um bis 2020 eine Verbesserung der biologischen Vielfalt zu gewährleisten.
„Um den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen, müssen wir uns sehr genau mit den komplexen Beziehungen zwischen Natur und Gesellschaft beschäftigen“, sagt Marion Mehring, Leiterin der Biodiversitätsforschung am Frankfurter ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. Wichtige Fragen der Biodiversitätsforschung sind: Welchen Nutzen oder Schaden hat die Gesellschaft von Biodiversität? Sind diese über alle gesellschaftlichen Gruppen gleich verteilt? Welche Ökosystemleistungen wollen wir erhalten? Welche unerwünschten Effekte müssen unbedingt vermieden werden? Wie kann ein gesellschaftlicher Wandel hin zu nachhaltiger Nutzung von Biodiversität umgesetzt werden? Zentraler Ansatzpunkt zur Beantwortung dieser und weiterer Fragen sind die Ökosystemleistungen.
Verbindung von wissenschaftlichem und nicht-wissenschaftlichem Wissen
Sie umfassen alle ökonomischen, ökologischen, kulturellen und sozialen Leistungen. Über die unterschiedlichen Kategorien wird ein direkter Bezug zu menschlichem Wohlergehen hergestellt. „Für den Erhalt der Biodiversität ist es unerlässlich, dass Organisationen wie der Weltbiodiversitätsrat die Notwendigkeit von Transdisziplinarität in der Biodiversitätsforschung anerkennen“, sagt Marion Mehring. Dazu gehöre auch die Forderung nach neuen Bündnissen zwischen den Disziplinen (Natur- und Sozialwissenschaften), die Einbeziehung von lokalem Wissen über Biodiversität sowie die Integration von gesellschaftlichen Partnern in den Forschungsprozess. Mit dem transdisziplinären Forschungsmodus ist es zudem möglich, Nutzungsdynamiken von Biodiversität in den Blick zu nehmen, wie beispielsweise Konflikte, die entstehen, wenn verschiedene Interessengruppen unterschiedliche Nutzungsansprüche an Ökosystemleistungen haben.
Hintergrundinformationen zu IPBES
IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services, auf Deutsch „Weltbiodiversitätsrat“) ist ein wissenschaftliches, zwischenstaatliches Gremium, das politischen Entscheidungsträgern objektive und zuverlässige Informationen über den Zustand und die Entwicklung der biologischen Vielfalt und ihrer Ökosystemleistungen zur Verfügung stellt. Die Mitglieder (126 Staaten) tagen in Form von Plena. 2011 fand das Gründungsplenum statt. Das Sekretariat des IPBES ist in Bonn angesiedelt und wird vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen verwaltet. Das 5. Plenum findet vom 7. bis 10. März in Bonn statt. Ziel von IPBES ist es, die Implementierung des Strategischen Plans für Biodiversität 2011–2020 zu fördern und zur besseren Implementierung beizutragen. Dazu gibt es ein Arbeitsprogramm (2014–2019), welches die beim IPBES-Sekretariat eingegangenen Anfragen und Vorschläge von Regierungen, zwischenstaatlichen Gremien, Nichtregierungsorganisationen sowie weiteren Akteuren berücksichtigt. Das übergeordnete Ziel ist die Stärkung der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik (Science-Policy-Schnittstelle) im Bereich Biodiversität und Ökosystemleistungen für den Schutz sowie die nachhaltige Nutzung der Biodiversität.
Mehring, Marion/Barbara Bernard/Diana Hummel/Stefan Liehr/Alexandra Lux (2017): Halting biodiversity loss: how social-ecological biodiversity research makes a difference. International Journal of Biodiversity Science, Ecosystem Services & Management 13 (1), 172–180 http://dx.doi.org/10.1080/21513732.2017.1289246
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Gesellschaft, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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