Studie benennt sieben Strategiefelder für die Zukunft
Die „Verkehrswende“ wird derzeit intensiv diskutiert. Wie der Weg hin zu einer nachhaltigen Mobilität für alle beschritten werden kann, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) und dem Planungsbüro Steteplanung im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung am Beispiel von Hessen erarbeitet. Die Studie wird heute in der Landespressekonferenz in Wiesbaden vorgestellt. Öffentliche Diskussionsveranstaltungen zur Studie finden ab heute in Frankfurt, Marburg und Kassel statt.
Mobilität ist eine zentrale Voraussetzung für soziale Teilhabe und für wirtschaftliche Entwicklung. Das vorherrschende Mobilitätsleitbild hat sich dabei in den letzten Jahren verändert. Der Wandel in den Köpfen schreite dennoch zu langsam voran. „Die Spätfolgen jahrzehntelanger Fehlentwicklungen blockieren die notwendigen Veränderungen“, sagt Jutta Deffner, Mobilitätsexpertin am ISOE und Leiterin des einjährigen Forschungsprojekts. Obwohl zum Beispiel im öffentlichen Personennahverkehr durchaus Innovationen spürbar seien, stoße er innerstädtisch an seine Grenzen. Neue Fortbewegungsformen wie Car- oder Ride-Sharing würden zwar von Trendsettern genutzt, aber viel zu wenig öffentlich gefördert. „Das Radfahren finden alle toll, aber wehe, Radfahrende brauchen wirklich Platz“, sagt Deffner. Ergebnis dieser Politik sei eine weitere Dominanz des Autos mit entsprechenden Auswirkungen auf die Lärm- und Feinstaubbelastung. „Heute gelten autogerechte Städte und Gemeinden nicht mehr als das Nonplusultra“, so Jutta Deffner. Hinzu kommt: Der Verkehrsbereich ist der einzige Sektor, in dem die notwendige CO2-Reduktion nicht gelingt. Die Aufenthaltsqualität hat sich in manchen Städten zwar verbessert, ist aber durch den Kfz-Verkehr weiterhin stark beeinträchtigt. Das gilt erst recht für ländliche Regionen, die dazu noch vom öffentlichen Verkehr abgehängt werden.
„Wir müssen feststellen, dass die Verkehrspolitik der letzten Jahrzehnte gescheitert ist“, sagt René Bormann, Leiter des Arbeitskreises Innovative Verkehrspolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung. Jutta Deffner betont: „Wir brauchen daher einen umfassenden Wandel unserer Mobilitätskultur, ein neues Leitbild nachhaltiger Mobilität.“ Die Studie, der ein intensiver diskursiver Prozess mit Beteiligten aus verschiedenen Bereichen vorausging, betrachtet exemplarisch das Bundesland Hessen. Hier lassen sich viele Entwicklungen beobachten, die auch für andere Regionen charakteristisch sind: Hessen ist eine der wichtigsten Verkehrsdrehscheiben Europas, das Rhein-Main-Gebiet nimmt hier eine hervorgehobene Stellung ein. Hessen ist stark vom Zusammentreffen unterschiedlicher Wirtschaftsbereiche geprägt. Es lebt von einer Mischung aus produzierendem Gewerbe, einem starken Verkehrs- und Logistiksektor, den vielen Banken und einem wissensintensiven Dienstleistungssektor.
Sieben Strategiefelder für eine nachhaltige Mobilität
In der Studie werden sieben Strategiefelder vorgestellt, die für eine nachhaltige Mobilitätskultur zentral sind. Dazu gehören multioptionale Mobilitätsangebote, Regionen der kurzen Wege und eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität in den Städten. Die Strategiefelder sind zudem nicht isoliert zu betrachten, vielmehr bedingen und unterstützen sie sich gegenseitig. „Entscheidend für eine nachhaltige Mobilitätskultur ist jedoch, dass politische Entscheidungsträger und Verwaltungen die Mobilität und den Verkehr nicht einfach dem Markt überlassen, sondern auf allen Ebenen eine stärker steuernd-gestaltende Rolle einnehmen“, sagt Jutta Deffner. Dazu gehöre auch, die Bedürfnisse und Anregungen aus der Bevölkerung stärker als bislang in Partizipationsprozessen zu berücksichtigen.
Studie „Nachhaltige Mobilitätskultur in Hessen gestalten“ zum Download:
http://www.fes.de/de/landesbuero-hessen/publikationen/
Termine der Diskussionsveranstaltungen:
Donnerstag, 9. März 2017, 18.00 Uhr, Frankfurt am Main
Montag, 13. März 2017, 18.00 Uhr, Marburg
Montag, 20. März 2017, 19.00 Uhr, Kassel
Weitere Informationen finden Sie unter http://www.fes.de/oas/portal/pls/portal/filefunctions.download/PLAKON/VERANSTALT....
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt am Main
Das ISOE gehört zu den führenden unabhängigen Instituten der Nachhaltigkeitsforschung. Seit mehr als 25 Jahren entwickelt das Institut wissenschaftliche Grundlagen und zukunftsfähige Konzepte für Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft – regional, national und international. Zu den Forschungsthemen gehören Wasser, Energie, Klimaschutz, Mobilität, Urbane Räume, Biodiversität und sozial-ökologische Systeme.
Friedrich-Ebert-Stiftung e.V.
Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) wurde 1925 gegründet und ist die traditionsreichste politische Stiftung Deutschlands. Dem Vermächtnis ihres Namensgebers ist sie bis heute verpflichtet und setzt sich für die Grundwerte der Sozialen Demokratie ein: Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Ideell ist sie der Sozialdemokratie und den freien Gewerkschaften verbunden.
http://www.isoe.de
http://www.fes.de/hessen
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport
überregional
Forschungsergebnisse, Pressetermine
Deutsch
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